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Kultur: „Wir machen einen Tucholsky-Abend“

Peter Wohlfeil, Frank-Burkhard Habel und Christian Kozik morgen auf dem Theaterschiff

Peter Wohlfeil und Christian Kozik kennen sich schon seit vielen Jahren – von der Filmhochschule „Konrad Wolf“. Wohlfeil war damals noch Schauspielstudent und studierte mit Kozik, der dort Dozent für Chanson und Musikgestaltung war, Lieder ein. Manchmal wurden sie auch einer breiteren Öffentlichkeit vorgetragen.

„Christian, wir müssen etwas gegen die Oberflächlichkeit tun. Außerdem benötige ich einiges, was meiner Seele gut tut“, so vor einiger Zeit Peter Wohlfeil, der als Schauspieler an verschiedenen Bühnen arbeitete, zu seinem einstigen Lehrer. Der hat sofort zugestimmt, denn der Schauspieler hatte bereits einen Vorschlag parat: „Wir machen einen Abend mit Texten von Kurt Tucholsky.“ „Aber nur mit Vertonungen von Hanns Eisler“, entgegnete Kozik. Der ehemalige Dozent, der sich vor der Wende mit seinem Chansonstudio Potsdam einen guten Namen auch außerhalb der Stadt machte und heute die musikalischen Belange der Stadt-Spiel-Truppe leitet, ist für solcherart Vorschläge sehr empfänglich. Nun haben sich die beiden Künstler für ein Programm wieder „gefunden“, zu einem Abend, der sich nur mit Texten von Kurt Tucholsky beschäftigen wird. Dazu haben sie sich Frank-Burkhard Habel hinzugeholt, der bereits in Berlin in vielen literarisch-musikalischen Kabarettprogrammen zu erleben war. Weithin bekannt wurde er aber als Verfasser von Büchern über die „Olsenbande“, über „Ekel Alfred“ sowie des Großen Lexikon der DEFA-Spielfilme.

Kurt Tucholsky ist aber ein Schriftsteller, den Habel besonders verehrt. Und so ist er im Vorstand der Kurt-Tucholsky-Gesellschaft aktiv tätig. Aber nun auch in dem Programm „Merkt ihr nischt“ mit Peter Wohlfeil und Christian Kozik, das morgen um 20 Uhr auf dem Theaterschiff zur Aufführung kommt.

„Leider hat man in unserer Zeit Tucholsky ein wenig vergessen. Selten nur werden seine Lieder rezitiert und gesungen, seine Essays und Geschichten gelesen“, sagt Peter Wohlfeil vor einer Probe. „Vielleicht weil sie heute noch so aktuell sind. Seine Texte, die vor allem in den zwanziger Jahren, also in der Weimarer Republik, geschrieben wurden, prangern mit bissigen Worte den aufkommenden Faschismus an.“ Und so singen Wohlfeil und Habel auch das Lied „Küsst die Faschisten“, das vor allem durch die Interpretation von Ernst Busch bekannt wurde. Aber die Künstler wollen nicht nur politische Reflektionen Tucholskys zum Besten geben, sondern auch köstliche Lieder und Gedichte, die sich um Liebe oder um das Eheleben drehen - immer ein wenig spöttisch, bissig und liebenswürdig.

So manche Gedichte Tucholskys hat Hanns Eisler vertont, der ja auf Texte musikalisch besonders gut reagieren konnte. Aber auch Liedkompositionen von Friedrich Holländer und Rudolf Nelson sind zu hören. Christian Kozik steuert selbst ein eigenes Lied nach einem Gedicht von Tucholsky bei, das bereits 1988 entstand: „Zirkus des Lebens“. Frank-Burkhard Habel: „Wir wollen am Mittwoch mit unserem Programm ein bisschen zum Nachdenken anregen, aber vor allem unterhalten“. Sagts, stellt sich ans Klavier und singt. „Fang nie was mit Verwandtschaft an, denn das geht schief.“ Peter Wohlfeil gesellt sich zu ihm und stimmt fröhlich ein. Klaus Büstrin

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