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Kultur: Weltweite persönliche Vernetzung 3. Globians Film Festival im Alten Rathaus eröffnet

Etagenbetten wie im Heilsarmeeschlafsaal, übervolle Gemeinschaftsküchen und spartanische sanitäre Anlagen in den Hostels von Australien bis Argentinien: der moderne „Backpacker“ (Rucksacktourist) mutet sich einiges zu bei seinen weltumspannenden Entdeckungsreisen. Der abendfüllende Dokumentarfilm „A Map for Saturday“ des US-Amerikaners Brook Silva-Braga, der als Soloreisender 12 Monate lang in 26 Ländern auf vier Kontinenten unterwegs war, tauchte am Samstagabend zur Eröffnung des diesjährigen dritten Globians Film Festivals vorwiegend heiter und ironisch in die Reisewelt der heutigen Nachkommen der einstigen „Blumenkinder“ ein.

Etagenbetten wie im Heilsarmeeschlafsaal, übervolle Gemeinschaftsküchen und spartanische sanitäre Anlagen in den Hostels von Australien bis Argentinien: der moderne „Backpacker“ (Rucksacktourist) mutet sich einiges zu bei seinen weltumspannenden Entdeckungsreisen. Der abendfüllende Dokumentarfilm „A Map for Saturday“ des US-Amerikaners Brook Silva-Braga, der als Soloreisender 12 Monate lang in 26 Ländern auf vier Kontinenten unterwegs war, tauchte am Samstagabend zur Eröffnung des diesjährigen dritten Globians Film Festivals vorwiegend heiter und ironisch in die Reisewelt der heutigen Nachkommen der einstigen „Blumenkinder“ ein.

Leicht spöttisch geriet allerdings auch die kleine Geschichte über Studienrätinnen fortgeschrittenen Alters, die Festivalchef Joachim Polzer zur Eröffnung im Alten Rathaus zum Besten gab und mit der er Englisch als zweite Amtssprache hierzulande „forderte“. Denn Globians kommen durch die ganze Welt. Und zwar mit dem nötigen Kleingeld und fließendem Englisch. Die Japanerin Rie Hasegawa, die zuerst das überwiegend jugendliche Publikum in den Kinosaal einließ, „zelebrierte“ gleich darauf ihre eigene Dreisprachigkeit. Die deutsche Übersetzung ihrer japanischen und englischen Begrüßungsworte las sie dann allerdings charmant vom vorbereiteten „Spickzettel“ ab.

Globetrottern und Rucksack-Weltreisenden sind jedoch nur ein Bruchteil der über 70 Dokfilme des neuntägigen Festivals gewidmet, das sich mit Themen wie dem Zustand der Vereinigten Staaten, kulturellen Konflikten in Europa, 25 Jahren AIDS und „Hoffnung Afrika“ sowie „Identität Asien“ auseinandersetzt.

Im Eröffnungsfilm „A Map of Saturday“ war von Problemzonen nur am Rande die Rede, wie etwa von den Auswirkungen der verheerenden Tsunamikatastrophe und den politischen Unruhen in Nepal. Ansonsten erschien „die Welt“ darin vor allem als Kulisse für Selbstinszenierungen einer jugendlichen, vorwiegend westlichen Bildungselite, die mit einem „Travelprojekt“ ihre sogenannten Soft Skills für den globalisierten Arbeitsmarkt trainiert und unter Beweis stellt. Lernbereitschaft, Anpassungsvermögen, Durchsetzungsfähigkeit und Kreativität gehören genauso dazu wie weltweite persönliche Vernetzung. Natürlich nicht mit der einheimischen Bevölkerung vor Ort, sondern beispielsweise mit Gleichgesinnten aus Deutschland, Kanada, Großbritannien und den USA.

Eine Community der besonderen Art war dann noch im zweiten Beitrag des Eröffnungsabends zu erleben. Die Antarktis mit ihrer einzigartigen Tierwelt und den extremen klimatischen Bedingungen zieht seit ein paar Jahren ebenfalls Tausende von Touristen an. Der 20-minütige Kurzfilm „Back to the Ice: A Year in Antarctica“ von Christopher Kugelman und Michael Booth zeigte pointiert den „normalen“ Alltag von freiwilligen Hilfskräften in den fast hundert wissenschaftlichen Forschungsstationen. In „Mc Murdo“, der größten von ihnen, ist der Waschsalon, die Poststation oder das „Hotel California“ mit Bowling und „Freakshow“ selbstverständlich inklusive.Astrid Priebs-Tröger

Morgen um 20 Uhr wird der Film „Deutsche Landschaften: terra nova“ von Daniel Kunle und Holger Lauinger gezeigt, im Anschluss gibt es ein Gespräch mit den Filmemachern und „Zeitpfeil“, einem Potsdamer Netzwerk für politische und (inter)kulturelle Bildung.

Astrid Priebs-Tröger

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