zum Hauptinhalt

Pläne für Synagoge in Potsdam: Die Fassadenfrage

Endlich steht der Zeitplan für Potsdams Synagogenneubau. Wie geht es nun weiter mit dem Projekt? Noch gibt es Unstimmigkeiten. PNN.de gibt einen Überblick.

Potsdam - Jahrelang schien sich nichts zu bewegen, jetzt geht es voran im Projekt Synagogenneubau. Der Berliner Architekt Jost Haberland, der den Neubau projektiert, hat im Synagogenworkshop am Mittwochabend erstmals den Zeitplan vorgestellt. Demnach soll der Neuentwurf für die Synagoge bis Mai 2019 ins Baugenehmigungsverfahren gehen, im Frühjahr 2020 soll Baustart sein. Im Frühjahr 2022, zehn Jahre später als ursprünglich vorgesehen, soll die neue Synagoge in der Schloßstraße eingeweiht werden. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen.

Wieso dauert das Projekt so lange?

Grund ist der Streit um das Aussehen des Neubaus, der auch zur Spaltung der jüdischen Gemeinde führte. Der 2009 in einem Wettbewerbsverfahren als Sieger gekürte erste Entwurf von Haberland war Kritikern nicht sakral genug. Sie gründeten in der Folge eine eigene Gemeinde, die Synagogengemeinde. Zwischen ihr und der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam waren die Fronten lange Zeit verhärtet. Das Land hatte eine Einigung zur Voraussetzung für weitere Schritte gemacht. Mittlerweile haben sich die Gemeinden wieder angenähert und kooperieren, unter anderem in einem neu gegründeten gemeinsamen Landesverband-West.

Was muss jetzt noch passieren?

Der nächste und wichtigste Schritt ist die Entscheidung über die Fassade. Beim Raumkonzept sind sich die Gemeinden bereits einig. Einigkeit besteht auch darüber, dass sie das Gotteshaus selbst betreiben wollen. In welcher juristischen Form genau, das wird derzeit in Gesprächen mit dem Land geklärt.

Wie soll die Entscheidung über die Fassade fallen?

Haberland stellte zur Fassadengestaltung im Workshop am Mittwoch sechs erste Ideenskizzen sowie Beispiele von Synagogen aus anderen Städten vor. Demnach müssen einige Grundprinzipien abgewogen werden: Die Synagogenfassade könne sich einerseits zurückhaltend in den Straßenzug einpassen oder andererseits als Monument bewusst ein Zeichen setzen. Sie könne in Anlehnung an die jüdische Tradition mit Ornamenten wie dem Davidstern spielen. Auch darüber, wie offen das Haus in die Stadt hinein wirken soll, müssen sich die Nutzer verständigen. Unter den rund 20 Teilnehmern im Workshop, unter ihnen auch viele Nicht-Juden, gab es einigen Zuspruch für einen zurückhaltenden Entwurf, aber auch Stimmen für eine ornamentale Gestaltung.

Eine monumentale Gestaltung wurde eher abgelehnt. Haberlands Vorschläge in Bezug auf Offenheit – etwa die Synagoge mit einem zweiten unabhängigen Eingang von der Straße direkt in den Veranstaltungs-/Cafébereich auszustatten und die Dachterrasse öffentlich zugänglich zu machen, wurden begrüßt. Eine erste Richtungsentscheidung soll nun im kleinen Kreis bis Mai fallen, sagte Ud Joffe, der Vorsitzende der Synagogengemeinde und des neuen gemeinsamen Landesverbandes-West. Danach sollen die Entwürfe weiter konkretisiert und in den Gemeinden besprochen werden. Bis zur Sommerpause soll eine Einigung stehen. Im Herbst könnte Haberland dann in die Entwurfsplanung gehen.

Was kostet der Neubau?

Diese Frage wird erst zu beantworten sein, wenn feststeht, was genau gebaut wird. Klar ist aber eines: Die fünf Millionen Euro, die das Land ursprünglich eingeplant hat, werden bei weitem nicht reichen – allein schon wegen der Baukostensteigerungen in den vergangenen zehn Jahren, aber auch wegen der Zusatzkosten für die Umplanungen. Ministeriumssprecher Breiding bekräftigte am Donnerstag die Zusage des Landes, Mehrkosten zu tragen: „Das, was notwendig sein wird, wird das Land bereitstellen.“ Bauherr ist der Brandenburgische Landesbetrieb Bauen.

Wer soll die Synagoge betreiben?

Das wollen die jüdischen Gemeinden gemeinsam. Das Land hat dafür eine Stiftung als Träger für die Synagoge vorgeschlagen, in der die Gemeinden, aber auch Vertreter von Stadt und Land vertreten sind. Über die Details wird momentan noch verhandelt. Für eine Stiftung spreche, dass die Finanzierung dann abgesichert sei, sagte Ministeriumssprecher Stephan Breiding den PNN. Die dritte Potsdamer Gemeinde, die Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde Potsdam, sei jederzeit eingeladen, sich zu beteiligen, betonte Ud Joffe am Mittwoch. Shimon Nebrat von den Gesetzestreuen machte auf PNN-Anfrage am Donnerstag deutlich, dass man sich in dem Verfahren übergangen fühle. In einem Fragenkatalog dazu an das Land spricht die Gemeinde von einem „Etikettenschwindelkonzept“. Nebrat hatte die Idee einer gemeinsam genutzten Synagoge bereits früher abgelehnt.

+++

Lesen Sie weiter

Bericht: Trotz Unstimmigkeiten über die Gestaltung der Fassade steht nun ein Zeitplan für den geplanten Synagogenneubau fest. Im Sommer soll darüber eine Entscheidung getroffen werden.

Kommentar: Hoffnungsfroh: Endlich geht es beim Projekt "Synagogenbau" in Potsdam voran.

Zur Startseite