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Potsdam Royals: Abenteuer rücken näher

Der Football-Verein Potsdam Royals erlebt 2018 gleich zwei große Premieren. Für diese Herausforderungen wird auf sportlicher und struktureller Ebene gearbeitet. Davon berichteten die Royals-Verantwortlichen, als Stadionatmosphäre vor der Kinoleinwand herrschte.

Potsdam ist footballbegeistert. Das zeigte sich erst unlängst wieder, als hunderte Besucher in Saal drei der UCI-Kinowelt im Hauptbahnhof den diesjährigen Superbowl, das Finale der US-Profiliga NFL zwischen den New England Patriots und den letztlich siegreichen Philadelphia Eagles verfolgten. Aber Brandenburgs Landeshauptstadt hat auch selbst American Football zu bieten. Und zwar ab der Saison 2018 erstklassigen.

Die Potsdam Royals stehen in den Startlöchern für ihr Abenteuer German Football League 1. Am 21. April bestreitet der Aufsteiger sein erstes Spiel auswärts gegen die Hildesheim Invaders. „Wir fiebern schon alle der neuen Saison entgegen. Unser Ziel ist es, einen Platz im Mittelfeld zu erreichen – mit Blick nach oben“, sagt Royals-Präsident Stephan Goericke. Bei der Superbowl-Kinonacht im Kino nutzten die Clubverantwortlichen die Gelegenheit und berichteten von der Vorbereitung auf die neuen Herausforderungen. Richtig, Plural: Herausforderungen. Die Potsdamer erleben nicht nur national, sondern auch international eine Premiere. Sie treten in der zweithöchsten europäischen Spielklasse, der European Football League, an. „Dort haben wir gute Chancen, ins Finale zu kommen“, urteilte Royals-Cheftrainer Michael Vogt.

Bislang drei Neuzugänge bekanntgegeben

Damit die Königlichen ihre ehrgeizigen Ziele erreichen, startet Anfang März das intensive Mannschaftstraining. Noch werde am Kader gearbeitet, aber mittlerweile stehe er „zu 85 Prozent“, erklärte Coach Vogt. Drei Neuzugänge sind bereits vermeldet. Neben dem deutschen Nationalspieler Lane Acheampong wurden nun auch Niall Scott-Grant und Tuomas Tammero als Verpflichtungen bekanntgegeben. Scott-Grant, Defensivspieler der britischen Auswahlmannschaft, wechselt vom ersten Heimspielgegner der Havelstädter, den Dresden Monarchs, nach Potsdam. „Niall besitzt viel Erfahrung auf hohem Niveau, genau das, was wir als Neuling natürlich brauchen“, sagt Goericke. Der Finne Tammero soll wie Acheampong die Offensive Line der Royals mit beeindruckender physischer Präsenz bereichern.

In einem 20-minütigen Video über den Royals-Kader 2018, das auch bei der Superbowl-Party auf der Kinoleinwand flimmerte, tauchte Sebastian Matthews auf. Seit 2005 spielt er für Potsdam, bestritt 127 Partien im Royals-Dress und machte den kompletten Aufstieg aus der untersten bis in die oberste Liga mit. „Wir haben mal vor 50 Zuschauern angefangen zu spielen – im Aufstiegs-Heimspiel gegen die Berliner Adler waren es dann zuletzt 2300“, sagte Matthews. „Wir leben für die Fans und freuen uns über die veränderte Wahrnehmung. Wir repräsentieren Potsdam nun bundesweit.“

