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Von Günter Schenke: Die Superstars von Sanssouci sind wieder da

Venus und Merkur vor Sanssouci-Terrassen wieder aufgestellt. Französisches Rondell im Oktober fertig

Sanssouci - Venus und Merkur, die berühmten Marmorskulpturen von Jean-Baptise Pigalle, stehen seit gestern wieder vor den Terrassen des Schlosses Sanssouci. Es handelt sich um Meister-Kopien der Original-Bildwerke aus dem Berliner Bode-Museum.

Merkur stand gestern Vormittag bereits verhüllt auf seinem ebenfalls neuen Postament, Venus erschien gegen 10.15 Uhr mit einem Autokran der Stahnsdorfer Firma Melior & Partner. „Das sind die Star-Stücke des Französischen Rondells an der Großen Fontäne“, bemerkte der Direktor der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten, Prof. Hartmut Dorgerloh. Die Venus sei das am meisten fotografierte Kunstwerk im Park Sanssouci. Mit ihrer Aufstellung seien zehn der Rondell-Skulpturen aus Carrara-Marmor wieder hergestellt. Die beiden letzten, welche die Elemente Feuer und Wasser symbolisieren, folgen im Oktober, kündigt Dorgerloh an.

Die Kustodin der Skulpturensammlung, Saskia Hüneke, erwähnte gestern, dass Venus und Merkur nunmehr zum dritten Mal an diesem Ort aufgestellt werden. Als Geschenke des französischen Königs Ludwig XV. für Friedrich II. fanden sie 1752 hier erstmals ihren Platz. „Friedrich II. wollte den ersten Rang der Kunstwerke in Potsdam sehen“, sagt Hüneke und bemerkt zum Aufstellungsort: „Am Fuße des Schlosses Sanssouci war das der hervorragendste Platz, den Preußen zu bieten hatte.“

Jean-Baptise Pigalle (1714 - 1785) war laut Hüneke ein in seiner Zeit einzigartiger Künstler. Bereits im Alter von dreißig Jahren sei er in die Königliche Akademie aufgenommen worden. Aufnahmestück für die „Académie Royale de Peinture et de Sculpture“ war der Merkur, dessen „natürliche Abbildung auf antike Art und Weise“ damals Aufsehen erregt habe.

Für den Potsdamer Bildhauer Rudolf Böhm, dem langjährigen Leiter der Sanssouci-Skulpturenwerkstatt, war die Kopie der Venus die erste große Arbeit nach seinem Eintritt ins Rentenalter. Wie Böhm gegenüber den PNN erwähnte, musste die punktgenaue Kopie beim ersten Versuch gelingen. Um Materialfehler auszuschließen, sei der Marmorblock zuvor mit physikalischen Methoden einer eingehenden Untersuchung und Durchleuchtung unterzogen worden. Das gilt auch für die Figur des Merkur, dessen Kopie von Wolfgang Wille, der bereits mehrere Statuen und Gruppen für das Französische Rondell kopiert hat, stammt.

Die beiden Potsdamer Bildhauer hätten sich auf die besondere Arbeitsweise Pigalles eingestellt. Rudolf Böhm verfügt laut Hüneke über einen immensen Erfahrungsschatz im Umgang mit historischen Bildhauerhandschriften. Die Kustodin erwähnt die gute Zusammenarbeit mit der Berliner Skulpturenwerkstatt, durch die es möglich gewesen sei, die Abformung von den Originalen vorzunehmen. Die Kopisten hätten immer wieder den Vergleich mit den Originalen anstellen und so die kleinsten Feinheiten herausarbeiten können.

Merkur wurde bereits im Jahre 1844 durch eine Kopie von Heinrich Berges ersetzt und die Venus 1904 durch eine Kopie von Paul Hubrich. Diese Arbeiten seien durch Witterungseinflüsse zunehmend in Mitleidenschaft gezogen worden, sagt die Kustodin. Besonders nach dem zweiten Weltkrieg, als die winterliche Einhausung unterblieb, seien größere Schäden entstanden.

Generaldirektor Dorgerloh sagte, dass die Stiftung noch immer nicht über ein geeignetes Depot mit öffentlichem Zugang für die „ausrangierten“ Skulpturen verfüge. Es sei eine wichtige Aufgabe für die nächsten Jahre, eine dauerhafte Unterkunft für die Kunstwerke, ein so genanntes Lapidarium, zu schaffen.

Günter Schenke

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