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Kultur: Wie die RAF die Liebe zerstörte

Tanja Langer liest in der Kleist-Schule aus ihrem Roman „Der Tag ist hell, ich schreibe dir“

Wie fühlt sich der Schmerz an, wenn ein enger Freund getötet wird? Was bleibt, wenn der Geliebte von einer Terrorgruppe in die Luft gejagt wird? Wie verändert sich das Leben, wenn der Mentor bei einem Attentat stirbt?

Tanja Langer war 27 Jahre alt, als ihr Freund und Vertrauter Alfred Herrhausen, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, bei einem Bombenattentat der deutschen Terrorgruppe Rote-Armee-Fraktion (RAF) ermordet wurde. Am Morgen des 30. Novembers 1989 detonierte eine Bombe neben Herrhausens Dienstwagen, die ihn aus dem Leben riss und seinen Chauffeur verletzte.

20 Jahre nach seinem Tod hat Tanja Langer ihre Geschichte von diesem Verlust in „Der Tag ist hell, ich schreibe dir“ verarbeitet. Am heutigen Mittwoch stellt sie ihren Roman in der Kleist-Schule vor.

Im Buch wendet sich ein Journalist Jahre nach dem Attentat auf den Bankenchef, der im Buch Julius Turnseck heißt, an Helen: Er möchte über den berühmten Bankier schreiben und bittet sie, ihm etwas über die besondere Beziehung, die die Abiturientin und den 33 Jahre älteren Mann verband, zu erzählen. Das löst einen regelrechten Gefühlssturm in Helen aus und sie erinnert sich der acht Jahre, in denen Julius Turnseck Teil ihres Lebens war. Schnörkellos, aber doch detailverliebt schildert die Erzählerin dem Journalisten ihre Kindheit, ihre Erfahrungen in der linken Ökoszene Westberlins, wie sie den Bankier bei einer Talk-Show kennenlernte und sich daraus gleichzeitig eine tiefe Freundschaft und eine zarte Liebe entwickelte.

Julius freier Geist und seine schönen Augen beeindruckten die junge Helen. Fasziniert von ihrer Perspektive der Welt lud er sie ein, ihm zu schreiben und ihm alle ihre Gedanken zu schildern. Ein reger Briefwechsel, zahlreiche Telefongespräche, gelegentliche Treffen, basierend auf gegenseitigem Respekt und Interesse an der Welt des anderen, definierten von da an die Beziehung der beiden , die sich über die Jahre zu einer tiefen Liebe entwickelte. Während ihres Philosophiestudiums beschäftigte sich Helen mit Julius’ NS-Vergangenheit und las seine Briefe aus dieser Zeit, die an seine Mutter gerichtet waren. Für ihre Beziehung zu ihm war das aber nicht wichtig. Für die 3. Generation der RAF war es umso wichtiger. Sie töteten den Bankier und stürzten Helen damit in tiefe Verzweiflung. Sie fand zurück ins Leben, doch dauerte es 20 Jahre, bis Helen den Tod ihres Freundes verarbeitet hatte. Das Erzählen darüber ist Teil dieses Prozesses. Linda Huke

Tanja Lange liest am heutigen Mittwoch, 19 Uhr, in der Kleist-Schule, Friedrich-Ebert-Straße 17, Eintritt 5/ erm. 3 Euro

Linda Huke

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