zum Hauptinhalt

Offizielle Eröffnung des Museums Barberini Potsdam: „Atemberaubend“

Namhafte Gäste kamen zur Eröffnung des Barberinis. Besonders begeistert zeigte sich die Kanzlerin

Von Katharina Wiechers

Den größten Lacher erntete bei der feierlichen Eröffnung die Bundeskanzlerin. Mitten in ihrer Rede zum Museum Barberini blickte sie vom Manuskript auf und sagte: „Hier steht natürlich schon, dass ich begeistert bin.“ Und das, obwohl sie, als die Rede geschrieben wurde, noch gar nicht in der Ausstellung gewesen sein konnte. „So ist es eben. Die Rede ist meistens schon fertig, bevor ich da war“, sagte die Kanzlerin und lächelte verschmitzt. In diesem Fall aber könne sie voll und ganz bestätigen, was da im Text vorempfunden wurde – schließlich hatte sie kurz vor ihrer Rede schon einen kleinen Rundgang durch die Ausstellungsräume gemacht. Und sie ging sogar noch darüber hinaus: „Es ist atemberaubend.“

Museumsstifter Hasso Plattner durfte sich geschmeichelt fühlen, auch über das, was die Kanzlerin über ihn persönlich sagte. Intuition, Sachkunde und Entschlusskraft attestierte Merkel ihm, er sei ein Kreativer, der Chancen sehe und sich nicht von Risiken abhalten lassen. Bezüglich seiner Sammlertätigkeit hob Merkel hervor, dass Plattner die Geschichte und Herkunft aller Kunstwerke vor dem Kauf überprüft habe. Dies unterstütze die Bundesregierung dabei, „den Kunstraub im Nationalsozialismus“ aufzuarbeiten.

In Potsdam habe er „großzügiges, tatkräftiges, unerschöpfliches Engagement“ bewiesen, lobte sie weiter. Dass Plattner nun Ehrenbürger der Stadt sei – am Freitagmittag hatte Jakobs ihm diese Ehre verliehen – „wurde aber auch Zeit“, sagte die Kanzlerin augenzwinkernd. Der Palast Barberini, den Plattner wiederaufgebaut habe, sei einst stadtbildprägend gewesen und knüpfe nun „an die einstige Tradition als Ort der Kultur im Herzen der Stadt“ an.

Auch Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sprach bei der Eröffnung, zu der rund 650 geladene Gäste gekommen waren. Er hob vor allem die städtebauliche Bedeutung des Gebäudes hervor. Das Barberini mache „die Einmaligkeit des Alten Marktes wieder sichtbar“, so Jakobs. Dieser einzige Leitbau in der Potsdamer Mitte „erzielt genau die Wirkung, die wir uns erhofft haben“. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprach von einem „Juwel im Herzen der Landeshauptstadt“, das die Attraktivität derselben weiter steigern werde. Der Palast Barberini spiegele die unterschiedlichen geschichtlichen Abschnitte der Stadt wider. Es erzähle durch seine Architektur und die Kunstschauen viel über das Leben in Potsdam und in Preußen. „Ich bin sicher, dass viele, die bisher die Neugestaltung der alten Mitte kritisch sahen, angesichts dieser Entwicklung positiver gestimmt sein werden“, so Woidkes Hoffnung.

Begrüßt hatte der Ministerpräsident gleich zu Beginn einen ganz besonderen Gast auf Englisch: „Dear Bill Gates, a warm welcome in Brandenburg.“ Tatsächlich war der Microsoft-Gründer und Multimilliardär aus den USA eigens nach Potsdam gekommen, um die Eröffnung mitzuerleben – schließlich hängt im Museum auch mindestens ein Werk aus seiner Privatsammlung. Welches das ist, weiß kaum jemand.

Insgesamt waren es 32 Leihgeber, die Bilder für die Eröffnungsausstellungen zur Verfügung gestellt haben – neben privaten wie Plattner und Gates auch hochrangige Museen aus aller Welt, etwa die Eremitage in St. Petersburg, die National Gallery of Art in Washington und das Israel Museum in Jerusalem. So kamen mehr als 170 Bilder weltberühmter Impressionisten und Maler der Moderne zusammen, die in den Ausstellungen „Impressionismus. Die Kunst der Landschaft“ und „Klassiker der Moderne. Liebermann, Munch, Nolde, Kandinsky“ zu sehen sind. Viele Werke werden zum ersten Mal seit Jahren öffentlich gezeigt, und das auch nicht allzu lange: Beide Schauen, die ab Montag regulär für die Öffentlichkeit zugänglich sind, enden am 28. Mai.

Die hochkarätigen Ausstellungen dürften es neben Plattner selbst auch gewesen sein, die so prominente Besucher wie Merkel und Gates zur Eröffnung nach Potsdam lockten. Auch aus der Kunst- und Kulturszene standen namhafte Persönlichkeiten auf der Gästeliste, wie etwa der Direktor des Frankfurter Städel Museums, Philipp Demandt, der Direktor des Van Gogh Museums in Amsterdam, Axel Rüger oder Eske Nannen, Witwe von Henri Nannen und Geschäftsführerin der Kunsthalle Emden. Auch Mayen Beckmann, die Enkelin von Max Beckmann, wurde erwartet, genauso wie Architekt David Chipperfield oder der neue Intendant der Berliner Volksbühne, Chris Dercon. Auch weltberühmte Privatsammler waren eingeladen, wie etwa Christian und Karen Boros, Julia Stoschek oder Heiner und Ulla Pietzsch – sie alle zeigen ihre Sammlungen öffentlich, wie jetzt auch Plattner. Aus der Politik sollten neben Merkel, Woidke und Jakobs der Botschafter Frankreichs, Philippe Etienne, der Botschafter Russlands, Wladimir M. Grinin, und der amtierende US-Botschafter Kent D. Logsdon kommen, aus der Wirtschaft zum Beispiel SAP-Chef Bill McDermott und Siemens-Erbin Nathalie von Siemens. Und auch Potsdamer Prominenz wollte dem Großereignis beiwohnen, wie etwa Fernsehmoderator Günther Jauch, Modedesigner Wolfgang Joop, Springer-Chef Mathias Döpfner oder Regisseur Volker Schlöndorff.

Journalisten waren bei der Eröffnung – bis auf ein paar wenige Fotografen und Kameramänner – übrigens nicht zugelassen. Sie sollten sich in einem kleinen Büro in der Friedrich-Ebert-Straße mit einer Live-Übertragung aus dem Barberini zufrieden stellen – die allerdings mehrfach hakte und nach den Reden sofort unterbrochen wurde.

Dass die Besucher nach den Reden durch das Museum streiften und ein „Flying Dinner“ genossen, erfuhren die PNN aber auch so. Für 20.30 Uhr war dann im Hof ein Konzert geplant, quasi um Mattheuers „Jahrhundertschritt“ herum hatte man ein Zelt aufgebaut. John Fogerty sollte auftreten, Ex-Sänger von Creedence Clearwater Revival. Plattner ist Fan und verriet bei seiner Rede, dass er mit der Rocklegende drei Lieder spielen dürfe. „Das ist heute für mich das Bonbon.“

Zur Startseite