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Pendlerhochburgen Potsdam und Berlin: Hin und her - Berufsverkehr

Wieder ein Rekord: 183 000 Brandenburger arbeiten in Berlin, 73 000 Berliner im Umland - so viel wie nie. Pendler-Hauptstadt ist Potsdam: Jeder zweite, der hier arbeitet, wohnt woanders.

Potsdam - Das Bild der  „Pendler“ gehört zum Alltag dieser Region. Man sieht sie in der S-Bahn, in vollen Regionalzügen, den Autokarawanen, die in den Morgen- und Nachmittagsstunden die Hauptstraßen zwischen Berlin und Brandenburg verstopfen. Immer mehr Menschen fahren zur Arbeit ins Nachbarland. Die Pendlerzahlen haben nach der aktuellen Statistik, die das gemeinsame Statistikamt beider Länder am Dienstag veröffentlichte, inzwischen einen neuen Höchststand erreicht. Schon nach früheren Untersuchungen gibt es nirgendwo sonst in Deutschland so viele Berufspendler wie zwischen Uckermark und Cottbus.

VON BRANDENBURG NACH BERLIN

Aus Brandenburg fahren mittlerweile 183 000 Menschen, die hier wohnen, tagein, tagaus zur Arbeit nach Berlin. Für den Arbeitsmarkt im Land ist dies eine immense Entlastung. Zum Vergleich: Das ist mehr als die Einwohnerzahl Potsdams. In Brandenburg selbst gibt es 763 000 sozialversicherungspflichtige Jobs. Die Pendlerzahlen sind damit weiter gestiegen, zum Vergleich: 2008 waren es noch 160 000 Berlin-Pendler. Im Jahr 2010 rund 179 000. Pendel-Spitzenreiter ist der Kreis Oberhavel mit 41 000 Auspendlern, davon 30 100 in die Hauptstadt. Im Kreis selbst gibt es nur 50 000 reguläre Jobs, leben 74 000 Erwerbstätige. Neben Oberhavel pendeln vor allem Einwohner der an Ostberlin grenzenden Kreise Barnim (24 600) und Märkisch-Oderland (23 100) über die Stadtgrenze, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es folgen die Speckgürtel-Kreise im Süden und Westen, Havelland (17 900), Dahme-Spreewald (17 600) Potsdam-Mittelmark (17 000) und Teltow-Fläming (16 000). Knapp 14000 Potsdamer haben einen Job in Berlin. Zwar gibt es deutlich weniger Berlin-Pendler aus den strukturschwachen, unter hoher Arbeitslosigkeit leidenden Regionen Brandenburgs. Doch nehmen immerhin 1700 Uckermärker, 925 Einwohner von Spree-Neiße, 528 Prignitzer und 700 Einwohner von Elbe–Elster für den Job in Berlin Anfahrtswege von bis zu über zwei Stunden in Kauf.

VON BERLIN NACH BRANDENBURG

Seitdem der „Speckgürtel“ brummt, sich dort immer mehr Firmen ansiedeln, sind Pendlerströme allerdings keine Einbahnstraße nach Berlin mehr: 73 500 Berliner haben in umgekehrter Richtung einen Job in Brandenburg. Zum Vergleich: 42 000 waren es 1995. Wenn Hauptstädter auswärts arbeiten, dann zuerst in Potsdam (13 900 Pendler aus Berlin) und dann natürlich im engeren „Speckgürtel“, etwa dem am neuen Großflughafen Schönefeld liegenden Kreis Dahme-Spreewald (10 790), nach Oberhavel (8500) nördlich der Stadtgrenze, Teltow-Fläming (7700), Märkisch-Oderland (7300), Potsdam-Mittelmark (6700). Auch hier sind die Zahlen für die berlinfernen Regionen durchaus auffällig: Nach Frankfurt/Oder, dem Standort der Viadrina-Universität, pendeln 1100 Berliner, nach Cottbus 713 Hauptstädter, und nach Brandenburg an der Havel – Sitz von Oberlandesgericht, Generalstaatsanwaltschaft, Fachhochschule und Industriefirmen – immerhin 670 Berliner. Und immerhin 489 Berliner haben einen Job in der Uckermark, 187 in der Prignitz. Selbst in den tiefsten Süden des Landes pendeln Berliner zur Arbeit, nach Elbe–Elster (144) und Spree-Neiße (251).

INNERHALB BRANDENBURGS

Gependelt wird aber nicht nur aus und nach Berlin, sondern auch im Lande. Die märkische Pendler-Hauptstadt ist das wachsende Potsdam, hier gibt es bei insgesamt 76 000 sozialversicherungspflichtigen Jobs 45 900 Einpendler, was einem Anteil von 60 Prozent entspricht. In Potsdam selbst leben 59 000 Erwerbstätige. Es gibt, so die Kurzformel, mehr Jobs als einheimische Anwärter darauf. 28 000 Potsdamer arbeiten außerhalb der Stadt, knapp 13 000 in Berlin, knapp zehntausend in einem anderen märkischen Kreis, davon 6200 in Potsdam-Mittelmark. Im Lande gibt es neben Potsdam verschiedene „Job-Zentren“: Nach Potsdam-Mittelmark etwa pendeln 26 000 Menschen zur Arbeit, nach Dahme-Spreewald 24 000, nach Cottbus 22 000, Teltow-Fläming 21 800, Oberhavel 17 000. Auf der anderen Seite: Die meisten „Auspendler“ gibt es in Potsdam-Mittelmark (48 000), Oberhavel (41 000), Märkisch-Oderland (40 000), Barnim (35 000) und Dahme-Spreewald (32 100), alles Speckgürtel-Regionen. So ist innerhalb Brandenburgs das Pendler-Gefälle durchaus krass. So leben in Barnim 64 000 Beschäftigte, davon haben 29 100 im Kreis selbst einen Job, im Havelland sind es 56 000 Erwerbstätige, davon 26 000 mit einem Job im Kreis selbst. Der große Rest fährt.

VON BRANDENBURG IN ANDERE LÄNDER

Auch sie gibt es, die „Fernpendler“, die für den Job teils extreme Wege in andere Bundesländer in Kauf nehmen. Sie kommen zwar nicht an die Dimension der Berlin-Pendler heran, sind aber signifikant. Hinter den Zahlen verbergen sich jene, die nur an den Wochenenden nach Hause kommen: So pendeln 9100 Brandenburger – mit Wohnsitz in der Mark – zum Job nach Nordrhein-Westfalen, 6800 nach Bayern, 5600 nach Niedersachsen, 5000 nach Württemberg, 4400 nach Hessen, 3800 nach Hamburg, 2600 in Schleswig-Holstein, 1100 in Rheinland-Pfalz. Und es gibt auch Brandenburger Bewohner der Randregionen, die in ostdeutschen Nachbarländern ihren Job fanden, 15 000 in Sachsen, 8000 in Sachsen-Anhalt, 7000 in Mecklenburg.

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