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Landeshauptstadt: Cosplay ist kein Karneval

Der Manga- und Animeclub „Otaku-Allianz-Voltaire“ bringt japanische Kultur nach Potsdam

Von Sarah Kugler

Große glänzende Kulleraugen, ein spitz zulaufendes Gesicht. Japanische Manga-Comics und die dazugehörigen Zeichentrickfilme, Animes, erfreuen sich schon seit geraumer Zeit auch in Deutschland großer Beliebtheit. In Potsdam hat sich sogar ein eigener Fanclub aufgebaut. Ein paar Schüler der Voltaire-Gesamtschule haben sich zusammengetan und vor einem Jahr die „Otaku-Allianz-Voltaire“ gegründet. „Einer der Hauptgründe war, dass wir endlich mal Fans real und aus der Nähe treffen wollten“, erzählt Clara (17), Chefin des Clubs. Die Idee kam ihr, als sie sich im Rahmen ihres baldigen Austauschjahres in Vancouver über die örtlichen Schulaktivitäten informierte. „Dort hat jede Schule einen Manga- oder Anime-Club“, sagt sie. „Das wollte ich hier auch.“ Also stellten sie und ihre Mitstreiter einen Antrag an die Lehrerkonferenz, der sofort bewilligt wurde. Der Name, „Otaku“, ist das japanische Wort für einen Fan, der viel Zeit und Geld für seine Leidenschaft aufwendet. „Es bedeutet quasi so etwas wie ’Manga-Nerd’“, meint Theresa (16), die Co-Chefin des Clubs schmunzelnd. „Allianz ist ja selbsterklärend und da wir noch ein Club der Voltaireschule sind, haben wir den Namen mit aufgenommen“, ergänzt Xandra (19), stellvertretende Co-Chefin. Allerdings wird die Gruppe ihren Namen bald in „Otaku-Allianz-Potsdam“ umändern, da sie nach der Neueröffung der Stadt- und Landesbibliothek ihren Sitz in den dortigen Jugendraum verlegen wird. „Wir freuen uns schon sehr darauf“, erzählt Clara. „In der Schule sind wir zeitlich immer an die Mittagspause gebunden und es kommen ja auch nur Schüler aus unserer Schule vorbei.“ In der Bibliothek hat der Club dann die Möglichkeit, sich jeden Freitag von 16 bis 19 Uhr zu treffen. Willkommen sind alle Manga- und Animefans ab etwa 13 Jahren. In der „Otaku-Allianz“ können sie sich über alle Themen rund um Mangas austauschen. „Wir wollen viele Mangas lesen, Zeichenkurse anbieten und vielleicht Japanisch lernen“, erzählt Xenia (19) ein Mitglied des Clubs. Ein großes Projekt ist auch der gemeinsame Besuch der beiden großen Manga-Conventions in Berlin, der „AniMaCo“ und der „Mega Manga Convention“. Dafür bastelt der Club schon fleißig an Kostümen. „Die meisten Sachen nähen wir selber“, sagt Clara stolz. „Schließlich wollen wir so authentisch wie möglich wirken.“ Letzteres ist besonders wichtig, denn bei den Conventions und den darauf stattfindenden Cosplays geht es nicht nur darum, sich als eine Mangafigur zu verkleiden, sondern sie auch schauspielerisch darzustellen. „Schließlich heißt es ja ’Cosplay’, also ’KostümSpiel’ und nicht Karneval“, erklärt Theresa. Im Moment konzentriert sich der Club aber noch auf die bevorstehende Eröffnungsfeier der Bibliothek am 7. September. Dort wollen sie ein Rollenspiel und eine moderne japanische Tanzchoreographie vorführen. Natürlich voll kostümiert. Außerdem wollen sie allen interessierten Besuchern erklären, was es mit Mangas, Animes und Cosplays eigentlich auf sich hat. Sie selber können sich ein Leben ohne die japanischen Comics kaum noch vorstellen. „Es besteht eindeutig Suchtgefahr“, gibt Xandra lachend zu. „Die Zeichnungen sind einfach genial und die Geschichten so fesselnd, da kann man nicht aufhören zu lesen.“ Clara nickt zustimmend. „Jede Story hat eine subtile Moral“, sagt sie. „Und man kann einfach wunderbar in den Bildern abtauchen“, ergänzt Theresa. Richtig sauer werden sie allerdings, wenn man die Comics als Kinderkram abtut oder sie selber als Freaks bezeichnet. „Wir haben keinen Knall, sondern sind normale Schüler wie alle anderen“, betont Xenia. „Wir haben eben nur ein besonderes Hobby.“

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