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MÜHLENTAG IN POTSDAM: Die Mühle im Dorf lassen

Gunter Watzke hat die Fahrländer Bockwindmühle gekauft und will sie mithilfe eines Vereins sanieren. Am Pfingstmontag ist das Baudenkmal geöffnet

Eine Bockwindmühle muss was aushalten können. Bei starkem Sturm wurden kürzlich historische Mühlen in Norddeutschland beschädigt, sagt Gunter Watzke. Der Endfünfziger aus Sachsen ist seit einem Jahr brandenburgischer Mühlenbesitzer. 2013 ersteigerte er die alte Bockwindmühle in Fahrland. Jetzt nimmt er zum ersten Mal am Deutschen Mühlentag teil, kommt nach Potsdam und öffnet die Mühlentür.

Lange Zeit hatte sich der Vorbesitzer aus Bayern um das Bauwerk, immerhin ein technisches Denkmal, kaum oder gar nicht gekümmert. Er vernachlässigte die Mühle, vor allem ihr Innenleben verfiel. Irgendwann mussten sogar die Flügel abgebaut werden, es wäre einfach zu gefährlich geworden, die morschen Holzteile dem Wetter weiter auszuliefern. „Das sind schon enorme Windlasten, die da wirken – auf das gesamte Bauwerk“, sagt Watzke. Deshalb muss zunächst die gesamte Statik stimmen, bevor man – als allerletzten Sanierungsschritt – neue Flügel anbaut.

Seit 216 Jahren steht die Mühle an der Straße, weithin sichtbar am Wegesrand zwischen Fahrland und Kartzow. 1798, 40 Jahren nach ihrer Erbauung, wurde sie noch mal umgesetzt an ihren heutigen Platz. Auch Friedrich der Große ließ in diesen Zeiten Mühlen in seiner wachsenden Garnisonstadt erbauen. Übrig geblieben ist die Holländermühle neben Schloss Sanssouci, mitten in der Stadt.

In Fahrland blieb alles eher ländlich. Auf dem Grundstück der Mühle gegenüber, wo jetzt ein Parkplatz ist, hatte der Müller sein Wohngebäude, davon sind nur noch die Fundamente unter wildem Baumwuchs erhalten. Etwa 150 Meter weiter ist das nächste Wohnhaus, die Bewohnerin erinnert sich noch, wie bis in die 60er-Jahre hinein die Mühle genutzt wurde. Bauern aus der Umgebung, vermutet sie, brachten ihr Getreide hierher. Die Mühle spuckte Schrot und Mehl aus, 50 Tonnen pro Jahr etwa, bis zu ihrer Stilllegung 1968.

Die beste Mahl-Zeit mit der stärksten Windkraft herrschte zwischen 10 und 16 Uhr. Alle drei Monate, so schreibt Watzke über seine Mühle, wurden die Mühlsteine geschärft, die Holzteile mit einer Mischung aus Bienenwachs und Graphit geschmiert. Vor etwa 40 Jahren kamen Anbauten rund um den Bock dazu, Nebengelasse mit weißgetünchten Mauern, die sich unter den trutzigen Holzkorpus ducken.

Trotz ihres Alters ist die Fahrländer Mühle jedoch relativ gut erhalten, eine der wenigen in der Gegend um Potsdam, eine von ursprünglich drei Mühlen in Fahrland. 13 Meter ist sie hoch, der Sockel misst im Grundriss sieben mal fünf Meter. Das riesige Grundstück drumherum, mehr als fünf Hektar, hat Watzke ebenfalls erworben. Zurzeit macht er sich Gedanken über ein Konzept für das Mühlenareal. Ein stimmiges Ensemble soll es werden, auch das Müllerhaus würde er gern wieder aufbauen.

Zunächst muss er sich um die Mühle kümmern. Diese zu sanieren, das werde eine sechststellige Summe kosten, vermutet er. Bisher hat er das Gebäude zumindest so weit hergerichtet, dass es gefahrlos betreten werden kann.

Warum Gunter Watzke sich so sehr für die Mühle engagiert, kann er nicht genau sagen. Er erinnert sich, dass im Dorf seiner Großmutter eine Mühle stand, dieser Anblick sei ihm vertaut gewesen. Über Verwandtschaft im Potsdamer Raum erfuhr er dann von der Zwangsversteigerung der Fahrländer Mühle – und griff zu.

Wie es weitergeht, ist noch offen. Watzke hofft, dass sich bald ein Verein zur Rettung der Fahrländer Mühle gründen wird, dass er öffentliche Gelder zur Sanierung bekommt. Denn alleine könne er so ein Projekt nicht finanzieren.

Am Pfingstmontag, dem Deutschen Mühlentag, wird Ortsvorsteher Claus Wartenberg (SPD) persönlich durch die Mühle führen, Historie und technische Details erklären. „Der kennt sich damit aus, er kommt ja aus dem Denkmalschutz“, so Watzke. Er hofft, dass viele Besucher noch historische Aufnahmen der alten Mühle zu Hause haben – und dann mitbringen. „Es gibt leider sehr wenige historische Dokumente über diese Landmarke“, sagt Watzke.

Wer die Mühle am Montag besucht, kann sie also ausnahmsweise auch von innen besichtigen. Außerdem sind regionale Vereine und Produzenten vor Ort, es gibt Wein aus Werder, Gegrilltes und Kuchen der Landfrauen. Die fetten Mühlsteine auf der Blumenwiese – einem Südhang – dürfen dann als Picknicktische dienen, oder man plant einen Besuch der ehemaligen Mühlenbaude, heute ein italienisches Restaurant mit Terrasse – inklusive Mühlenblick.

Am Montag ist auch die Historische Mühle von Sanssouci geöffnet. 1738 stand dort einst eine Bockwindmühle, seit 1791 ein Galerieholländer. Das fast 26 Meter hohe Gebäude ist heute Museum und kann bis unters Dach besichtigt werden. Von der Galerie aus bietet sich ein toller Blick über Schloss und Park Sanssouci. Auch Mühlenprodukte werden hier verkauft.

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