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Doktor Ballouz (Merab Ninidze) setzt sich zu Flori (Mavie Meschkowski) unter den Tisch - eine Szene der aus der ZDF-Reihe.

© dpa

ZDF-Serie „Doktor Ballouz“: Der Landarzt mit dem blauen Trabi

TV-Chefarzt Amin Ballouz ist als Geflüchteter nach Deutschland gekommen - und nun das Herz eines kleinen Krankenhauses in der Uckermark.

Potsdam - Ein Mann, der aus der Heimat fliehen musste, ist Held einer Arztserie: Die ZDF-Reihe „Doktor Ballouz“ setzt von diesem Donnerstag (20.15 Uhr) an neue Akzente in der Welt der TV-Doktoren. Den Titelhelden stellt eindrucksvoll der gebürtige Georgier Merab Ninidze (55, „Das Gesetz sind wir“) dar. Er ist Chefarzt Dr. Amin Ballouz, Kopf und Herz eines kleinen Krankenhauses. Es liegt in der idyllischen Umgebung der Uckermark im Nordosten Brandenburgs. Der Mann mit der warmen, freundlichen Stimme ist ein Arzt, wie man ihn gern hätte. Sein babyblauer Trabi parkt direkt neben einem Porsche.

Dr. Ballouz floh einst aus einem fernen Land nach Deutschland. Er hat kürzlich seine Frau Mara (Clelia Sarto) bei einem Autounfall verloren - er konnte sie auf dem OP-Tisch nicht retten. Nun ist Dr. Ballouz auch sein eigener Patient. Er muss lernen, seine tote Frau loszulassen.

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Nach einer Auszeit stürzt der Chefarzt sich in die Arbeit mit seinem Team, das aus den Ärzten Barbara Forster (Julia Richter), Mark Schilling (Daniel Fritz) und Michelle Schwan (Nadja Bobyleva) besteht. Neben diversen Schwestern gehört auch der Sozialarbeiter Vincent (Vincent Krüger) zur Klinik. Das Krankenhaus hat es pro Folge mit drei Patienten zu tun. Meist geht es um ernste Krankheiten, aber zum Beispiel auch um einen absichtlich verschluckten Autoschlüssel.

Kluge Dialoge statt platter Humor

Der platte Humor hat in der Serie zum Glück keinen Platz. Vielmehr geht es um die kleinen Momente, die hinter den gesprochenen Worten liegen. Solche oft verpassten Augenblicke und so manche Wahrheit werden dadurch verstärkt deutlich - in Gestalt von klugen Dialogen, sparsamen Gesten und der differenzierten Mimik der Schauspieler. In Gastrollen als Patienten oder Angehörige sind Andrea Sawatzki, Inka Friedrich, Jörg Schüttauf und Ruth Reinecke zu sehen.

Conni Lubek und Kerstin Laudascher (Drehbücher) und Andreas Menck (Regie) zeichnen für diese außerordentlich einfühlsame Serie verantwortlich. Ihnen gelingt hier etwas, das im deutschen Fernsehen selten geworden ist: Man nimmt sich Zeit für die einzelnen Figuren. Neben den Patientengeschichten werden auch die des Teams im Krankenhaus erzählt. Es wird nicht unnötig aufs Tempo gedrückt und eben nicht alles zu Ende gedacht oder erzählt. Unfälle werden nicht gezeigt, sondern nur angedeutet. Im Kontrast dazu stehen wunderschöne spätsommerliche Bilder von ostdeutschen Alleen.

Solch eine zutiefst menschelnde Klinik gibt es wohl kaum in Deutschland. Aber diese leisen Erzählungen so ganz ohne böse Menschen tun der Seele einfach gut, ganz besonders in diesen schwierigen Zeiten. (dpa)  

Klaus Braeuer

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