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Olympische Spiele 1932: Fund in Kleinmachnow: Das Rätsel um die Goldmedaille

Sie lag in einem Tresor, eingemauert in einem Haus in Kleinmachnow: Wem gehört die Goldmedaille von 1932?

Kleinmachnow - Seit Tagen recherchiert Susanne Feser im Internet. Durchwühlt Unterlagen der Gemeinde. Bislang ohne Erfolg. Feser, die eigentlich eine Kleinmachnower Kita leitet, beschäftigt ein rätselhafter Fund: Hinter einer Wand in dem Haus, das ihre Kita nutzt, wurde eine Goldmedaille der Olympischen Spiele 1932 in Los Angeles gefunden. „Wir sind uns ziemlich sicher, dass die Medaille echt ist“, sagt Feser den PNN. Größe, Gewicht, Profil – alles scheint zu stimmen. „Die Medaille ist aus Silber und vergoldet“, sagt sie.

Bei Sanierung von Kita "Waldhäuschen" in Kleinmachnow entdeckt

Die Kita „Waldhäuschen“ in Kleinmachnows Osten wird derzeit generalsaniert. Das Haus von 1939, das dem Kita-Verbund gehört, einem Eigenbetrieb der Gemeinde, liegt in einer ruhigen Wohnsiedlung an der Grenze zu Berlin. Ab und zu zwitschern ein paar Vögel in den Bäumen oder das ratternde Geräusch eines Autos, das über das Kopfsteinpflaster holpert, dringt über die Gartenzäune. So ähnlich kann es auch am Mittwoch, dem 29. Juli gewesen sein. Aus dem Haus in der Medonstraße 11 a dringen Schleif- und Sägegeräusche. Es wird gehämmert, gesägt, geschraubt und weggerissen. In einem Zimmer im Obergeschoss soll eine Wand unter der Dachschräge weichen. „Die sollte weg“, sagt Hausmeister Ulrich Lorenz. Sie stand vor dem Kniestock, dem Teil der Außenmauer, auf der das Dach des Hauses aufliegt. Zwischen beiden Wänden befand sich somit ein Hohlraum. Über Jahrzehnte blieb dieser Teil des Hauses unentdeckt – bis zu jenem Mittwoch Ende Juli. Irgendwann an diesem Tag bearbeitet ein Bauarbeiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, besagte Wand im Obergeschoss der Kita. Seine Version der Geschichte lautet so: „Na ja, Wand auf, Tresor gefunden, Tresor raus und aufgemacht.“

Unscheinbares Kästchen mit wertvollem Inhalt

Nachdem die Arbeiter die Wand weggerissen hatten, fanden sie eine kleine verschlossene Metallschatulle, die im Mauerwerk der Außenwand eingelassen war. „Nach dem Fund rief die Firma bei uns an und fragte, ob sie den Tresor öffnen dürfe“, sagt Kita-Chefin Susanne Feser. Also betätigten sich die Handwerker als Panzerknacker und öffneten die Schatulle. „Nachdem die Metallkiste geöffnet war, sah es erst so aus, als ob sich nichts in ihr befinden würde“, sagt Feser. „Dann aber entdeckte man ein kleines braunes Kästchen und darin lag die Goldmedaille von 1932.“

Der Fund wird Kleinmachnows Kita-Chefin noch weiter beschäftigen. Denn das Stück olympischer Geschichte birgt einige Rätsel. Zwar geht im Kleinmachnower Rathaus jeder davon aus, dass die Medaille echt ist, zweifelsfrei bewiesen ist es jedoch noch nicht. „Ich habe sie gewogen und vermessen und in der Schachtel lag ein Zertifikat, womöglich vom Hersteller der Medaille in den USA“, sagt Feser.

1932: Drei Goldmedaillen für Deutschland

1932 fanden die Olympischen Sommerspiele in Los Angeles statt. Deutschland hat insgesamt drei Goldmedaillen gewonnen. Rudolf Ismayer holte im Mittelgewicht bis 75 Kilo Gold im Gewichtheben. Jakob Brendel errang im griechisch-römischen Stil Gold im Ringen. Die dritte Goldmedaille ging an den Ruder-Vierer mit Steuermann, besetzt mit Hans Eller, Horst Hoeck, Walter Meyer, Joachim Spremberg und Carlheinz Neumann. „Das sind vier Goldmedaillen für die Ruderer und eine für den Steuermann“, rechnet Feser zusammen. „Das macht insgesamt sieben Goldmedaillen.“

Es ist durchaus möglich, dass die in der Kita „Waldhäuschen“ gefundene Medaille einem der damaligen Ruderer gehörte. Susanne Feser fand Hinweise auf eine Nachlassversteigerung Hoecks im Internet. Laut Feser war alles dabei, Medaillen, Urkunden und Pokale, nur nicht die Olympiamedaille vom Sieg in Los Angeles. Dass auch Trainer eine Medaille bekommen haben, ist unwahrscheinlich. „Eigentlich werden nur die Sportler damit ausgezeichnet“, sagt Michael Schirp vom Deutschen Olympischen Sportbund. Merkwürdig ist der Fundort aber allemal. Denn das Haus wurde erst 1939 gebaut, also nach den Spielen in Los Angeles, bestätigt die Kita-Verbundschefin. „Keiner der fünf Sportler hat dort gewohnt oder überhaupt in Kleinmachnow“, sagt sie.

Gehört die Medaille dem Berliner Ruderclub?

Alle Ruderer kamen vom Berliner Ruderclub. Es liegt nahe, das die Medaille einem Ruderclub-Mitglied gehört. „Nachvollziehen können wir das so spontan nicht“, sagt dessen Sprecher Georg Grützner. „Alle Sportler von damals sind bereits tot.“ Im Verein werden zwar Medaillen aufbewahrt und in Vitrinen ausgestellt, olympische Goldmedaillen sind aber nicht dabei, so Grützner. Auch dem vormaligen Hausbesitzer, Dr. Werner Brune, kann vorerst keine Verbindung zu den Berliner Ruderern nachgesagt werden. Brune wurde 1948 enteignet und das Haus ging in volkseigenen Besitz über, so Feser. „Dann haben wir allerdings eine Zeitlücke von mehreren Jahren“, sagt Feser. „Wir wissen, dass ab 1960 das Haus als Kita genutzt wurde.“ Mindestens seitdem war auch die Wand da, so Feser.

Das Rathaus hofft nun auf Hinweise aus der Gemeinde. Auch im Berliner Ruderclub wird in den Archiven gewühlt und allen Hinweisen nachgegangen, um der Geschichte der versteckten Goldmedaille auf die Spur zu kommen.

Björn Stelley

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