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Wolf-Dieter Pfennigs Plakate in der Bibliothek: Zwischen Wort, Welt und Bild

Das Paar rüttelt am Stämmchen der Pflanze, er rechts, sie links. Große Vögel mit langen Schnäbeln sitzen oben auf den Zweigen, warten und beobachten. „Eine Art zu leben, eine Art Aussicht“, hat Wolf-Dieter Pfennig an den Rand gekritzelt.

Das Paar rüttelt am Stämmchen der Pflanze, er rechts, sie links. Große Vögel mit langen Schnäbeln sitzen oben auf den Zweigen, warten und beobachten. „Eine Art zu leben, eine Art Aussicht“, hat Wolf-Dieter Pfennig an den Rand gekritzelt. Den beiden Frauen, von denen eine auf einem überdimensionalen Männerkopf sitzt, die andere auf einem Pferderücken, widmet der Maler die Zeile: „Wie ich auch sitze, sitze ich richtig.“ Und die fliegende Frau, die aus einem Vogelschwarm heraus über die Wasserschweine unter ihr eine Gießkanne leert, tröstet diese: „Nicht mehr lange, dann wachsen auch euch Flügel.“

Ist der Mann nun Maler? Grafiker? Illustrator? Wolf-Dieter-Pfennig ist alles und vor allem ist er ein Erzähler. So sehr, dass er seinen Bildern oft ganze Verse als Titel mitgibt. Sätze, die der bunten, wilden, mal sanften, mal explodierenden Malerei einen poetischen Rahmen geben. Es ist oft das letzte kleine, aber unverzichtbare Pling, das er ihnen mitgibt und ihnen die entscheidende Konnotation verleiht, die das Sehen und Lesen seiner Bilder so genüsslich macht. Und so passen seine großformatigen Bilder und Plakate ganz wunderbar in die Stadt- und Landesbibliothek, wo sie seit Kurzem als kleine Ausstellung im Foyer, im Schaufenster zum Platz der Einheit hin, gezeigt werden – an der Schnittstelle zwischen Wort, Welt und Bild.

Pfennig wurde in Dresden geboren, studierte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und ist seit 2002 Professor an der Fachhochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Wismar. Seit Mitte der 1980er-Jahre lebt er als freischaffender Künstler in Potsdam. Seine Bilder findet man mittlerweile in Sammlungen und Galerien weltweit. Pfennig ist bekannt für seine heiter-ironische Sichtweise, seine mal sinnliche, mal freche, frivole und immer schwungvolle Illustration der Geschichten, die er auftut, die er sieht. Oder die ihm zufliegen. Wer ihm beim Arbeiten zusehen darf, der bekommt bisweilen das Gefühl, dieser Mann kann einfach drauflosmalen – es wird immer gut.

In seinem magischen Kosmos begegnen sich Menschen und Tiere, oftmals auf Augenhöhe und märchenhaft verbandelt. Eine Bildhaftigkeit, der dennoch nichts Menschliches fremd ist. Dabei wird es dem Betrachter so wunderbar leicht gemacht, weil er ahnt, auch der Maler ist diesem sympathischen Irrenhaus entsprungen. Hier finden sich die aufgetakelte Popsängerin und ihr Backgroundchor, drei Damen, die Pfennig in schrille Hühnerkostüme packt – Titel: „Späte Nachtigall“, ebenso wie die komplette Geschichte von „Narziss und Echo“ von Ovid, die Pfennig in ihrer Gänze bebildert hat.

Neben den Bildern geben zwei Vitrinen einen Einblick in die Arbeit des Illustrators, zeigen ein Originalbild sowie geschrumpft in der Buchausgabe. Außerdem wurden viele Skizzenbücher ausgelegt, in denen Pfennig comicartig von Reisen durch Europa erzählt und auch schon mal einen Restaurantbesuch in Venezia samt Quittung festhält. Steffi Pyanoe

Bis 24. November, Bibliothek im Bildungsforum, Am Kanal 47

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