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Klassik im Kleinmachnower Kinosaal: Auf einen zweiten Kaffee in die Kammerspiele

Neben Kino und Oper bieten die Kleinmachnower Kammerspiele nun auch klassische Musik. Die neue Reihe „Kaffee-Konzert“ startet erfolgreich.

Von Eva Schmid

Kleinmachnow - Es ist die Zeit zwischen Frühstück und Mittagessen, die Zeit für einen zweiten Kaffee. Den gibt es nun einmal pro Quartal in den Kleinmachnower Kammerspielen, immer sonntagvormittags, dazu hochkarätige Live-Musik. Die Kulturgenossen haben jüngst den Auftakt einer neuen Reihe, die Kaffee-Konzerte, gefeiert. Nach Kino, Oper und Operette gibt es jetzt auch Klassikkonzerte in der Kleinmachnower Kulturstätte.

Zur jeweiligen Musikrichtung gibt es die passende Kaffeekreation für das Publikum

Der musikalische Leiter und Chef der neuen Reihe, Markus Syperek, gibt sich experimentierfreudig: „Ich möchte gemeinsam mit dem Publikum Musik entdecken“, sagt der 35 Jahre alte Syperek. Selbst Pianist und Dirigent, leitet er seit einem Jahr auch das Kammeroperprojekt im Kino. Das erste Konzert vor wenigen Wochen war mit 90 Zuhörern für ihn ein Erfolg. Vier Musiker spielten Klassiker aus „Rhapsody in Blue“ und „Porgy and Bess“ des Broadway-Komponisten George Gershwin. Hinter ihnen flimmert auf der Leinwand das New York der 20er-Jahre, dazu Fotos des populären Komponisten. Und das Publikum in den Kinosesseln trinkt dazu einen Café americano.

Um Musiker von Rang und Namen nach Kleinmachnow zu bekommen, greift Syperek auf seine Kontakte zurück. Der freischaffende Musiker, der unter anderem an den Opernhäusern in Halle, Kiel oder Braunschweig arbeitet, fragt seine Kollegen, ob sie neben ihren vielen Terminen Lust auf ein Experiment hätten. Mit der Resonanz ist er bisher zufrieden: „Es braucht aber schon viel Eigeninitiative“, sagt der Pianist. Man werde in Kleinmachnow nicht wie sonst üblich gebucht, „und muss auch mit anpacken“ – Ärmel hochkrempeln und den schweren Flügel über die Bühne schieben.

Der Leiter der neuen Reihe ist experimentierfreudig, in Berlin würde das wegen hoher Mieten für Konzertstätten nicht gehen

Das neue Format soll nicht nur Klassikfans ansprechen, auch für Senioren oder Familien mit größeren Kindern sei es ansprechend, sagt Syperek. Aufgelockert würden die Konzerte durch die Einspielungen auf der Leinwand. Das Kino als Konzertsaal biete viel Raum zum Experimentieren. „In Berlin gibt es zwar gute Konzertorte, aber die kosten viel Miete.“ Etwas Neues auszuprobieren sei daher fast nicht möglich, so Syperek. Zudem gebe es rund um Kleinmachnow bisher auch kein festes Matinee-Format. Die Kaffeekonzerte sind bis Ende des Jahres geplant, läuft es gut, werde weitergemacht.

Nach der Station in New York geht es Mitte April nach Wien. Dann halten Polka, Walzer und Lieder von Johann Strauss Einzug in die Kammerspiele. Dazu wird den Gästen eine Wiener Melange serviert. Sogar ein Sänger aus Wien reist an, mit dabei hat er Lieder aus dem Kaffeehaus. Schrammelmusik nennt sich das – mit ungeübten und dadurch schräg klingenden Gitarrenakkorden hat das nichts zu tun. Es ist vielmehr eine Musikart, die Ende des 19. Jahrhunderts von den Gebrüder Schrammel begründet wurde. Gespielt wird auf Akkordeon, Geige und Klarinette. Die Schrammels komponierten Musik, die in Gasthäusern gespielt wurde, sie klingt mal raunzig, mal melancholisch, mal beschwingt.

Breites musikalisches Angebot: Von Wiener Schrammelmusik  bis hin zu barocken Klängen

Nach der Sommerpause geht es im Herbst mit der musikalischen Reise weiter: „Dann wird es emotional“, verspricht Syperek. Ein Ausflug in die Spätromantik steht an, mit Werken von Gustav Mahler und Richard Strauss. Die in Kleinmachnow lebende Mezzosopranistin Gundula Hintz wird auf der Bühne stehen. Kurz vor Weihnachten wird es mit barocken Klängen festlich. Was es dazu für eine Kaffeespezialität gibt, steht noch nicht fest. Eine Portion Rum im Kaffee könnte jedenfalls nicht schaden.

Das nächste Kaffeekonzert findet am 17. April um 12 Uhr in den Kammerspielen, Karl-Marx-Straße 18, statt. Der Eintritt kostet 15 Euro.

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