zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Baustart im Märchenland

Großes Spargelessen im „Creative Village“ in den Heilstätten. Drei Penthäuser mit Dachterrassen geplant

Von Enrico Bellin

Beelitz - In den einstigen Ruinen wird aufgeräumt, die Beelitzer Heilstätten sollen zum hippen Wohnort werden. Auf dem Gelände des Wohnprojektes „Refugium Beelitz“ haben die Bauarbeiten begonnen. Ein Höhepunkt wird das Dachgeschoss der früheren Lungenheilanstalt: Dort wird es drei Penthäuser mit Dachterrassen sowie zwei kleine Wohnungen in den Eckgauben geben. „Die nennen wir Rapunzel-Wohnungen, da sie dunkler sind und mit ihrer Fachwerk-Konstruktion an den Wohnturm erinnern“, sagt Immobilienentwickler Frank Duske beim Vor-Ort-Termin mit den PNN.

Bagger fahren auf dem Gelände umher, derzeit werden Schächte rund um das ehemalige Sanatorium ausgehoben, sagt Duske. Nachdem die Keller abgedichtet sind, werden Anfang Mai Gerüste aufgebaut. „Unser Bauantrag wurde mit allen Wünschen angenommen“, sagt Duske. Das um 1900 erbaute Haus steht seit dem Abzug der Sowjetarmee vor 20 Jahren leer, Feuchtigkeit hat sich in Wänden, Decken und Böden breitgemacht. „Wenn die einzelnen Zimmerdecken statt mit Stahlträgern mit Holzbalken gebaut wären, wäre das ganze Gebäude schon eingestürzt“, so Frank Duske.

Vor zwei Jahren ist die Idee geboren worden, den Quadranten D der Lungenheilanstalt Beelitz-Heilstätten aus dem Dornröschen-Schlaf zu küssen und zu einem „Creative Village“ umzubauen. Dahinter stecken Projektentwickler Duske und Bauträger Jan Kretzschmar, die dazu die Refugium Beelitz GmbH aus der Taufe gehoben haben. Zunächst 28 Wohnungen sollen im Juni 2017 bezugsfertig sein.

Die Bauplanungen haben sich in die Länge gezogen. Jetzt sei man sich aber über die Details einig, etwa welche Profile die mehr als 200 Fenster des Hauses haben sollen. Schließlich steht das Ensemble unter Denkmalschutz, alle Äußerlichkeiten müssen von der Denkmalschutzbehörde genehmigt werden. So dürfen beispielsweise die 20 Quadratmeter großen Terrassen auf den Flachdächern der Seitenflügel nicht bis zum Rand des Daches reichen, damit sie von unten nicht sichtbar sind.

Bereits 40 Prozent der Wohnungen seien verkauft. „Das war auch unsere Zielmarke, um mit dem Ausbau des Hauses anzufangen“, so Duske. Die Käufer für die 40 bis 160 Quadratmeter großen Wohnungen seien ein Querschnitt der Gesellschaft: von Familien mit bis zu drei Kindern, einem schwulen Pärchen über eine alleinerziehende Mutter bis hin zur älteren Dame, die ihrer Kinder wegen in die Nähe von Berlin ziehen will. „Bisher verstehen sich die Besitzer auch untereinander, sie wollen Gemeinschaft“, so Duske. Der Kaufpreis betrage etwa 2100 Euro pro Quadratmeter.

Die Tatsache, dass es im Erdgeschoss einen großen Raum als Treffpunkt gebe, habe viele überzeugt, sagt Duske. Überhaupt müsse man ein etwas unkonventioneller Typ sein, um in das historische Ensemble zu ziehen, das zwar verkehrsgünstig am Bahnhof liegt. Der nächste Supermarkt ist aber vier Kilometer weit weg. „Wir haben auch nur Käufer, die ihre Wohnung selbst nutzen wollen.“

Auf dem Gelände, auf dem neben dem früheren Sanatorium noch ein Küchengebäude und eine Wäscherei stehen, sollen insgesamt 46 Wohnungen gebaut werden. Dazu kommen vier Ateliers, die im Souterrain auf je zwei Etagen untergebracht sind. „Die ungewöhnliche Architektur rührt daher, dass dort früher die Pumpenanlagen untergebracht waren“, so Duske. Die Heilstätten wurden einst als autonom funktionierende Lungenheilanstalt konzipiert und zentral über ein Kraftwerk mit Strom und Wärme versorgt. Über Pumpen in den Kellern wurde das warme Wasser weiterverteilt. Nun soll ein Blockheizkraftwerk pro Gebäude für Wärme und Energie sorgen.

Am kommenden Sonntag wird der Baubeginn auf dem Gelände mit einem großen Spargelessen gefeiert – allerdings diesmal mit 200 geladenen Gästen. Bereits im Vorjahr wollte Duske ein Spargelessen veranstalten. Über Facebook hatten sich dazu 20 000 Gäste angemeldet, weshalb das Event aus Sicherheitsgründen abgesagt werden musste. Jetzt wolle man das Ensemble nur noch einmal im Kreise von Galeristen und Freunden präsentieren, ehe die Arbeiten richtig losgehen.

Wer auf den Geschmack gekommen ist und gern in den Heilstätten wohnen, sich aber nicht auf Eigentumswohnungen einlassen möchte, kann sich ab der kommenden Woche für Mietwohnungen im früheren Küchengebäude vormerken lassen. Die Kaltmiete für die 13 Wohnungen soll zwischen 8,20 Euro und 8,50 Euro liegen. Am Haus werden derzeit Sicherungsarbeiten durchgeführt, die Baugenehmigung liegt noch nicht vor. Da es jedoch kleiner als das Sanatorium ist und im selben Stil hergerichtet wird, geht Frank Duske davon aus, dass es zum Jahresende fertig ist.

Dann wird es wohl auch wieder eine öffentliche Feier in den Heilstätten geben, um Interessenten für die größte Wohnung der Anlage zu finden. Der zentrale Raum des Küchengebäudes erstreckt sich über zwei Etagen, die Wohnung ist insgesamt 240 Quadratmeter groß. Enrico Bellin

www.refugium-beelitz.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false