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Kultur: Zickenumpa aus Brandenburg Erster „creole contest“ am Freitag im Waschhaus

Kreole – damit verbindet sicherlich mancher nur einen Ohrring. Ein Schmuckstück also.

Kreole – damit verbindet sicherlich mancher nur einen Ohrring. Ein Schmuckstück also. Wenngleich Kreolen zwar eigentlich eine Bevölkerungsgruppe während der Kolonialzeit meint – solche, die weder Ureinwohner noch Eroberer waren –, so klingt auch heute noch kreolisch nach weltoffen, besonders und anders. Die kreolische Küche etwa, die abseits herkömmlicher Zutaten Freude verspricht. Ein Schmuckstück eben. Und das gilt durchaus auch musikalisch: Denn fernab von Schlager, Marsch und Rammstein gibt es auch hierzulande kreolische Musik, die sich weltweiter Elemente bedient. Dass dabei ziemlich spannende Sachen herauskommen, kann man heute Abend im Waschhaus erleben.

Dort findet der Vorentscheid zum „creole festival“ im November in Hannover statt. Es ist der erste „creole contest“ in Brandenburg. Seit sechs Jahren bündeln sich regionale Bands zu einem Vorentscheid, der Sieger kann dann den Hauptpreis abräumen. Gelungen ist das bereits 2014 einer Potsdamer Band: Gemeinsam mit Kapelsky & Marina sowie Sedaa sicherte sich das Pulsar Trio einen Platz auf dem Siegertreppchen.

Von ihm kam auch die Initiative, den Verein creole Brandenburg zu gründen und den Vorentscheid zu initiieren. Drei Potsdamer sowie eine Brandenburger Band sind mit am Start: Footprint Project, The Fabulous P-Boiz sowie mueller-mueckenheimer sind für die Landeshauptstadt auf der Bühne, La Marche tritt für Frankfurt an. Gewinnen kann nur einer: Das entscheidet aber die Jury.

Die setzt sich aus Musikexperten zusammen, die nicht etwa weit angereist, sondern fest verwurzelt in der hiesigen Szene sind: Mellow Mark etwa, der schon seit geraumer Zeit eine Art Aushängeschild für die Region ist, sowie Franziska Pollin – die Popbeauftragte des Landes Brandenburg. Keine leichte Aufgabe, wenn man sich die Bands ansieht: Denn was die Weltmusik angeht, ist das eine fulminante Auswahl.

La Marche etwa, die von Frankfurt aus einen Musikstil verbreitet haben, den sie flapsig „Zickenumpa“ nennen. Wie das klingt? Wie eine wilde Mischung aus Ska, französischem Chanson und Reggae, die keinen kalt lässt. Überhaupt wird es bei der 2002 gegründeten Band schwierig, sich auf einen bestimmten Stil zu einigen: Das Sextett verweigert sich konsequent jeder Schubladisierung. Was man allerdings auch bei Footprint Project behaupten kann: Die vermengen großflächig Ska mit Elementen des Hip-Hop und Jazz und haben sich auch außerhalb der Hauptstadt einen Ruf als exzellente Liveband erarbeitet. Oder mueller-mueckenheimer, die ihre latente Verrücktheit am besten in obsolet anmutenden Jazz verpacken, nur um dessen Zeitlosigkeit vorzuführen – und es seltsamerweise immer noch schaffen, den Status eines Geheimtipps aufrecht zu erhalten. Lange wird das nicht mehr klappen. Bei den Fabulous P-Boiz übrigens auch nicht: Deren schräg-psychedelische Melange aus Trip-Hop und Überraschungscountry lässt garantiert niemanden ruhig stehen.

Entscheiden muss am Ende die Jury, in deren Haut bestimmt keiner stecken mag. Aber das wird sie schon schaffen: Denn die Unterstützung steht vor der Bühne. Oliver Dietrich

Der „creole contest Brandenburg“ heute ab 20 Uhr im Waschhaus, Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 10 Euro

Oliver Dietrich

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