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Potsdam-Mittelmark: Der Brückenmann

Manfred Swoboda hat einst eine Fahrradbrücke zwischen Wildpark und Werder entworfen. Seine Pläne könnten jetzt gebraucht werden

Werder (Havel) / Potsdam - Unlängst hat Manfred Swoboda in den PNN von den Plänen der Stadt Potsdam für eine Schnellstrecke für Radfahrer zwischen dem Bahnhof Werder und dem Bahnhof Potsdam-Pirschheide gelesen. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte das Projekt als eine der Möglichkeiten genannt, die Verkehrsbeziehungen zum Umland zu verbessern und den Stadtverkehr zu entlasten. Swoboda hat sich mal mit dem Thema befasst: mit dem größten Knackpunkt der Strecke, der Eisenbahnbrücke Wildpark-Werder.

Der 59-Jährige wohnt in Wildpark-West, ist begeisterter Radfahrer. Mit dem Auto zur Arbeit nach Berlin-Dahlem zu fahren kommt für den Konstruktionsingenieur der Max-Planck-Gesellschaft nicht infrage. Er nutzt Bahn und Rad. Auch auf dem Weg nach Potsdam ist es oft sein Fortbewegungsmittel der Wahl. Und er kennt viele Gleichgesinnte. Weil nicht nur er sie häufig nutzt, hat Swoboda vor acht Jahren einen Entwurf für eine bodengleiche Fahrradbrücke zwischen Geltow und Werder gezeichnet, oben, die Bahntrasse lang. Bislang muss man sein Rad über zwei Treppen hieven, Ältere würden das kaum schaffen, geschweige denn, wenn sich mal Elektroräder durchsetzen. Derzeit ist die Potsdamer Brückenseite – anders als die Werdersche – nicht mal vom Eis beräumt.

Swoboda hat sich lange mit dem Thema befasst, auch einen professionellen Planer involviert, alles selbst bezahlt und viel Zeit ans Bein gebunden. Im Vorstand des Wildpark Potsdam e.V. ist er der „Brückenmann“. An der Südseite der Bahnbrücke hat er zwei freie Brückenköpfe entdeckt, es war mal eine S-Bahnverbindung geplant. Für die Brückenköpfe habe man, so hat Swoboda sich von der Deutschen Bahn AG versichern lassen, keine Verwendung mehr. Der 59-Jährige konstruierte also seine Fahrradbrücke darauf, drei Meter breit, 113 Meter lang, in der Mitte ein Pylon, der die Konstruktion mit Stahlseilen hält, und eine Aussichtsplattform, um zur Inselstadt Werder rüberzuchauen. 1,9 Millionen Euro würde das kosten.

Vielleicht werden seine Pläne bald gebraucht, die Stadt Potsdam scheint es ernst zu meinen: Nach Rathausangaben soll eine Machbarkeitsstudie für Radschnellrouten ins Umland in Auftrag gegeben werden, breite Trassen abseits der Straßen. Es gehe um Fahrradpisten nach Werder, Teltow, nach Fahrland/Krampnitz, über Groß Glienicke nach Spandau, nach Wannsee und Zehlendorf, nach Michendorf und nach Bergholz-Rehbrücke. „Radschnellrouten werden von der Stadtverwaltung Potsdam als eine vielversprechende Möglichkeit angesehen, um die Nachbargemeinden, aber auch die Ortsteile mit der Innenstadt Potsdams zu verbinden“, so Rathaussprecher Markus Klier. Für die Strecke nach Werder sehe man eine hohe Priorität, es sei zum Beispiel eine Verbindung entlang der Bahngleise bis nach Pirschheide denkbar.

Gerade mit der Verbreitung der schnelleren Elektroräder, der Pedelecs, mit denen schnell weite Distanzen zurückgelegt werden können, werden viele Nutzer erwartet. Solche Räder gibt es in verschiedenen Leistungsklassen, die Tretbewegung wird jeweils mit Elektromotoren unterstützt. Gemeinhin sind die Räder bei 25 Stundenkilometern gedrosselt, für schnellere Pedelecs benötigt man Versicherungskennzeichen und Führerschein.

Manfred Swoboda hofft nun, dass die Ideen für Radschnellrouten genauso ernsthaft verfolgt werden wie weiland die Havelspange über den Templiner See. Im Alleingang war er mit seiner Radlerbrücke nämlich gescheitert. Bei den Rathäusern von Potsdam, Werder und Schwielowsee hatte er angeklopft, Gespräche mit Fachleuten und Bürgermeistern geführt. Vor zweieinhalb Jahren bei einer offiziellen Radtour hatte sich sogar Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) vor Ort die Pläne erklären lassen. Das Land könnte, vermutet Swoboda, bei der Finanzierung noch gebraucht werden.

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