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Kultur: Wie ein subtiles Kammerspiel „Mozart-Novelle“ im Foerster-Garten gelesen

Die einen kennen sein Gedicht „Alt wie ein Baum“ noch aus ihrem Schullesebuch. Viele andere verbinden den Namen Louis Fürnberg höchstens mit den zu DDR-Zeiten oft zitierten und „benutzten“ Worten von der Partei, die immer recht hat.

Die einen kennen sein Gedicht „Alt wie ein Baum“ noch aus ihrem Schullesebuch. Viele andere verbinden den Namen Louis Fürnberg höchstens mit den zu DDR-Zeiten oft zitierten und „benutzten“ Worten von der Partei, die immer recht hat. Die wenigsten kennen sicher seine Mozart-Novelle aus den 50er Jahren, die die Urania für ihre Reihe „Im Garten vorgelesen“ diesmal ausgewählt hatte.

Dazu wurde am Samstagnachmittag vor wie immer zahlreich erschienenen Zuhörern in Marianne Foersters spätsommerlich blühendem Hausgarten in Bornim geladen. Die Brandenburger Schauspielerin Christiane Ziehl und Klaus Büstrin tauchten sofort in die in der Novelle überaus amüsant geschilderte Atmosphäre einer maliziösen Künstlergesellschaft ein.

Im Hause des Gastgebers, des Prager Komponisten Duschek, treffen dabei der 31-jährige Mozart und der doppelt so alte Casanova zusammen. Es ist der 28. Oktober 1887 und damit der Vorabend der Uraufführung von Mozarts berühmtem „Don Giovanni“, dessen Ouvertüre bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal zu Papier gebracht war.

Beide Protagonisten, der geniale junge Komponist und der legendäre Verführer und Lebenskünstler – es ist wahrscheinlich, dass sie sich 1887 auch im wirklichen Leben trafen – befinden sich zu dieser Zeit in einer krisenhaften Lebenssituation. Mozart muss sich entscheiden, ob er in der Prager Provinz ein gesichertes Auskommen oder in der Metropole Wien Ruhm und Anerkennung finden will. Casanovas Attraktivität hat den Zenit bereits überschritten und er ist langsam auf der Suche nach einem ihm gemäßen Ruhesitz.

In der Fürnbergschen Novelle, einer beinahe kammerspielartig anmutenden Inszenierung mit geschliffenen, von Ironie nur so funkelnden Dialogen, in der auch noch die lebenslustigen Sängerinnen und der Prinzipal von Mozarts Truppe sowie ein humorloser preußischer Gesandter auftreten, treffen ihre unterschiedlichen Kunst- und Lebensauffassungen aufeinander. Nur zu verständlich, dass die in den frühen DDR-Jahren entstandene Novelle keine breite Leserschaft fand.

Man war verblüfft über die pointierte und sprachlich ausgefeilte Zeichnung der beiden gegensätzlichen Charaktere und die auch heute noch inhaltliche Brisanz ihrer „vertraulichen“ Gespräche. Beide Vorleser hatten in der gestrafften Lesefassung viele Möglichkeiten, die vielschichtigen Dialoge mit Leben anzufüllen, was sie mit Lust und Esprit auch taten.

Kunstvoll untermalt wurden die einzelnen „Akte“ von Mozarts „Divertimenti“, die Sebastian Pietsch auf dem Fagott und Marco Dommus und Rico Wolff auf der Klarinette, alle von den Brandenburger Symphonikern, mit Temperament zu Gehör brachten.

Das Publikum dankte mit herzlichem Applaus und hatte nach neunzig Minuten, diesmal leider ohne Pause, dafür aber auf neu angeschafften bequemeren Stühlen, ausgiebig Gelegenheit, das gesamte Gartenkleinod zu bewundern. In dem sich übriges auch eine zarte rosa-weiße „Mozart-Rose“ in voller Blüte stehend fand.

Astrid Priebs-Tröger

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