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Kultur: Wohnen, wie es der Thronfolge entsprach

Exponate und Themen zur Ausstellung „Kaiserliche Geschenke“ (2) / Von Jörg Kirschstein

In der Ausstellung „Aus allerhöchster Schatulle – Kaiserliche Geschenke" des Potsdam-Museums werden noch bis zum 4. Januar 2009 über 100 Geschenke des letzten deutschen Kaisers und seiner Familie gezeigt. In einer Serie stellen wir besondere Exponate und Themen der Ausstellung vor.

Die Söhne Kaiser Wilhelms II. hatten zwischen 1905 und 1916 geheiratet, in dieser Zeit entstanden in Potsdam fünf Hohenzollernwohnsitze. Als erster Kaisersohn vermählte sich im Juni 1905 Kronprinz Wilhelm (1882-1951) mit Herzogin Cecilie zu Mecklenburg (1886-1954). Für sie war als Wohnsitz für die Sommersaison das Marmorpalais und für die Wintersaison das Potsdamer Stadtschloss vorgesehen. 150 000 Mark mussten aufgebracht werden, um die Wohnung im Stadtschloss, die aus mehr als 20 Räumen bestand, baulich instand zu setzen. Für das Marmorpalais mussten 137 000 M investiert werden, zuzüglich 50 000 M für die Elektrifizierung der Wohnräume. Das Berliner Kronprinzenpalais, das dem Thronerben traditionsgemäß während der Wintermonate zur Verfügung stand, konnte nach umfangreicher Restaurierung erst zwei Jahre nach der Hochzeit genutzt werden. Seit 1913 entstand an der nördlichen Spitze des Neuen Gartens das Schloss Cecilienhof, welches im Sommer 1917 bezogen werden konnte. Der nächst jüngere Bruder des Kronprinzen, Prinz Eitel Friedrich (1883-1942), vermählte sich 1906 mit Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg (1879-1964). Bei der Wahl des Wohnsitzes achtete das Oberhofmarschallamt peinlich genau auf die im Hofprotokoll festgelegte Rangordnung der Prinzen, was sich auf Größe, Ausstattung und Lage der Villen niederschlug. Je weiter der Prinz von der Thronfolge entfernt stand, um so weniger finanziellen Mittel standen ihm zur Verfügung. Dem Prinzen Eitel Friedrich war als Zweitgeborener eine standesgemäße Unterkunft gewiss. Sein Vater überließ ihm für den Sommeraufenthalt die imposante Villa Ingenheim in der Zeppelinstraße mit einem parkähnlichen Grundstück. In den Wintermonaten siedelte das Prinzenpaar in das Berliner Schloss Bellevue über. Zwei Jahre später, im Oktober 1908, heiratete der vierte Kaisersohn August Wilhelm (1887-1949) die holsteinische Prinzessin Alexandra Victoria (1887-1957) und bezog die im Park Sanssouci gelegene Villa Liegnitz. Für den Winteraufenthalt in Berlin stand ihnen das Palais des Prinzen Georg in der Wilhelmstraße 72 zur Verfügung. Sein um ein Jahr jüngerer Bruder Prinz Oskar (1888-1958) vermählte sich 1914 mit Gräfin Ina Marie von Bassewitz (1888-1973). Da kein geeigneter Wohnsitz zur Verfügung stand, erwarb das Hofmarschallamt 1914 die am Fuße des Pfingstberges gelegene Villa Quandt, die im Mai 1915 bezogen werden konnte. Die Suche nach einer repräsentativen Wohnung für den Winteraufenthalt in Berlin unterblieb mit Rücksicht auf den Kriegszustand.

Im zweiten Kriegsjahr heiratete der jüngste Kaisersohn Joachim (1890-1920) die 18-jährige Prinzessin Marie Auguste von Anhalt (1898-1983). Kriegsbedingt wurde auf vorhandene Wohnsitze zurückgegriffen. Die ehemalige kronprinzliche Wohnung im Potsdamer Stadtschloss wurde für das Prinzenpaar eingerichtet. Da Joachim das 2. kurhessische Husarenregiment in Kassel kommandierte und auch dort wohnte, bezog Marie Auguste das Stadtschloss 1916 zunächst allein. Nur zwei Jahre wohnte das Paar im Schloss. Dann brachte die Novemberrevolution 1918 die Monarchie zu Fall, sämtlicher Hohenzollernbesitz wurde enteignet. In der 1926 erfolgten Fürstenabfindung sind die Potsdamer Wohnsitze der Kaiserkinder als Privateigentum anerkannt worden. Die Kaisersöhne lebten bis 1945 als Privatbürger in der ehemaligen Residenzstadt. In der Ausstellung ist ein Stadtplan mit eingezeichneten Prinzenwohnsitzen zu finden.

Der Autor ist Kurator der Ausstellung.

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