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Von Jan Brunzlow: Badneubau: Der dritte Versuch

Zwei Standorte für Schwimmhallen-Neubau vorgeschlagen / Entscheidung soll im Herbst fallen

Potsdam will ein neues Schwimmbad bauen lassen. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hat gestern das ehemalige Straßenbahndepot Heinrich-Mann-Allee beziehungsweise den Volkspark als favorisierten neuen Standort für eine Schwimmhalle vorgeschlagen. Das Bad soll bis zum März 2012 gebaut sein, die alte Schwimmhalle am Brauhausberg werde dann abgerissen. Bereits im Oktober sollen die Stadtverordneten endgültig über den Hallenneubau entscheiden. Es ist der dritte Anlauf innerhalb der vergangenen 15 Jahre, einen Badneubau in Potsdam zu realisieren. Als erstes scheiterte der geplante, privat finanzierte Badneubau in Drewitz, dann die Realisierung der mehr als 30 Millionen Euro teuren Niemeyer-Pläne am Brauhausberg.

Jakobs und Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Paffhausen haben die Mitglieder des Hauptausschusses gestern Abend erstmals offiziell über die Neubaupläne informiert. Die Reaktionen der Parteien: Die Linke fordert eine Bürgerbefragung, in der sich die Potsdamer für eine Variante – Sanierung Brauhausberg oder Neubau – entscheiden sollen. Das wurde von den anwesenden Stadtverordneten abgelehnt. Die FDP will ein Schwimmbad unter Berücksichtigung modernster ökologischer und energiewirtschafticher Planung. Zudem soll der Neubau nicht durch die Stadtwerke sondern in einer öffentlich-privaten Partnerschaft erfolgen. Und SPD und CDU wollen eine weitergehende Untersuchung des Standortes Volkspark sowie eine Untersuchung, ob die Schwimmhalle in oder direkt an der Biosphäre untergebracht werden kann.

Die Kostenberechnung liegt noch nicht abschließend vor. Wie Jakobs erklärte, sollen die Stadtverordneten sich nun für einen neuen Standort und die Größe des Bades entscheiden. Erste Variante wäre der Bau einer Schwimmhalle für zwölf Millionen Euro, Variante zwei der Bau eines Freizeitbades ohne touristische Außenwirkung, wie Jakobs sagte, für 24 Millionen Euro. Es gehe nicht mehr um den Bau eines großen Bades für die Region, so Jakobs. Da in Werder (Havel) und auch im Berliner Süden Bäder neu gebaut werden, müsse Potsdam nur noch den Eigenbedarf decken. Für den Fall, dass die Schwimmhalle am Brauhausberg abgerissen werde, stellte Jakobs eine behutsame Stadtentwicklung in Aussicht. An dem Standort gehe es in Abstimmung mit der Landesdenkmalbehörde „um Qualität, nicht um Quantität“. Für den Brauhausberg könnte ein Preis zwischen zehn und 15 Millionen Euro erzielt werden – das Geld soll zur Refinanzierung des Badneubaus eingesetzt werden.

Geprüft worden sind für den Neubau fünf verschiedene Grundstücke in der Stadt. Dazu zählen neben dem Tramdepot Heinrich-Mann-Allee, das laut Paffhausen von der Pro Potsdam für viel Geld gekauft werden müsste, das Bornstedter Feld an der Biosphäre, die Speicherstadt, ein ehemaliger Parkplatz im Bornstedter Feld sowie eine Halle in den Havelauen vis a vis der Freundschaftsinsel.

Über die Pläne Oscar Niemeyers, der ein Bad für den Brauhausberg entworfen hatte, ist gestern keine Einigkeit erzielt worden. Während Linke und FDP sich in der aktuellen Diskussion gegen Niemeyer aussprachen, sah Nils Naber (Grüne) zumindest die Prüfung der Realisierung als legitim an. Paffhausen will nun die Berechnungen für ein Niemeyer-Bad neben die anderen beiden Varianten stellen. Für die Badplanung aus der Feder des brasilianischen Architekten hatten die Stadtwerke bereits vor einigen Jahre viel Geld ausgegeben, um am Brauhausberg ein neues Bad zu bauen. Doch die Kosten von anfänglich mehr als 40 und später 33 Millionen Euro sowie die Absage der öffentlichen Förderung durch Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) führten auch zum Aus des gesamten Bauprojektes.

Ein neues Schwimmbad wird in Potsdam geplant, weil die Betriebserlaubnis für die Schwimmhalle am Brauhausberg im Jahr 2012 ausläuft. Nun müssen die Stadtverordneten entscheiden, welche Variante wo gebaut werden soll. Mike Schubert, der SPD-Fraktionsvorsitzende, möchte eine genauere Prüfung in der Biosphäre. Es sei ein offenes Geheimnis, dass das Tropenhaus nicht läuft, sagte Schubert gestern. Dadurch könnten Synergien geschaffen werden. Die Potsdamer Biosphäre ist ein ungeliebtes Überbleibsel der Bundesgartenschau 2001 – denn keiner will sie betreiben.

Ob überhaupt ein Neubau sein soll, will Hans-Jürgen Scharfenberg (Linke) in einer Bürgerbefragung ermittelt wissen. „Bevor man sich in das nächste Abenteuer stürzt“, sagte der Fraktionsvorsitzende. Denn der Neubau einer Halle sei mindestens doppelt so teuer wie die Sanierung und die Erweiterung der Brauhausberg- Schwimmhalle. Die würde laut Paffhausen neun bis zehn Millionen Euro kosten. Und würde eine Gesamtentwicklung in diesem Bereich verhindern, so Jakobs.

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