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Türen auf! Um das Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum und dessen Zukunft wird nicht nur gestritten, hier wird auch tatsächlich gearbeitet – und am kommenden Wochenende ausgiebig gefeiert. Anlässlich des zweiten Geburtstages gewähren viele der über 200 Kreativen Einblick in ihre Ateliers.

© Sebastian Gabsch

Zwei Jahre Kreativhaus in Potsdam: Rechenzentrum: Das Experiment feiert sich

Das Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum wird zwei Jahre alt – und feiert das an diesem Wochenende zwei Tage lang.

Potsdam - Es war von Beginn an ein großes Experiment: Ein ehemaliger Bürokomplex, mitten im historisch und politisch aufgeladenen Zentrum der Stadt, wird zu einem Kunst- und Kreativhaus umgewandelt. Vor genau zwei Jahren hat dieses Experiment begonnen. Inzwischen ist mit dem Rechenzentrum in Potsdam ein wirklicher Ort für Kultur entstanden, mit künstlerischen Produktionen in den verschiedensten Sparten. Mehr als 250 Kreativschaffende arbeiten in den Bereichen Tanz, bildende Kunst, Design, IT, Film und Architektur. Wie breit das künstlerische Spektrum ist, soll auch das Geburtstagsfest an diesem Wochenende zeigen. Es wird mit zahlreichen Aufführungen und Aktionen begangen, von Theaterstücken über Breakdance bis hin zu Konzerten. Vorrangig ist das Rechenzentrum, das Gebäude auf dem Gelände der zu errichtenden Garnisonkirche, Thema politischer Auseinandersetzungen. Doch verstärkt tritt es, wie jetzt zum Jubiläum, mit eigenen Produktionen in die Öffentlichkeit.

Mittlerweile ist die Mieterschaft im Rechenzentrum zusammengewachsen

Blicken wir zunächst jedoch zurück. Ein großer Schritt in der Entwicklung des Rechenzentrums erfolgte im Oktober des vergangenen Jahres, als nach den Etagen drei und vier auch die Etagen eins und zwei vermietet wurden – insgesamt nun mehr als 250 Räume. „Durch die neuen Mieter erhielt das Rechenzentrum neuen Schwung“, sagt Kulturmanagerin Anja Engel. „In dieser zweiten Phase zogen mehr professionelle Künstler ins Haus, was wiederum Effekte auf die anderen Mieter hatte.“ Man begegnete einander, man tauschte sich aus, man vernetzte sich.

Deutliches Zeichen dafür, dass die Mieterschaft allmählich zusammenwuchs, war etwa die Wahl eines Sprecherrates, bestehend aus sieben Nutzern, der die Interessen der Künstler und Kreativen gegenüber der Stiftung SPI als Betreiber vertritt und an die Öffentlichkeit trägt. Arbeitsgruppen wurden gebildet, etwa die AG Ausstellung, die AG Öffentlichkeitsarbeit oder die AG Gestaltung. Dadurch entstand Engagement über den eigenen Raum hinaus. Ein Engagement für die Kunst – aber ein politischer Einsatz für das Fortbestehen des Hauses. So hat sich im März dieses Jahres der Verein FÜR gegründet. Er setzt sich für eine freundliche Übernahme des Rechenzentrums ein. „Der Verein hatte schnell über 100 Mitglieder, auch externe“, sagt Engel.

Externe Künstler wenden sich an die Kreativgemeinde im Rechenzentrum

Durch die gewachsenen Strukturen trat das Rechenzentrum auch nach außen stärker in Erscheinung. Inzwischen finden dort regelmäßig Veranstaltungen statt, sei es im Rahmen stadtweiter Events wie dem Tag des offenen Ateliers oder in Form eigener Veranstaltungen wie dem anstehenden Geburtstagsfest. Erhöhte Sichtbarkeit in Potsdam erlangte das Rechenzentrum zudem durch die Diskussionen über geplante Abrisse von DDR-Architektur. Denn es bot Initiativen wie „Stadtmitte für alle“ ein Dach.

Eine spannende Frage für die Zukunft ist, was kreativ noch alles möglich wäre, wenn das Haus wie vorgesehen weitere fünf Jahre genutzt werden könnte. „Das wird gerade verhandelt, und ich hoffe, dass es bewilligt wird, denn viele Potenziale sind bisher noch nicht gehoben worden“, sagt Engel. „Die zeitliche Beschränkung bremst natürlich vieles.“ Wie stark das Rechenzentrum schon jetzt an Strahlkraft gewonnen hat, zeigt die Fotoausstellung „Prora – Ort der Transformation“. „Der Fotograf Daniel Heppe ist ein Externer, der uns kontaktiert hat und meinte, er könnte sich vorstellen, dass die Ausstellung gut zu uns passt“, sagt Engel. Und auch längerfristig hätte das Rechenzentrum angesichts der Knappheit an Ateliers und Räumen in Potsdam das Potenzial, viele Künstler und Kreative, ob nun Studierende oder Absolventen, an die Stadt zu binden.

Stefan Kahlau

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