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Christian Haase, Michael Nass und Andreas Wieczorek (v. l.). sind drei der sechs der Band Die Seilschaft. 

© Sandy Reichel/promo

Wiedersehen mit Drachentöter: Gundermann Seilschaft kommt nach Potsdam

Auch ohne Gerhard Gundermann eine richtige Wucht: Die Seilschaft tritt mit Klassikern und neuen Rocksongs im Lindenpark auf.

Potsdam - Das letzte Album der Seilschaft ist mehr als 20 Jahre alt. 1998 entstand es, mit Frontmann Gerhard Gundermann, der die Band sechs Jahre zuvor ins Leben gerufen hatte. Dann war erstmal Schluss, im Juni 1998 starb Gundermann, 43 Jahre alt, völlig überraschend an einem Schlaganfall. „Die Band verschwand damals zehn Jahre in der Versenkung“, sagt Keyboarder Michael Nass. Eine Band, die in den Jahren nach der politischen Wende den Nerv so vieler Menschen vor allem im Osten traf. Aber ohne „Gundi“ weitermachen, ohne diese schillernde Figur einer Ära des Übergangs, die um so mehr zu schillern schien, je mehr sie sich zur Schicht in den staubigen Tagebau zurückzog? Gundi, der Baggerfahrer, Arbeiter, Kommunist, Spitzel, Philosoph, Familienvater und Träumer. Weitermachen ohne ihn, das schien der Band unmöglich, sagt Nass. Auch wenn die Band sich nie als Anhängsel verstanden hatte, die Songs immer gemeinsam entstanden waren. „Gundermann war am Ende Seilschaft, und Seilschaft war Gundermann.“

Erst jetzt, nach 22 Jahren, kommt ein neues Studioalbum. Noch ist es in Arbeit, aber einige Lieder gibt es schon. Beim Konzert am 8. Februar im Lindenpark wird es sie zu hören geben. Mehr will Nass dazu nicht sagen. „Wir sind da noch mitten drin.“ Wer nicht warten kann, dem empfiehlt er die neue DVD „Live in Berlin“.

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"Wir sind das Original“

Dass Die Seilschaft weitergemacht hat, liegt auch an Christian Haase. Er ist seit dem Gundermann-Gedenkkonzert „Alle oder Keiner“, das 2008 stattfand, dabei. 2010 ging man wieder als Band auf Tour. Die Entdeckung des neuen Mannes wird der Schlagzeugerin Tina Powileit gutgeschrieben. Sie hatte den Liedermacher und Sänger in Leipzig gehört und kurzerhand zur Band geholt. Ein Glücksfall: Er schafft es, den Vergleich mit dem Vorbild auszuhalten und die Leerstelle gut auszufüllen. „Die Fans wollen das auch“, so Nass. „Spätestens seit dem Gunderman-Film von Andreas Dresen wollen sie das wieder hören – und wir sind das Original.“

Dieses Original ist nach wie vor in erster Linie in Ostdeutschland gefragt. Nass findet das nicht schlimm. Hier erlebte Gundermann zwei Popularitätswellen: die erste vor der Wende mit seiner Band Brigade Feuerstein. Mit der Seilschaft kam dann der Ruhm jenseits der Lausitz. Unverändert die Musik: poetische Texte, märchenhaft säuselnd bis schnodderig und manchmal auch verloren. Oder beängstigend klar und prophetisch. Eigentlich hätte man wissen müssen, dass das mit Gundermann nicht gut ausgehen würde. „Gib mir die versteckten Stiefel wieder, da draußen schreit mein letzter Tag. Ach ich käme doch so gerne wieder her zu dir, die keine Sieger mag // falls ich den Drachen schlag“ singt er in „Der siebente Samurai“.

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Kein Konzert ohne Klassiker

Der Drache war das, womit sich der kleine Mann plagen musste. „Bruce Springsteen, der über die Probleme des kleinen Mannes auf der Straße schrieb, war immer das Vorbild für Gundermann“, sagt Nass. „Die Band hat ganz bewusst die Musik von Springsteens E-Street-Band aufgegriffen.“ Echte Gefühle, echter Rock ’n’ Roll. Das ist es, was er und die Band immer wollten. Das Publikum wollte sie vor allem live sehen. Höhepunkte waren Auftritte im Vorprogramm von Bob Dylan oder Joan Baez. Und Gundermann – blieb bescheiden. „Ich wäre glücklich, wenn meine Lieder für manchen einfach ein Stück seines Lebens sind. Ob er da nun geheult hat bei der Platte oder gelacht, ob er Kraft gefunden oder welche gelassen hat, ist mir egal. Wenn sie nur dazu gehören, zu irgendeinem Leben“, sagte er.

Das war sein geringstes Problem: Liebe, Frauen, Kinder, Schnaps und Heimat, das Alter und überhaupt – die Zeit, die Zeiten: Jeder kann daran anknüpfen. Bis heute. Kein Konzert ohne Klassiker wie „Hier bin ich geboren“, „Brunhilde“, „Keine Zeit mehr“ oder „Linda“ – das triumphierende Liebeslied, das Gundermann für seine Tochter schrieb: „Jetzt kommn die fetten Tage Linda, wir ham so lang auf dich gespart. Was solln wir euch sagen Kinder, die alten sind noch mal am Start.“

Enge Verbindung zum Potsdamer Lindenpark

Die Lieder, die jetzt kommen, knüpfen an das an, was die Leute bisher von Gundermann und der Seilschaft kennen. Längst hat sich Christian Haase eingegrooved und die alten und neuen Songs bohren sich noch immer direkt ins Herz der Zuhörer. Darunter ist die Generation, die Gundermann schon in der DDR kannte. Und die, die seine Lieder und die Band in den vergangenen Jahren für sich entdeckte.

Mit dem Potsdamer Lindenpark verbindet die Band viel. „Hier fand 1994 das legendäre, das einzige unplugged-Konzert mit der Seilschaft und Silly statt“, sagt Michael Nass. Vor einem Jahr spielte die Seilschaft wieder hier, und der Saal war voll. „Es war ein schönes Wiedersehen“, sagt Nass. So soll es auch jetzt werden, wenn Die Seilschaft spielt. „Wir halten den Rock ’n’ Roll hoch.“

>>Am Samstag, dem 8. Februar, um 20 Uhr im Lindenpark, Stahnsdorfer Straße 76/78, Karten kosten 27 bis 32 Euro

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