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Kultur: Wo er ist, ist keine Provinz

Theatermacher Christoph Schroth wird 80

„Wo ich bin, ist keine Provinz“, so hieß ein 2003 erschienenes Buch über den einflussreichen Theatermacher Christoph Schroth, der heute 80 Jahre alt wird. Schroths Satz bezog sich damals auf das Staatstheater Cottbus, das er seit 1992 über zehn Jahre lang geleitet und in dieser Zeit unübersehbar in die ostdeutsche Theaterlandschaft eingeschrieben hatte. Christoph Schroth sorgte dafür, dass man auch aus Berlin – oder Potsdam – regelmäßig Reisen an sein Theater unternahm. Er orientierte sich nicht an fernen Theatermetropolen, sondern behauptete mit einer Chuzpe, die damals wohl einzigartig in der deutschen Theaterlandschaft war: Die Metropole bin ich.

Mit diesem Geist beflügelte Christoph Schroth in den besonders in Brandenburg von Abwicklung geprägten 1990er Jahren nicht nur Cottbus, sondern fast kann man sagen: ein ganzes Bundesland. Wie ansteckend das war, zeigte sich kurz nach Schroths Weggang aus Cottbus, als Sewan Latchinian in Senftenberg mit ähnlicher Verve aus einem „Provinztheater“ einen Ort machte, an den die Leute von nah und ferner strömten.

Die brandenburgische Station Cottbus war für Christoph Schroth so etwas wie die euphorisierende Schlussgerade in einer langen, aufregenden Theaterlaufbahn. Geboren am 5. Mai 1937 in Dresden, ist er in den 1960er Jahren zunächst Dramaturg und Regieassistent am Berliner Maxim Gorki Theater. Hier lernt er den Regisseur Horst Schönemann kennen, der ihn 1966 nach Halle holt. Statt danach an der Berliner Volksbühne zu bleiben, geht Christoph Schroth nach Schwerin, in die „Provinz“, wo er 15 Jahre lang in wohltuendem Abstand zur „Hauptstadt der DDR“ als Oberspielleiter für einen couragierten Spielplan sorgt. Dieser folgt dem später in Cottbus wieder aufgenommen Spektakelprinzip: ein sich an den Mitteln und Möglichkeiten der Bühne geradezu berauschendes Theater, eine freudige Art, die Zuschauer zu überfordern. In Cottbus erhielt das rauschhafte Festival den nüchtern-ironischen Namen „Zonenrandermutigung“.

Als Regieassistentin und Regisseurin im Team der „Zonenrandermutigung“ ab 1995 mit dabei war Bettina Jahnke, die Frau, die ab Sommer 2018 hier in Potsdam die Theatergeschicke lenken wird. Sie bezeichnet Christoph Schroth als ihren Mentor. Der heute in Steinstücken Lebende inszeniert nicht mehr, ist aber auf jeder neuen Premiere des Hans Otto Theaters im Publikum mit dabei. Und künftig wird etwas von seinem Geist wohl auch Potsdam bereichern. les

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