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Doch, doch, die WM geht weiter. Kim Konrad und „El Jugador del Futbol“.

© A. Klaer

WM-Kultur in Potsdam: Ein Fußballer zum Aufmuntern

Was Fußball und Kunst verbindet? Beides passiert mit vollem Körpereinsatz, erklärt Künstler Kim Konrad. Im Café Matschke begeht er die WM auf seine ganz eigene Art.

Von Helena Davenport

Potsdam - Kein Tor gegen Südkorea, das große Aus für Deutschland – eine Sommertragödie. Wohin jetzt mit all den schwarz-rot-goldenen Außenspiegelverkleidungen? Für viele ist die Fußball-WM nämlich seit Mittwoch gegessen, aus und vorbei. Der überdimensionale Fußballer in seinem rosafarbenen Trikot, der seit zwei Wochen vorm Café Matschke mit erhobenen Pranken fast schon triumphierend auf seinem klobigen linken Bein tänzelt, könnte den ein oder anderen Fan aufmuntern. Seine Bewegung ist nicht grazil und er ist alles andere als athletisch. Dennoch schaut er herausfordernd, als würde er fragen: Na, wer hat hier den Ball?

Das großformatige Bild – zweieinhalb mal zweieinhalb Meter – mit dem Titel „El Jugador del Futbol“ (Der Fußballspieler) hat Kim Konrad gemalt. Der Künstler und ehemalige Fußballprofi lebt seit zwei Monaten wieder in Potsdam und hat sein Atelier kurzerhand nach sechs Jahren von Mallorca ins Tiefparterre des Cafés verlegt. Drei Tage die Woche arbeitet er im Matschke, so auch am Mittwoch zur besten Public-Viewing-Zeit: „Die Deutschen haben verdient verloren“, sagt der 55-Jährige lachend. Das Ergebnis berühre ihn zwar, aber nicht erheblich. Und die WM gehe trotzdem weiter. Sein Bild solle auch dazu anregen, über das Ganze zu lachen.

„Die Deutschen haben verdient verloren“

Das Motiv ist nicht unbekannt. Konrad hat Picassos Skulptur „El futbolista“, eine Blechfaltung, in Acryl übertragen. Den Untergrund bilden vier Verlegeplatten, deren Struktur an Rasen erinnern kann. Ihn fasziniere Picasso schon seit geraumer Zeit, so Konrad. „Natürlich kannst du Picasso nicht kopieren“, fügt er hinzu. Seine Nachahmungen sollen dem Selbststudium dienen.

In seinem Atelier gibt es mehr zu sehen: viele Picasso-Variationen, aber auch eigenes. „Die Fächerdamen“ zum Beispiel. Abgebildet sind Frauen, die während der Industrialisierungsphase in Paris ihr Glück in Bordellen suchten, sich aber dann dem sozialen Abstieg gegenüber sahen. Konrad malt mit Kohle und Lack. Für Ölfarben, die lange trocknen müssen, sei er zu ungeduldig, sagt er. Einmal hat er seine Arbeiten schon ausgestellt – in Capdepera.

Bevor er nach Mallorca zog, lebte der gebürtige Westberliner zwölf Jahre lang in Potsdam. Er baute das Kino Melodie mit auf, später gehörte ihm das Café Feingold. Davor spielte er bei verschiedenen Drittligisten Fußball und arbeitete vier Jahre lang als Trainer. Was Fußball und Kunst verbindet? Beides passiere mit vollem Körpereinsatz, ohne Hilfsmittel und beides benötige Anerkennung, sagt Konrad: „Der eine hat den Ball, der andere den Pinsel.“ 

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