Verbesserter Draht zur städtischen Sportpoltik

Während sich das rund 65 Mann starke Spielerteam sowie die sechs Trainer um die sportlichen Belange und die Ausrichtung der Potsdam Royals kümmern, heißt es für den Vorsitzenden, „dem Verein Struktur zu geben und viel mit Sponsoren zu sprechen“. Das Budget habe sich fast verdoppelt. Man sei „im semi-professionellen Bereich“. Goericke ist Unternehmer und mit seiner Firma ISQI (International Software Quality Institute) Hauptsponsor der seit 2005 bestehenden, aber 2012 neu belebten Royals. Als Vorsitzender freut Goericke sich, dass vor allem in der jüngeren Vergangenheit der Draht zur Stadt Potsdam besser wurde: „Wir erhalten mittlerweile viel Unterstützung und auch bei der Trainingsstättenfrage wurde uns geholfen. Wir haben viele Hallenzeiten und auch bei der Platzsuche sind wir in konstruktiven Gesprächen.“

Denn nicht nur die erste Männermannschaft der Royals möchte vernünftig trainieren, sondern auch die „Zweite“, die in der Landesliga spielt, sowie die Nachwuchsteams. „Wir haben sehr viel Zulauf und deshalb ist es gut, dass wir jetzt zwei Männermannschaften haben. So können sich die jüngeren Spieler in Ruhe entwickeln“, so Cheftrainer Vogt. Heimspielstätte der „Königlichen“ ist das Stadion Luftschiffhafen.

+++ SUPERBOWL-NACHT IN DER POTSDAMER UCI-KINOWELT +++

Ein Kinosaal wird zum Stadion. Farbenfrohes Publikum und erstklassige Sportatmosphäre beherrschten in der Nacht zum Montag die Potsdamer UCI-Kinowelt. Und zwischen grünen Trikots der Green Bay Packers, blauen T-Shirts der New England Patriots und roten Mützen der Atlanta Falcons war auch immer wieder Bekleidung der Potsdam Royals zu erkennen. Mehrere Hundert Football-Fans machten das große Superbowl-Public-Viewing zu einem bunten Volksfest mit Zutaten der amerikanischen Sport-„Kultur“ – von Kartoffelchips über Nachos und Popcorn bis hin zu übergroßen Cola-Bechern. Einzig Chicken Wings und Burger fehlten.

Bis in den frühen Morgen um halb fünf schauten sie das „Spiel der Spiele“ auf einer großen Leinwand. Viele im Outfit ihres Lieblingsteams, ob es im großen Saisonfinale der National Football League (NFL) dabei war oder nicht. „Es ist einfach cooler in großer Runde zu gucken als allein zu Hause“, sagte Julius Schultz. Er verfolgt den Sport seit mehr als einem Jahr intensiv, vorrangig im Fernsehen. Bei einem Match der Royals war er allerdings noch nicht. „Bisher scheiterte es immer an der Umsetzung, die Idee hatte ich aber schon öfter. Diese Saison wird es hoffentlich klappen.“ Anders ist es bei Leopold Wiesigstrauch. Der Nachwuchsspieler der „königlichen“ Potsdamer ist seit zweieinhalb Jahren selbst aktiv und war natürlich auch schon bei etlichen Partien der „Großen“ live im Luftschiffhafen dabei. Der Besuch beim gemeinsamen Superbowl-Gucken – für ihn ein Pflichttermin. „Für jeden, der diese Sportart liebt, ist der Superbowl das Highlight des Jahres. Und das mit anderen Footballfans gemeinsam zu genießen, ist großartig.“ 

Auch Carsten Wist – Inhaber des Literaturladens in der Brandenburger Straße – ist Stammgast bei Royals-Spielen. Für ihn eine Herzensangelegenheit, denn seine Söhne spielen beim Nachwuchs des Vereins. „Es ist phänomenal, wie sich der Club in den vergangenen Jahren entwickelt hat“, meinte er. Der Familienvater und seine Kinder sind Football-Enthusiasten. Sogar richtig nahe sind sie den Stars aus Amerika bereits gekommen. Bei der Europa-Tour der NFL in London waren sie im Stadion. Den Superbowl 52 zwischen New England und den siegreichen Philadelphia Eagles bekamen sie nun zwar nur auf der Leinwand im Kino geboten, aber auch davon waren die Wists absolut begeistert. Und viele Hundert Besucher ebenfalls.

Matthias Schütt

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