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Wohnen in Potsdam: Der Schlaatz wächst

Mehrere Wohnblöcke im Potsdamer Stadtteil Schlaatz sollen aufgestockt werden. So könnten 160 neue Wohnungen entstehen.

Von Katharina Wiechers

Am Schlaatz - Am Schlaatz könnten 160 neue Wohnungen entstehen – und zwar nicht durch Neubau, sondern indem die Häuser höher werden. Die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG) plant, auf mehrere Häuser zwei Stockwerke draufzusetzen und so zusätzliche Wohnungen zu schaffen. Als Modellprojekt soll dies zunächst bei einem sechsgeschossigen Haus am Rand der Nuthewiese mit der Adresse Wieselkiez 2 geschehen. Dort sollen zu den bestehenden 24 Wohnungen sechs weitere obenauf kommen. Geplant sind großzügige Appartements mit natürlich belichteten Küchen und Bädern sowie Loggien.

Die Stadt begrüßt diesen Vorschlag – schließlich ist Wohnraum in Potsdam ein knappes Gut. Die Verwaltung interpretiert das Engagement der PWG als „Vertrauensbeweis der Wohnungswirtschaft in die nachhaltige Perspektive des Wohngebiets“ und erhofft sich dadurch eine Stärkung des Stadtteils als lebenswerten Wohnstandort, eine stärkere soziale Durchmischung und eine Imageaufwertung. Doch sieht man in der Stadtverwaltung auch die Gefahr, dass dann auch andere Gebäudebesitzer ihre Häuser aufstocken wollen.

Ein Bebauungsplan soll eine solche Beliebigkeit verhindern und bestimmte Gebäude festlegen, an denen eine Aufstockung möglich ist. Dies sollen Eckhäuser sein sowie Bauten, die jeweils an den Enden der winkelförmigen Bebauung – auch Lange Linie genannt – liegen (siehe Grafik). Derzeit gibt es am Schlaatz mehrere fünfgeschossige Blöcke in U- oder Winkelform, drei sogenannte Punkthochhäuser mit 17 Stockwerken und neun doppelte Würfelhäuser mit sechs Geschossen. Hinzu kommen noch einstöckige Läden, Schulen, Kitas, Sporthallen und das Bürgerhaus.

Das Stadtgebiet Am Schlaatz wurde in den 1980er-Jahren als Siedlung für rund 15 000 Einwohner gebaut. Ein fester Prozentsatz war dabei für Angehörige von Polizei und Nationaler Volksarmee vorgesehen. Geprägt ist das Viertel zwischen Nuthe, Horstweg und An der Alten Zauche durch WBS-70-Bauweise – die für DDR-Plattenbausiedlungen typische „Wohnungsbauserie 70“. Die sechsstöckigen Doppel-Würfelhäuser wurden 1987 als Letztes fertiggestellt. Sie bekamen – vermutlich aufgrund von Materialmangel – keine Aufzüge, obwohl dies eigentlich ab fünf Etagen vorgeschrieben war.

Mit der Aufstockung will die PWG dies nun nachholen. Damit werden die neuen, aber auch die alten Wohnungen barrierefrei. Eines der jeweils zwei Treppenhäuser soll dafür verschwinden.

Die geplante Aufstockung war im August bereits Thema im Gestaltungsrat. Dieser lobte das Konzept der Verwaltung und die Bemühung, die sozialen Strukturen stärker zu vermischen. Allerdings mahnte das Gremium die Stadt, dringend Einfluss auf die Gestaltung zu nehmen, da die bisherige Sanierung zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen geführt habe. Ein Bebauungsplan sei daher hilfreich.

Dem ist die Stadt gefolgt und hat einen solchen B-Plan ausgearbeitet. Im Bauausschuss am Dienstag fand er Anklang, im November müssen noch die Stadtverordneten zustimmen.

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