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Brandenburg läuft: Interview über gesunde Ernährung im Job: Das richtige Pausenbrot für Sportler

Fit im Job: Ernährungsexpertin Antje Knobloch gibt im PNN-Interview Tipps für eine gesunde Ernährung am Arbeitsplatz und in Vorbereitung auf sportliche Aktivitäten.

Frau Knobloch, einer Studie zufolge ernährt sich jeder dritte Berufstätige in Deutschland ungesund am Arbeitsplatz. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Ich könnte mir vorstellen, dass das unter anderem an der fehlenden Vorbereitungszeit liegt. Bereits ein ausreichendes und vollwertiges Frühstück ist der erste wichtige Schritt in den Arbeitstag. Doch es ist häufig so, dass viele Berufstätige erst später im Tagesverlauf etwas zu sich nehmen. Man sollte regelmäßig essen und trinken, um die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit hochzuhalten.

Wie weit kommt man im Arbeitsalltag mit einem guten Frühstück?

Das ist natürlich abhängig von der Intensität der Arbeit, aber man geht davon aus, dass nach etwa zwei bis vier Stunden wieder etwas gegessen werden sollte.

Was sind die Folgen einer ungesunden Ernährung im Joballtag?

Bei Berufen, in denen sich wenig bewegt wird, droht oft eine Überernährung, weil man sich mit mehr versorgt, als der Gesamtenergiebedarf erfordert. Dadurch kann es zu Übergewicht kommen, was wiederum Bluthochdruck, Diabeteserkrankungen und Einschränkungen des Bewegungsapparates nach ziehen kann. Man kann also viele Folgeerkrankungen verhindern, wenn man sehr bewusst darauf achtet, was und wie viel man täglich zu sich nimmt.

Sollten Arbeitgeber Sorge dafür tragen, dass sich ihre Mitarbeiter gesund ernähren?

Sie haben auf jeden Fall einen großen Vorteil, wenn sich ihre Angestellten gut versorgen. Ein gutes vielseitiges Kantinenangebot fördert die Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit. Und gute Ernährung als Krankheitsprävention verringert Fehlzeiten.

Nicht alle Firmen haben eine ordentlich ausgestattete Küche oder Kantine, wo sich gut und ausreichend versorgt werden kann. Wie kann man dennoch eine gesunde Ernährung am Arbeitsplatz hinbekommen ?

Mit gut vorbereiteten Pausenmahlzeiten kann man schon viel erreichen. Wichtig ist dabei, dass man genügend Obst und Gemüse isst. Und auch wenn es keine Kantine gibt, muss man sich für das Essen Zeit nehmen. Dafür kann man auch ruhig den Arbeitsplatz verlassen, sodass man die Pause genießen kann.

Gibt es Alternativen für Obst und Gemüse?

Milchprodukte zum Beispiel. Sie enthalten viel Kalzium und machen auch satt. Zudem kann man auf Getreideprodukte zurückgreifen – insbesondere aus Vollkorn, weil diese einen hohen Ballaststoffanteil haben und somit besser sättigen.

Ist die arbeitende Bevölkerung im Schichtdienst eher gefährdet, den Aspekt der Ernährung zu vernachlässigen?

Eine Tätigkeit im Schichtdienst ist körperlich belastender als eine Arbeit von 8 bis 17 Uhr. Das hängt mit der Verschiebung des Rhythmus von Schlaf und Nahrungsaufnahme zusammen, was sich auch negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Häufig klagen Schichtarbeiter über Schlafstörungen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, aber auch über Völlegefühl und Verstopfungen. Das kann man verhindern, wenn man Hauptmahlzeiten nach einem zeitlichen Plan einnimmt und auch immer wieder kleine Zwischenmahlzeiten einschiebt.

Brauchen Schichtarbeiter auch einen anderen Speiseplan?

Nein, daran ändert sich grundsätzlich nichts. Weil aber die Körpersysteme wie Temperatur in der Nacht herunterfahren, sollte man warmes Essen und Getränke zu sich nehmen.

Viele Berufstätige gehen nach der Arbeit noch zum Sport. Was empfehlen Sie aktiven Menschen, damit sie nach einem anstrengenden Arbeitstag auch gut trainieren können?

Breitensportler benötigen lediglich die herkömmliche vollwertige Ernährung. Erst ab dem Intensitätsbereich von ambitionierten Freizeitsportlern, die mehr als fünf Stunden pro Woche aktiv sind, ergibt sich in Abhängigkeit von der Anstrengung ein erhöhter Nährstoffbedarf.

Und wie kann der gedeckt werden?

Dazu empfiehlt das Schweizerische Institut für Sporternährung, dass man pro Stunde Sport eine halbe Portion mehr Fette aufnimmt – das ist nur ein Esslöffel Öl oder eine Handvoll Nüsse. Zudem wird angeraten, eine Portion mehr Kohlenhydrate zu verzehren, was einer Handvoll Nudeln oder einer Scheibe Brot entspricht. Und ganz wichtig: 400 bis 1000 Milliliter sollten zusätzlich getrunken werden. Zwischen Nahrungsaufnahme und sportlicher Betätigung sollten etwa zwei Stunden Zeit sein.

Laut einer jüngst veröffentlichten Studie dopt sich jeder zehnte Arbeitnehmer im Job mit Aufputschmitteln. Gibt es natürliche Fitmacher, die eine ähnliche Wirkung haben, aber nicht gesundheitsgefährdend sind?

Häufig wird versucht, mit Kaffee die Müdigkeit zu unterdrücken. Doch führt übermäßiger Konsum von Kaffee zu erhöhtem Blutdruck und Herzrasen. Wenn man auf Schwarz- oder grünen Tee umsteigt, kann man das Ganze bereits ein wenig abschwächen. Ansonsten ist wichtig herauszufinden, wie viel Schlaf man braucht, um ohne Probleme über den Tag zu kommen. Eine ausreichende Vitamin- und Nährstoffzufuhr schützt ebenfalls davor, zu ermatten. Ein Viertel der Nahrung sollte aus tierischen Produkten bestehen, drei Viertel pflanzlicher Herkunft sein. Und regelmäßige Bewegung ist ebenfalls sehr hilfreich. Nahrungsergänzungsmittel oder dergleichen braucht es überhaupt gar nicht.

Das Gespräch führte Peter Könnicke.

Zur PERSON: Antje Knobloch arbeitet bei der AOK Nordost im Bereich Verordnungsmanagement/Leistungen Arzneimittel und hat sich unter anderem auf Fragen der Ernährung spezialisiert.

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