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PNN-Sport: Jahresabschluss 2017: Achtung! Heimspiel!

Etliche Potsdamer Sportmannschaften spielen in den deutschen Top-Ligen und haben weit über die Region hinaus einen guten Ruf. In der eigenen Stadt sind Wandel und Anspruch die Herausforderung für die Vereine. Ein Plädoyer.

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Das wird ein Plädoyer! Für den Potsdamer Sport und für Potsdams klasse Mannschaften, die 2017 besonders erfolgreich waren. Die OSC-Wasserballer feierten die beste Saison der Vereinsgeschichte, standen erstmalig im Halbfinale der deutschen Meisterschaft. Die Volleyballerinnen des SC Potsdam schafften zum ersten Mal Platz vier in der Bundesliga-Hauptrunde und den Einzug ins Halbfinale im deutschen Pokal. Die SVB-Fußballer verbuchten in der Regionalliga mit Platz fünf das beste Saisonergebnis seit dem Drittliga-Abstieg 2013. Und den Royals gelang es als erste Brandenburger Mannschaft, in Deutschlands höchste Football-Liga aufzusteigen. Turbine Potsdam war in der Frauenfußball-Bundesliga lange Zeit auf Comeback-Kurs in die Champions League.

Wichtige Botschafter der Stadt Potsdam

Potsdamer Teams sind Botschafter der Stadt zwischen Flensburg und Freiburg, zwischen Aachen und Bautzen – und teilweise sogar über Deutschlands Grenzen hinaus. Nur im eigenen Zuhause kommt ihre Botschaft immer weniger an: Die Zuschauerzahlen sind seit Jahren bestenfalls stagnierend, in den meisten Fällen in der aktuellen Saison rückläufig, teils drastisch. Einzig die Potsdamer Royals erfreuten sich klar wachsenden Publikumszuspruchs.

Ja, Potsdam ist eine Stadt der gehobenen Ansprüche. Vieles soll hier möglichst erstklassig sein: Wohnungen, Schulen, Kitas, Parkhäuser, Schlösser und Gärten. Beim neuen Schwimmbad musste es zumindest erst mal der Entwurf eines internationalen Star-Architekten (Oscar Niemeyer ) sein, geworden ist es dann eher eine durchschnittliche Fassade. Dafür das Palais Barberini: Weltklasse! Die „Wirtschaftswoche“ hat 2017 für 70 deutsche Städte „Niveau“ und „Dynamik“ gemessen. Potsdam kommt bei dem Ranking auf den 22. Platz, in Einzelkategorien sogar unter die Top-Drei. Manch einer kann sich vielleicht noch erinnern: Einst verpasste der „Spiegel“ Potsdam den Titel der „Jammer-Hauptstadt des Ostens“. Heute ist es Lieblingswohnort der Prominenz. Und der „Spiegel“ hat sich längst korrigiert, schreibt von der „heimlichen Hauptstadt der Republik“. Und die boomt. Die Prognosen von 2012 zur Bevölkerungsentwicklung sind längst überholt. 170.450 Einwohner waren damals für 2020 erwartet worden. Es sind heute bereits mehr als 175.000.

Ein Besuch bei den Teams lohnt sich

Auf den Zuschauerplätzen in den Stadien und Sporthallen aber werden es leider weniger. Nun ist es einerseits Aufgabe der Vereine, sich bekannt zu machen und bei Neu-Potsdamern vorzustellen: Gestatten, SC Potsdam, Frauenvolleyball-Bundesligist! Hallo, Turbine Potsdam, erstklassig! Willkommen beim SV Babelsberg 03, Kiezklub mit Herz. Sich anbieten und zeigen gehört dazu, wenn die Zugezogenen aus München, Stuttgart und Köln nicht weiter via Pay-TV ihrem alten Heimatverein zujubeln, sondern ihr Herz für die hiesigen Teams entdecken sollen.

Und das lohnt sich!

Ein Besuch des Karl-Liebknecht-Stadions ist eine Referenz allein an den Namen. Wenn vielerorts Stadien nach Versicherungen, Banken, Chemie- und Autokonzernen benannt sind, ist es in Babelsberg nahezu ein Tabu, an einen Verkauf des Namensrechts zu denken. Das „Karli“ ist ein Stück weit Heimat, ein Identitätsfaktor der Stadt, genauso wie Turbine Potsdam und der SV Babelsberg 03, die im „Karli“ ihre Heimstätte haben. Mit der MBS-Arena am Luftschiffhafen hat Potsdam eine der attraktivsten Spielstätten – in der dritten Handball-Liga ohnehin, aber auch im Oberhaus der deutschen Volleyballerinnen: freie Sicht aus erhöhter Position aufs Spielfeld, tolle Lichteffekte, gute Akustik. Selbst Gala- und Bankett-tauglich ist die Arena.

In „Guten Zeiten und schlechten Zeiten“

Der Anspruch an Potsdam, Sportstadt zu sein, erfüllt sich nicht nur aus Verwaltungsakten und wohlwollender kommunalpolitischer Fürsorge. Einen Beitrag kann und sollte die Einwohnerschaft schon selbst leisten: Hingehen und zuschauen, wo Sport geboten wird. Und nicht nur, wenn es gut läuft und Siege gibt. Im Gegenteil: Leistungsstärke und Erfolge erwachsen aus Rückhalt und Support. Doch oft wird zu schnell gehadert, gemeckert, gepfiffen und gar weggeblieben, wenn Siege ausbleiben. Dabei ist Erfolg auch und gerade im Sport eine Sache von Geduld und langer Arbeit, da braucht es ebenso geduldige Begleiter. Erst recht, wenn es Umbrüche gibt – und die gibt es nun mal vor allem im Mannschaftssport, wenn neue Spieler kommen und alte gehen. Sie willkommen zu heißen, stetigen Rückhalt zu zeigen, ganz nach Babelsberger Serientradition in „Guten Zeiten. Schlechten Zeiten“, – auch das ist Markenzeichen einer Sportstadt. Eines, das gelebt werden will und das immer wieder gepflegt werden muss, genauso wie Identifikation wachsen muss. Die kann man nicht vorgeben. Sie muss sich entwickeln – aus einem Geben und Nehmen. Nur so wird der Potsdamer Sport gewinnen und dauerhaft erfolgreich sein.

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