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Landeshauptstadt: Der Bademeister

In seinem Showroom „Bad Raum Spa“ macht Mirko Isensee Dampf. Unentschiedene Kunden bekommen einen Probeaufguss in der finnischen Sauna

Für ein schiefes Fachwerkhaus mit Lehmboden ist diese Badewanne nicht geeignet. 400 Kilogramm wiegt das Schmuckstück – ohne Wasser und Benutzer. „Das war schon immer mein Traum, so eine Wanne aus Carraramarmor“, sagt Mirko Isensee. Jetzt steht sie da, eine klassische Schönheit. Sie würde nur wenige Hundert Meter weiter in den Gemächern von Schloss Sanssouci nicht weiter auffallen. Im Showroom von „Bad.Raum.Spa“ in der Schopenhauerstraße ist sie ein Hingucker. „Das muss man sich mal vorstellen: Sie wurde aus einem Stück gearbeitet“, sagt Isensee begeistert.

Der Potsdamer Fliesenlegermeister hat vor wenigen Wochen seinen neuen Showroom eröffnet. Zuvor hatte er Geschäft und Werkstatt im Babelsberger Gewerbegebiet. Doch sich ewig in einer Art Lagerhalle präsentieren – das wollte er nicht. „Mir ist ein ansprechender Rahmen wichtig“. sagt er. In der Innenstadt ist er da, wo die Menschen wohnen. Das hilft diesen, sich ein schönes Bad in den eigenen vier Wänden vorzustellen. Isensee legt selbstverständlich auch in Küche oder Garage Fliesen, aber am liebsten kümmert er sich um alles, was mit Bad und Wellness zu tun hat.

Dieser Markt habe sich in den letzten Jahren immens verändert – vergrößert. Ein Badezimmer ist für die, die es sich räumlich und finanziell leisten können, weitaus mehr als ein Funktionsraum. Toilette halbe Treppe tiefer – das war einmal. Alles wurde größer, das Bad mutierte zum Badezimmer.

„Meines ist größer als das Kinderzimmer“, sagt Carmen Riemer. Sie ist gelernte technische Zeichnerin und kümmert sich um Planung und Visualisierung. Dabei entsteht am Rechner ein 3D-Entwurf des Raums. Von der ersten Idee bis zur Endmontage dauert das ein Weilchen. Der Chef macht oft persönlich Hausbesuche und nimmt Aufmaß, arbeitet mit dem Architekten zusammen, organisiert Klempner und Elektriker. Alles kommt auf Wunsch aus einer Hand – und ganz egal, ob es für eine Etagenwohnung oder eine Luxusvilla ist.

Sich sich jetzt zum Fest noch etwas gönnen – das wird jedoch knapp, sagt Isensee. Der Kunde muss Entscheidungen treffen: Wanne oder Dusche, oder beides? Erlebnisdusche mit Wasserfall oder mit Dampfsauna? Toilette einfach oder kombiniert mit Bidet? „Das verkauft sich überall sehr gut – nur nicht in Deutschland, noch nicht“, sagt er. Aber das macht nichts. Es gibt anderen Luxus, den sich seine Kunden gönnen.

Isensee hat schon Bäder in der Villa Henckel auf dem Pfingstberg gestaltet, das Schwimmbad in einem Frauen-Fitnessklub, Spa und Zimmer in gehobenen Hotels, zum Beispiel im „Bayrischen Haus“. Auch aus Berlin kommt Kundschaft: Wer eine Villa in Grunewald habe, dem bleibe in der Regel mehr Spielraum für ausgefallenes Design oder eine Badewanne mitten im Schlafzimmer, vielleicht sogar in den Boden eingelassen, sagt Isensee. Wenn es nicht gleich die Marmorwanne für 13 000 Euro sein soll – stark färbende Badezusätze sind darin eventuell problematisch, gibt Isensee zu bedenken – dann vielleicht die aus glattweißem Mineralguss, nur halb so teuer und selbstverständlich freistehend, damit sich ihre ganze Wirkung entfalten kann.

Zum Drumherum gehören 200 Sorten Fliesen und Steinzeug, Platten so groß wie eine Duschtasse und winzige Mosaiksteinchen. Und der Boden des Showrooms, ausgelegt mit Platten von drei mal eineinhalb Metern, beweist, dass dieses archaische Material warm und anheimelnd wirken kann. Fast möchte man Schuhe und Strümpfe ausziehen und den Barfußtest machen.

Mirko Isensee hätte vermutlich nichts dagegen. Für interessierte Kunden schmeißt er sogar die Sauna an. Das ganze Untergeschoss unter preußischer Gewölbedecke birgt einen Spa-Bereich, Wannen und Duschlandschaften mit ausgefeilten Lösungen für moderne oder klassische Armaturen, außergewöhnliche Heizkörper und Handtuchhalter. Das meiste freilich nur als Trockenbauvariante – aber die Saunen sind funktionstüchtig. In der Dampfsaunakabine mit geschwungener Sitzbank aus Mosaikgestein zeigt Isensee Lichteffekte, Musik gibt’s auch, ebenso einen Wasseranschluss für den Kneipp-Schlauch. Dann öffnet er ein kleines Fach neben der Steuerungseinheit. Dort kommt auf Wunsch die Aromakapsel rein – für ein dampfendes Erlebnis der Extraklasse. Komplett aus Glas sind die Wände der finnischen Sauna. Das isoliere genauso gut wie Holz, schaut aber nicht mehr aus wie eine Gartenhütte. Und wirkt leicht und offen, geeignet auch für Klaustrophobiker. Isensee macht einen Aufguss und fragt, durchaus ernst gemeint: „Soll ich ein Handtuch holen?“

Die modernen Duschen sind barrierefrei, ohne Schwellen und hohen Rand. Und groß. Früher hätte ein ganzes Bad in so eine Kabine gepasst – bei Isensee ist alles eine einzige Erlebniswelt. Das Wasser kommt direkt von oben oder läuft als dekorativer Wasserfall die Wand hinunter. Statt im hässlichen Abfluss mit Metallsieb verschwindet es durch zwei schmale Rinnen hinab ins Nirgendwo. Klar muss man die ab und zu sauber machen, Putzen mit Wattestäbchen, aber wer sich für so etwas entscheidet, der hat auch dafür Kapazitäten – ebenso wie für eine entsprechende Wasserrechnung.

Schopenhauerstraße 27, Tel. (0331) 748 11 18

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