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„Wist“ feiert 25-jähriges Jubiläum in der Reithalle: Ein Fest für die Helden der Literatur

Es soll ein Fest für die Leser werden. Schließlich sind die für einen Buchhändler wie Carsten Wist die wahren Helden.

Es soll ein Fest für die Leser werden. Schließlich sind die für einen Buchhändler wie Carsten Wist die wahren Helden. Neben den Autoren, versteht sich. Der Inhaber der Buchhandlung Wist in der Brandenburger Straße lädt anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Literaturladens zu einem großen Fest am morgigen Freitag in die Reithalle in der Schiffbauergasse. Dabei wollen Wist und sein Kollege Felix Palent auch ihren ersten eigenen Band vorstellen.

Denn nach einem Vierteljahrhundert sahen Wist und Palent nun die Zeit gekommen, sich selbst ein Buch zu setzen. Sie baten Autoren, die seit der Eröffnung am 2. Juli 1990 im Literaturladen lasen, ihnen Autografe mit persönlichen Erinnerungen an die Lesung oder ersten Sätzen ihrer Romane zu schicken. Post bekamen sie etwa von Paul Auster, Cees Nooteboom, Uwe Tellkamp, Ursula Krechel, Marion Poschmann, Volker Braun und Christoph Ransmayr. Deren Texte zusammen mit Anekdoten, die Wist und Palent von den Begegnungen mit den Autoren erinnern, sowie Bildern des Fotografen Michael Lüder sind nun in einem Text-Bildband versammelt. Insgesamt 150 Exemplare ließen die Buchhändler drucken, um, wie Wist sagt, „uns selbst ein Geschenk zu machen“.

Ein Film soll am Freitagabend auf das vergangene Vierteljahrhundert zurückblicken. Die Erinnerungen an 25 Jahre Literaturladen seien „verdammt schön, aber auch verdammt gefährlich“. Was für tolle Bücher es gegeben habe, ruft Wist in seiner ihm eigenen Begeisterung aus, die es wohl letztlich ist, die Leser und Autoren in seinen Literaturladen führt. Aber wie diese unglaubliche Leidenschaft behalten, fragt er sich, „ woher die Kraft und die Ideen nehmen, um dieses Niveau zu halten?“ Wie Sisyphos, dem die Kugel immer wieder runterrollt, komme er sich manchmal vor. Doch dann gebe es wieder ein neues Buch, sagt Wist, das einen elektrisiere und den Berg, vor dem man steht, anlächeln lasse. Davon zeugen allein die Lesungen, die Wist zusätzlich für den Herbst geplant hat: Jenny Erpenbeck wird in der Stadt- und Landesbibliothek aus ihrem neuen Roman „Gehen, ging, gegangen“ lesen sowie die französisch-senegalesische Autorin Marie NDiaye aus „Ladivine“ im Literaturladen.

Selbstredend haben Wist und Palent auch für Freitag Autoren geladen. Neben Musik und Tanz, Essen und Wein soll es Kurzlesungen geben, etwa mit Hartmut Lange, dem 1937 geborenen, in Berlin lebenden Autor, der an der Filmhochschule in Babelsberg Dramaturgie studierte und 1967 die DDR verließ. Lange schreibt Novellen und Erzählungen. Für Wist ist Lange ein „stiller Held“ – nicht nur, weil er nach seiner Flucht in den Westen im Osten vergessen wurde, sondern, weil er sich seit Jahrzehnten weigere, Romane zu schreiben. Zudem zu Gast: der Potsdamer Schauspieler und Synchronsprecher K. Dieter Klebsch. Gegen 21 Uhr erwartet Wist die Schriftstellerin Terézia Mora („Aller Tage“). Die in Ungarn geborene deutschsprachige Autorin las bereits dreimal im Literaturladen, am Freitag wird sie aus ihrem neuen Werk, „Nicht sterben“ vortragen. Ein Titel, der auch für die nächsten Jahrzehnte des Literaturladens gelten möge. Grit Weirauch

Ein großes Fest! Der Literaturladen im 25. Jahr, Freitag, 4. September, ab 18 Uhr, Reithalle, Schiffbauergasse, Eintritt frei

Grit Weirauch

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