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Kultur: Hauptsache historisch

Die Ufa-Filmnächte finden erstmals im Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie statt

Die Dreharbeiten zu Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm „Faust“ begannen im frühen 16. Jahrhundert im Raum Regensburg. Nun gut, noch nicht die mit Kamera und Schauspielern, jedoch vorbereitende Arbeiten an der Kulisse, quasi das Set Design. Der Name des Mitarbeiters: Albrecht Altdorfer. Der Renaissancemaler war einer der ersten in Europa, die Landschaften, zuvor nur Staffage zu frommen Szenen, zum eigentlichen Bildthema machten. Und 400 Jahre später war er eben für Fausts berühmte Flugszene wichtigster Inspirator der Set-Architekten Walter Röhrig und Robert Herlth, wie Letzterer berichtete: „Für den Flug auf dem Mantel Mephistos hatten Röhrig und ich in einem Schuppen von 35 m Länge und 20 m Breite Modelle gebaut mit Landschaften nach Altdorfer: Lärchen und Tannen aus Rohr und Schilfbüscheln, Wolken aus Graswolle, Wasserfälle, Kornfelder aus Gras (mühselig in weichem Gips befestigt) modelliert, und viele andere Kleinkünste entfaltet.“ Historisch exakt sollte der Film werden, da brauchte man Vorlagen aus der Zeit des historischen Faust. Daher griff Drehbuchautor Hans Kayser weniger auf Goethes klassische Version des Stoffes zurück, vielmehr auf das Volksbuch „Historia von D. Johann Fausten“ und Christopher Marlowes „The Tragical History of D. Faustus“, beide aus dem späten 16. Jahrhundert.

Der „Faust“-Film, 1925/26 im Ufa-Atelier in der Tempelhofer Oberlandstraße entstanden, und am 26. August 1926 einmalig im U.T. Nollendorfplatz, dann am 14. Oktober mit neuen Untertiteln im Ufa-Palast am Zoo uraufgeführt, gehört zum Programm der diesjährigen Ufa-Filmnächte, zu der die Produktionsgesellschaft Ufa und der Bertelsmann-Konzern diesmal auf die Museumsinsel einladen. 2011 zunächst vor der Orangerie im Schlosspark Sanssouci veranstaltet, dann zweimal auf dem Schinkelplatz hinter der Bertelsmann-Repräsentanz Unter den Linden, werden die drei Filme des aktuellen Programms nun mit Livemusik vor der Kulisse des Kolonnadenhofs an der Alten Nationalgalerie gezeigt, jeweils präsentiert von Prominenten der Leinwand.

Beim ersten Film ist das Joachim Król, er stellt am 21. August Paul Wegeners „Der Golem, wie er in die Welt kam“ vor. Es ist der dritte und berühmteste Film des Regisseurs über die uralte jüdische Legende vom Golem, 1920 bei der Ufa in Tempelhof gedreht, mit Wegener in der Titelrolle. Hans Poelzig, der in Berlin das Haus des Rundfunks an der Masurenallee und den Wohnblock mit dem Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz baute, hatte gemeinsam mit Kurt Richter die expressionistischen Bauten entworfen. Begleitet wird die Geschichte von dem aus Lehm geschaffenen Golem, der die Juden vor Verfolgung schützen soll und schließlich selbst zur Bedrohung der Menschen wird, vom Filmorchester Babelsberg.

Am 22. August wird Murnaus „Faust“ gezeigt, mit Gösta Ekman in der Titelrolle und Emil Jannings als Mephisto, zur Musik von Stephen Horne (Piano, Flöte, Akkordeon) und Kristoff Becker (Cello). Filmpate ist Armin Rohde. Die Reihe wird am 23. August mit Robert Wienes „Das Cabinet des Dr. Caligari“ beschlossen, 1919 mit Werner Krauß als Caligari in Weißensee gedreht, nun präsentiert von Maria Schrader. Begleitet wird die Vorführung vom Solistenensemble des Deutschen Filmorchesters Babelsberg. Die Originalmusik von Giuseppe Becce ist zwar verschollen, doch hat Lothar Prox sie aufgrund von überlieferten Motiven des Komponisten zu rekonstruieren versucht. Gezeigt wird die mithilfe des Hauptsponsors Bertelsmann digital rekonstruierte Fassung, die im Februar auf der Berlinale gezeigt worden war – ein Meisterwerk des expressionistischen Films.

Ufa-Filmnächte, 21. bis 23. August, 21 Uhr, Museumsinsel, Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie. Tickets gibt es im Tagesspiegel-Shop, Askanischer Platz 3, Kreuzberg, 12 Euro (Mo bis Fr 9–18 Uhr, Tel. 030-29021-520 oder www.tagesspiegel.de/shop). Weiter gibt es Tickets zum Preis von 15 Euro unter www.ufa-filmnaechte.de und unter www.gegenbauer-ticketservice.de, unter Tel. 030-4430 4430, per E-Mail an ticket@gegenbauer-ticketservice.de oder bei den Vorverkaufskassen.

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