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SV Babelsberg 03: Feuer unterm Dach

SVB-Mitglieder fordern die Beurlaubung des Geschäftsführers Klaus Brüggemann, der am Mittwoch auch Rückendeckung erhielt

Steht der SV Babelsberg 03 vor einer Zerreißprobe? Beim Fußball-Drittligisten ist mal wieder Feuer unterm Dach. Ein Teil der Mitgliedschaft scheint nicht mehr allem zu glauben, was der Vorstand verlauten lässt. Am Dienstagabend eskalierte die Situation auf einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung des SVB, als eine große Mehrheit der anwesenden Mitglieder für einen kurzfristig eingebrachten Antrag stimmte, der Vorstand möge die Beurlaubung Klaus Brüggemanns prüfen (PNN berichteten). Begründung: Die Tätigkeit des Geschäftsführers sei für einen Teil der Mitgliedschaft nicht ersichtlich (siehe auch nebenstehend „Fans fordern mehr Transparenz“).

Vorangegangen war eine hitzige Diskussion mehrerer Fans mit dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Bastian über die konkreten Tätigkeiten des Geschäftsführers, die Bastian nicht zur Zufriedenheit der Fragesteller beantwortete. Brüggemann wurde von Teilen der Mitgliedschaft vorgeworfen, dass er nicht in dem Maße Sponsorengelder für den Verein akquiriere, wie dies versprochen worden sei. Hintergründig spielte dabei aber auch die Mitte Mai dieses Jahres erfolgte Beurlaubung des bei vielen Anhängern sehr beliebten Trainers Dietmar Demuth eine Rolle. Der Geschäftsführer wird als treibende Kraft bei der Trennung von Demuth betrachtet, was ihm und dem Vorstand immer noch verübelt wird.

Finanziell bewegt sich der Drittligist, der in dieser Saison mit einem Etat von vier Millionen Euro für den Gesamtverein plant, auf einem äußerst schmalen Grat. „Die Zahlungsfähigkeit in dieser Saison ist gegeben“, erklärte Vereinschef Bastian am Dienstagabend vor den Mitgliedern. „Im Bedarfsfall ist die Streckung der Schulden so möglich, dass wir keine Probleme mit dem DFB bekommen.“ Allerdings habe der Verein bisher noch keinen neuen Hauptsponsor oder Mäzen gefunden. „Und von den großmundigen Versprechungen des vergangenen Jahres ist bisher nicht viel mehr geblieben als heiße Luft“, so Bastian, der Ende September in einem Programmheft des SVB erklärt hatte: „Klar ist, dass wir eine weitere Saison Drittliga nicht noch einmal mit demselben Risiko angehen können wie in diesem Jahr.“

Auch Geschäftsführer Brüggemann klagt über Schwierigkeiten bei der Sponsorensuche. „Potsdam hat keine Gönner und Mäzene, die sich wie in anderen Städten mit dem Fußball identifizieren“, sagte er am Mittwoch den PNN. „Außerdem benötigt man für nationale Werbeträger TV-Werte, und durch den RBB liegen wir bei der Fernsehübertragung an letzter Stelle aller zwanzig Drittligisten.“ Es sei so, „dass, wenn einer etwas gibt, in der Regel über Multiplikatoren mehr kommt“, so Brüggemann. „Aber da kommt aus Potsdam gar nichts.“ Die durchschnittliche Beteiligung städtischer Unternehmen in der Dritten Liga läge bei 750 000 Euro. „Und bei uns in Potsdam wird bei einem Zuschuss von 150 000 Euro Alarm gemacht.“ Auf der Mitgliederversammlung hatte der Geschäftsführer außerdem erläutert, dass es bei der Sponsorensuche für den SVB eine Ausfallquote von 9:1 gebe; das heißt, dass nur eins von zehn Gesprächen erfolgreich sei. Brüggemann wehrte sich dagegen, vor den Mitgliedern Rechenschaft über seine Tätigkeiten abzulegen. „Der Ansatz ist ein anderer“, meint er: „Der Vorstand muss beurteilen, wie er meine Arbeit einschätzt. Ich muss vor den Mitgliedern nicht zu jedem Scheiß, der im Fanforum geäußert wird, Stellung nehmen.“ Es habe ihn gerührt, dass ihm das gesamte Drittliga-Team in einer am Mittwoch auf der SVB-Homepage veröffentlichten gemeinsamen Erklärung den Rücken gestärkt habe. Die Mannschaft bekräftigt in dieser Erklärung, „dass wir zu 100 Prozent hinter unserem Geschäftsführer Klaus Brüggemann stehen“ (siehe Kasten).

Gleichwohl erklärte Brüggemann gestern gegenüber PNN: „Ich werde mir mit Sicherheit nicht mehr lange angucken, mich hier beschädigen zu lassen. Wenn der Vorstand und der Aufsichtsrat jetzt nicht aktiv werden und klar Stellung beziehen, muss ich mir die Frage stellen, ob hier eine weitere Zusammenarbeit überhaupt noch möglich ist. Ich werde ja persönlich beschädigt.“

Dr. Frank H. Walter-von Gierke, Vorstandsmitglied für Organisation, Struktur und Recht, verweist darauf, dass der Vorstand seinen Geschäftsführer nicht einfach so beurlauben könne, auch wenn es ein Großteil der Mitglieder fordere. „Wir könnten Herrn Brüggemann fristlos nur aus wichtigem Grund kündigen, und dafür gibt es überhaupt keinen Anhaltspunkt“, sagte der Jurist, der am Dienstagabend die Forderung nach Brüggemanns Beurlaubung als „Frontalangriff auf Vorstand und Aufsichtsrat“ bezeichnet hatte. „Vorstand und Aufsichtsrat stehen voll hinter Herrn Brüggemann und der von ihm geleisteten Arbeit.“

Vorstandschef Thomas Bastian versprach den Mitgliedern am Dienstagabend, ihnen ein Organigramm mit den Tätigkeitsfeldern und Aufgaben des Geschäftsführers und des Geschäftsstellenleiters zukommen zu lassen. Ob dies die Diskussionen über Klaus Brüggemann verstummen lässt, bleibt abzuwarten.

Was Fans, Mannschaft und Aufsichtsratschef sagen - lesen Sie in der Donnerstagausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten.

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