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Potsdamer Talente: Discgolfer Carl Rose: Ein Leben mit den Scheiben

Der Potsdamer Carl Rose braucht in seinem Sport Nervenstärke, taktisches Geschick und ganz viel Fingerspitzengefühl. Er spielt Discgolf. Dabei versucht Carl Rose, Frisbees mit präzisen Würfen in einen Korb zu manövrieren.

Wenn Carl Rose seine für jede Bahn passgenau ausgewählte Frisbee-Scheibe zur Hand nimmt, mit dieser kurz den anstehenden Wurf simuliert und sie schließlich nach drei kurzen, schnellen Vorwärtsschritten schwungvoll aus der Hand gleiten lässt, kann man fast immer davon ausgehen, dass das Spielgerät den geplanten Weg nimmt und sich dem Ziel wunschgemäß annähert. Der 18-Jährige von den Hyzernauts Potsdam beherrscht das Discgolfen hervorragend, er gilt als einer der besten deutschen Juniorenspieler und schickt sich an, auch bei den Herren in die nationale Elite vorzudringen.

Die Sportart, die Rose seit vielen Jahren akribisch und diszipliniert betreibt, erfreut sich zunehmender Beliebtheit und ist in ihren Grundregeln leicht zu verstehen. Dem Golf gleich muss die Frisbee-Scheibe mit möglichst wenigen Würfen im Zielkorb untergebracht werden. Ein zumeist an die natürlichen Gegebenheiten angepasster Kurs von bis zu 18 Bahnen bietet auch Freizeitsportlern abwechslungsreiche und gesellige Stunden.

Das Training funktioniert autodidaktisch

Von nur gelegentlichem Freizeitvergnügen kann bei Rose aber keine Rede mehr sein: Ende Juni 2015 wurde er mit 17 Jahren Deutscher Meister in der Altersklasse U19. Seinen bisher größten Erfolg bezeichnet er als „super schön“, gerade vor dem Hintergrund, „nicht als Top-Favorit“ angereist zu sein. Der damals überraschend große Vorsprung mag ihn dazu bewogen haben, bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften im September den Sprung ins Herrenstarterfeld zu wagen und dort eine Platzierung in den Top 10 anzustreben. Dies erscheint bei seiner sportlichen Entwicklung der vergangenen Jahre realistisch, zumal der Abiturient des Helmholtz-Gymnasiums betont, sich in dieser Saison in vielen Aspekten deutlich verbessert zu haben und insgesamt viel sicherer und konstanter zu spielen. 

Um die Wurfsicherheit und das Gefühl für die Scheibe zu erhalten und auszubauen, stehen – neben zwei Turnieren – bis zum Showdown Mitte September noch viele Einheiten im Potsdamer Volkspark an. Dort absolviert Carl Rose in „einem der schönsten Parcours Deutschlands“, wie er findet, sein tägliches Training. Täglich darf hierbei wortwörtlich genommen werden. Es vergeht kaum ein Tag, an dem er nicht im Volkspark zu finden ist. Einen festen Trainer, der den Athleten zur Seite steht, gibt es bei den Hyzernauts nicht, stattdessen wird autodidaktisch gearbeitet. „Man erschließt sich das so ein bisschen alleine, lernt von den besseren Spielern oder schaut sich Videos an“, erläutert Rose, der auch Trainingsalternativen hat, wenn ihm mal die Zeit fehlt, um zu der Anlage im Potsdamer Norden zu fahren. Dann wird der eigene Korb im heimischen Garten genutzt. Oder er geht auf ein freies Feld, wo er die weiten Würfe – die sogenannten Drives – übt. Diese sind Roses Stärke. Sie gehen ihm zumeist leicht von der Hand. Ganz oben auf der Agenda stand für ihn in den zurückliegenden Jahren aber vor allem das Putten, also der abschließende Zielwurf aus kurzen Entfernungen. Denn „dieser Wurf“, meint er, „macht den Unterschied zwischen guten und sehr guten Spielern aus“.

Lieber etwas risikoärmerer werfen 

Neben der mentalen Kraft, die es braucht, um nach Fehlern wieder schnell die Konzentration zu finden, nennt Carl Rose die taktischen Feinheiten als große Herausforderung seines Sports. Für jede Bahn muss eine individuelle Herangehensweise in Abwägung der persönlichen Stärken und Schwächen gefunden werden. Er selbst habe sich in der Vergangenheit „zwingen müssen, kein unnötiges Risiko einzugehen“ und lieber auf das Par – die vorgesehene Anzahl an Würfen – zu spielen. Durch diese konservativere Wurfwahl hat er letztlich einen positiven Entwicklungsschritt genommen, die Ergebnisse des ehrgeizigen Potsdamers haben sich verbessert. 

Unter Beweis stellen möchte er das bei der Deutschen Meisterschaft im September. In deren Anschluss beginnt dann für Carl Rose ein neuer Lebensabschnitt. Er nimmt ein Studium der Biotechnologie auf und zieht dafür nach Jena. „Trotzdem werde ich noch relativ viel in Potsdam sein“, sagt der Discgolfer, der sowohl seinem Sport als auch seinem Verein erhalten bleibt. Besucher des Potsdamer Volksparks werden somit auch weiterhin bewundern können, wie Carl Rose seine Scheiben zielgenau in die Körbe manövriert.

Yannick Lebherz

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