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Ein Mann, eine Band. Der Jazzgitarrist Karl Schloz und sein Instrument.

©  Jim Rakete

ZUR PERSON: „Du hörst Bass, Rhythmus, Solo“

Alles auf einem Instrument – Am Freitag ist der Jazzgitarrist Karl Schloz mit „Four styles“ im Nikolaisaal

Herr Schloz, was reizt einen Jazzgitarristen an einem gemeinsamen Konzert mit einem Fingerstyle-, Flamenco- und Klassikgitarristen? Auch wenn sich bestimmte Elemente hin und wieder in diesen Stilen vermischen, bleiben das doch immer vier unterschiedliche musikalische Welten?  

Diese vier Stile verbindet bei unseren Konzerten ja eines: die Gitarre. Und wir haben alle, ob wir nun Fingerstyle oder Klassik, Flamenco oder Jazz spielen, mit den gleichen Problemen, den gleichen technischen Herausforderungen auf diesem Instrument zu tun. Da sind nur sechs Saiten und an der linken Hand haben wir nur vier Finger zur Verfügung, mit denen wir auf dem Griffbrett arbeiten können. Trotzdem versuchen wir, so viel wie möglich aus der Gitarre herauszuholen, sie in den besten Momenten wie ein kleines Orchester klingen zu lassen. Also egal für welchen Stil man sich entscheidet, die Voraussetzungen sind immer die gleichen.

Für den Zuschauer scheinen solche technischen Probleme weniger relevant. Der staunt nur, was auf sechs Saiten möglich ist, ohne sich dabei die Finger zu verknoten. Spielt er in seiner Freizeit selbst Gitarre, staunt er umso mehr, auf welchem Niveau sich die Profis bewegen.  

Ja, das mag sein. Aber ich glaube, für das Publikum ist es vor allem interessant, diese vier Stile zusammen in einem Konzert zu erleben. Denn auch wenn sie so unterschiedlich wirken, gibt es eine große Beziehung zwischen ihnen, gibt es viele Gemeinsamkeiten, die es zu entdecken gilt.

Bei „Four styles“ hat jeder Gitarrist etwa 15 Minuten, um seinen jeweiligen Stil vorzustellen. Was für ein Jazzprogramm erlebt der Besucher am Freitag im Nikolaisaal, wenn Sie auf die Bühne kommen? Eher traditionell oder vor allem modern?

Ich spiele ein Soloprogramm, das sowohl Traditionelles als auch Modernes umfasst. Es wird etwas von Joe Pass geben, der so einflussreich war für die Solojazzgitarre und zu meinen ganz großen Favoriten gehört. Das ist dann auch die beste Möglichkeit zu zeigen, dass eine Gitarre im Jazz klingen kann wie eine kleine Band. Du hörst den Bass, Rhythmus, Solo und das alles zusammen. Aber ich gebe auch einen Einblick in den modernen Jazz, der sich, was die Harmonien betrifft, ja doch vom Traditionellen, den bekannten Standards unterscheidet. Aber so einfach ist diese Frage nach dem Jazzprogramm gar nicht zu beantworten.

Aber Sie haben doch gerade einen treffenden und neugierig machenden Eindruck gegeben.

Ja, aber Jazz bedeutet so viel und er kann auch auf der klassischen Gitarre gespielt werden. Mit Blick auf mein Konzertprogramm geht es vor allem um das Improvisieren. Ich habe eine musikalische Grundstruktur, über die ich dann ganz frei spiele. Bei der klassischen Gitarre, für die Heiko Ossig bei „Four styles“ verantwortlich ist, steht dagegen die Interpretation der jeweiligen Kompositionen und nicht das Improvisieren im Vordergrund.

Neben den unterschiedlichen Stilen treffen bei einem solchen Gipfeltreffen von Gitarristen auch unterschiedliche Klangvorstellungen aufeinander. Da ist das Kraftvolle und Flirrende der Stahlsaiten beim Fingerstyle. Dem großen, tragenden Ton der klassischen Gitarre steht das Druckvolle und Knackige des Flamencos gegenüber. Und dann die typische Archtop-Jazzgitarre mit ihrem so runden, so warmen und manchmal wie leicht verschluckt wirkenden Ton.

Oh, das ist ein sehr interessanter Aspekt. Ich stelle bei meinem Konzert sozusagen zwei Klangvorstellungen im Jazz vor. Einen Teil spiele ich auf einer traditionell akustischen Archtop aus dem Jahr 1942.

Wohl der Traum eines jeden Jazzgitarristen?

Ja, eine Epiphone Deluxe, die ist wirklich schon sehr alt und hat einen sehr perkussiven Klang. Die gehörte früher meinem Lehrer Bucky Pizzarelli. Diese Gitarre hat er bei Auftritten und Aufnahmen mit Benny Goodman, Frank Sinatra und vielen anderen gespielt.

Und jetzt gehört sie Ihnen?

Ja, manchmal hat man Glück. Und seit ich in Berlin lebe, habe ich sie bei Aufnahmen von mittlerweile wohl 25 Alben gespielt. Zusammen mit Thomas Quasthoff, Till Brönner und den No Angels. Den zweiten Teil spiele ich auf einer Gitarre, die mehr den modernen Ansprüchen entspricht. Sie ist mit einem Tonabnehmer für das Spielen über einen Verstärker ausgestattet und hat diesen typisch warmen Sound. Dabei handelt es sich um einen Prototypen der kanadischen Gitarrenbauer von Godin. Derzeit gibt es davon nur zwei weltweit. Paul Shigihara von der WDR Big Band hat die eine.

Und die zweite gehörte Ihnen.

Genau. Da hatte ich wieder Glück, denn die spielt sich wirklich fantastisch.

Am Ende des „Four styles“-Konzertes erleben wir alle vier Gitarristen zusammen auf der Bühne. Ein Wettstreit nach dem Motto: Schneller, höher, weiter?

Ein Zusammentreffen der Titanen? Nein, natürlich nicht. Jeder spielt auch da einen kleinen Solopart, aber ansonsten geht es um ein Miteinander. Mit unserem Fingerstyle-Experten Ian Melrose spiele ich beispielsweise ein altes schottisches Volkslied zusammen. Dann gibt es eine Rumba, auch die Melodie vom „Rosaroten Panther“ wird auf allen vier Gitarren zu hören sein. Es geht um die Musik, das ist keine „Battle of the strings“.

Das Gespräch führte Dirk Becker

Gitarrenfestival „Four Styles“ am kommenden Freitag, dem 3. Februar, um 20 Uhr im Nikolaisaal in der Wilhelm-Staab-Straße 10/11. Karten sind erhältlich in der Ticket-Galerie des Nikolaisaals oder unter Tel.: (0331) 28 888 28

Karl Schloz, geb. 1971 in St. Louis, im US-Bundesstaat Missouri, ist Jazzgitarrist und häufig gebuchter Studiomusiker.

Die professionelle Karriere von Karl Schloz begann im Alter von 16 Jahren. Kurze Zeit später ging er nach New York und wurde Schüler des bekannten Jazzgitarristen Bucky Pizzarelli. Schnell machte sich Karl Schloz in New York einen Namen und wurde zum beliebten Konzert- und Studiomusiker.

Nachdem Karl Schloz dauerhaft nach Berlin umgezogen war, wurde er auch hier schnell nicht nur als Jazzgitarrist aktiv. So existieren neben seinem Solodebüt „A smooth one“ zahlreichen Plattenaufnahmen von ihm unter anderen mit Till Brönner, Manfred Krug und Hildegard Knef. kip

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