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Brandenburg läuft: Potsdamer Laufclub: Aus Freude und Tradition

Vor 20 Jahren wurde der Potsdamer Laufclub gegründet. Eine "äußerst wild belebte Zeit" liegt hinter dem Verein, der 1997 eine Art Neuanfang in Brandenburgs Landeshauptstadt vollziehen wollte und mit seinem Training sowie Veranstaltungen auch künftig etwas bewegen möchte.

„Laufen aus Freude“. Das ist das Motto des Potsdamer Laufclubs. Ein Maxim für die Mitglieder heute. Das war es auch schon vor 20 Jahren, als der Verein am 27. November 1997 im Alt Drewitzer Lindenhof gegründet wurde. „Vorbild für uns war damals der Sportclub Charlottenburg aus Berlin, wo einfach gelaufen wurde. Das wollten wir auch wieder in Potsdam schaffen und an die erfolgreichen Zeiten aus den 1960er-Jahren anknüpfen“, erinnert sich Jürgen Bruns, damaliger Gründungsvorsitzender, an den Anfang zurück. „Unser Plan war es, zweigleisig zu fahren. Auf der einen Seite wollten wir den Leistungssport über die Mittel- und Langstreckenlaufdisziplinen und auf der anderen den Breitensport.“

Seit mehr als 60 Jahren ist die Leichtathletik fest in der brandenburgischen Landeshauptstadt etabliert und hat sich bis zur Wendezeit im Armeesportklub (ASK) Vorwärts Potsdam organisiert – der Verein entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Sportklubs der DDR. Einstige Laufasse wie Hans Grodotzki, Siegfried Valentin, Hermann Buhl oder Friedrich Janke waren hier vertreten. Allesamt Läufer, die in der Szene bekannt sind und bei Großereignissen auf der Weltbühne auf sich aufmerksam machten sowie zahlreiche Medaillen nach Potsdam holten. So gewann Hans Grodotzki bei den Olympischen Sommerspielen 1960 in Rom die Silbermedaillen über 5000 und 10.000 Meter. Friedrich Janke, der mit Rang vier in Rom über die 5000 Meter noch Edelmetall verpasste, gewann bei der Europameisterschaft 1962 in Belgrad Silber. Später waren es Ulrike Bruns und Jens-Peter Herold, die national und international abräumten und zu Vorbildern avancierten.

Gründung geschah nicht ohne Nebengeräusche

Noch heute finden sich die Leistungen zahlreicher ASK-Athleten in der ewigen deutschen Bestenliste wieder. „Wir waren jahrzehntelang eine Hochburg im Laufen. Nach der Wende wurden aber bestimmte Sachen anders organisiert und das Laufen wurde schnell abgewickelt“, meint Jürgen Bruns, Ehemann von Ulrike. Daher folgte als eine Art Neuanfang die Gründung eines reinen Laufklubs in Potsdam 1997. Neben Jürgen Bruns waren zu Beginn im erweiterten Vorstand noch der 800-Meter-Europameister von 1978, Olaf Beyer, Jürgen Straub, Jürgen Merker, Ulrich Salewski und Dietmar Herrmann vertreten. Dies geschah aber nicht ohne Nebengeräusche, da einige bereits bestehende Potsdamer Vereine dem PLC kritisch gegenüberstanden und ein Abwerben ihrer Sportler befürchteten.

Mittlerweile, 20 Jahre später, „eine äußerst wild belebte Zeit bisher“, wie es PLC-Geschäftsführerin Katje Schmidt nennt, zieht der „Gründungsvater“ und heutige Lauftrainer Bruns Bilanz: „Der Breitensport hat sich prächtig entwickelt. Das liegt vor allem daran, dass Menschen mit Herzblut dabei sind. Dagegen hat es mit unserem Leistungssportgedanken bisher noch nicht geklappt, wie wir uns das damals vorgestellt hatten.“

"Wir sehen uns als Teil der Potsdamer Sportfamilie"

Am Freitag wird das Jubiläum „20 Jahre PLC“ gefeiert – ab 19 Uhr in der Mensa der Sportschule im Sportpark Luftschiffhafen. Auf dem Gelände, wo der PLC seit 2008 seinen Sitz hat. Direkt neben den Trainingsplätzen von Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam, der MBS-Arena, wo die Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam und Handball-Drittligist VfL Potsdam ihre Heimspiele austragen, sowie dem Stadion Luftschiffhafen – Heimstätte der Potsdam Royals, die vor wenigen Wochen den Aufstieg in Deutschlands erste Football-Liga perfekt gemacht hatten. „Wir sehen uns als Teil der Potsdamer Sportfamilie. Auch in Zukunft heißt es für uns, die Begeisterung des Laufsports hoch zu halten und mögliche Talente zu sichten und weiterzuentwickeln“, sagt Cirsten Schulz, aktuelle Vereinsvorsitzende und erste Frau an der Spitze des PLC.

Denn nach Jürgen Bruns (Vorsitzender von 1997 bis 1998) folgten mit Jürgen Merker (1998 bis 1999), Thomas Thewalt (1999 bis 2006), Achim Kabisch (2006 bis 2012) und Daniel Sale (2012 bis 2016) durchgehend Männer. Vor knapp anderthalb Jahren übernahm die 53-Jährige in „einer turbulenten Zeit“, wie sie sagte. Immerhin verließen gleich zwei Trainer und eine Jugendgruppe den Verein. „Mittlerweile sind wir wieder in ruhigen Fahrwassern und sehen uns gut aufgestellt“, meint Cirsten Schulz.

Der PLC organisiert viele beliebte Laufevents

Denn nicht nur die Mitgliederzahlen stimmen positiv, auch finden die eigenen Veranstaltungen nach wie vor guten Anklang. So werden aus der PLC-„Zentrale“ am Luftschiffhafen die jährlichen Events wie der Frauen-, Lichterpaar- oder Silvesterlauf sowie die Halbmarathonstaffel organisiert. Ebenso das Highlight mit dem Internationalen Sparkassenlauf „Preußische Meile“, den Jürgen Bruns einst 1993 aus der Taufe hob. „Das ist mittlerweile eine richtige Marke“, sagt die PLC-Geschäftsführerin. 2017 feierte der populäre Citylauf seine 25. Auflage.

Und wie sieht die Zukunft des Vereins aus? „Ziel ist es auf alle Fälle, uns weiter zu stabilisieren, aber auch Chancen und Reize zu ergreifen, wenn diese geboten werden. Potsdam soll lauftechnisch nicht verhungern“, betont Katje Schmidt. Denn auch in den kommenden Jahren soll weiterhin aus „Freude am Laufen“ Sport getrieben werden. Ob nun leistungsorientiert oder im Breitensport.

Matthias Schütt

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