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Kultur: Werden und Vergehen

Aquarellmalerei von Christian Fleming in einer Ausstellung in der URANIA

Zweimal im Jahr überkommt ihn eine große Mallust. Dann zieht es den Potsdamer Grafiker und Designer Christian Fleming in die Ferne. Im Frühjahr vorzugsweise auf die Insel Hiddensee und im Frühherbst nach Italien an den Gardasee. Mit Hiddensee ist er schon seit seiner Studienzeit in den 70er Jahren eng verbunden, die Liebe zu Italien konnte er erst später ausleben. In der URANIA sind nun in der Ausstellung „Italien - Insel Hiddensee“ zahlreiche Ergebnisse seiner Malreisen aus den letzten zehn Jahren zu betrachten.

Landschaft ist der Hauptgegenstand von Flemings Aquarellmalerei. Die Insel Hiddensee ist dabei eingefangen mit ihren sanften Hügeln, den zerzausten Häusern und weiten Blicken über den stürmischen Bodden. Die Gegend um den Gardasee mit ihren Kirchen und Gassen unter südlicher Herbstsonne, die sich in schmalen Tälern zwischen die Berge schmiegen oder die, wie die verwunschene Toteninsel auf dem Lago de Iseo von ihnen wie ein Geheimnis gehütet werden. Faszinierend ist, wie diese, in Nass-in-Nass-Technik gemalten Aquarelle den Betrachter auf den ersten Blick in ihren Bann ziehen. Das bewirkt nicht nur die fast völlig gegensätzliche, zumeist intensive Farbigkeit . Auf den südlichen Impressionen herrschen opulente Rot-, Blau- und Grüntöne vor, auf den nördlichen dominieren gedämpftes Blau und Braun. Sondern es liegt auch an dieser speziellen von Christian Fleming bevorzugten Technik, die nur wenig kontrollierbar ist und auf dem feuchten Malgrund unvorhersehbare Dynamiken ermöglicht. Damit lassen sich die ständig wechselnden Lichtstimmungen am Meer und das Auf und Ab des Windes besonders gut einfangen. Man meint förmlich die „Arbeit“ der Naturgewalten zu spüren, die das Ostseeeiland und die vom Menschen errichteten Bauwerke langsam aber stetig verändern und überformen.

Nahezu entgegengesetzt ist die Stimmung auf den Italienbildern. Deren frühherbstliches Licht und die gerade einsetzende Ruhezeit in der Natur ermöglichen auch dem Betrachter ein Atemholen und eine innere Einkehr. Die Kirche und die Gassen von Vesio und das Panorama von Mantua liegen im Licht und in wohliger Wärme. Sie sind satt und voll davon. Doch das Vergehen kündigt sich fast unmerklich an und man hat den Eindruck, dass auch die Häuser bald wieder ein Stück näher zusammenrücken. Der freistehende Glockenturm - „Campanille“ von Vesio – zeigt dann auch, nicht nur in seiner formalen Verzerrung, etwas von der ästhetischen Unruhe, die für die Malerei von Christian Fleming charakteristisch ist.

Christian Fleming, der jetzt seit 30 Jahren in Potsdam lebt und arbeitet und sich vor allem als Designer einen Namen gemacht hat, ist aber noch auf andere Weise mit der Natur verbunden. Gemeinsam mit seiner Frau Evelyn gestaltet er seit vielen Jahren den eigenen Haus- als beeindruckenden Landschaftsgarten, der jedes Jahr viele Besucher zum „Tag der Offenen Gärten“ und den beliebten Gartenlesungen der URANIA anzieht. In der j Ausstellung sind neben seinen vortrefflichen Aquarellen auch einige Gartenschönheiten in Vasen, die von Evelyn Fleming überaus geschmackvoll arrangiert wurden, zu bewundern. Astrid Priebs-Tröger

Bis 20. Februar in der URANIA, geöffnet Mo, Di und Do von 9 bis 18 Uhr, Mi und Fr von 3 bis 13 Uhr.

Astrid Priebs-Tröger

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