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In der Potsdamer Friedenskirche fand das Weihnachtsoratorium seine Zuhörer.

© Andreas Klaer

Weihnachtsoratorium in der Friedenskirche: Ein Vergnügen, dem Christfest zu lauschen

Der Potsdamer Oratorienchor gab Arien und Choräle aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium zum Besten.

Potsdam - Ohne den opulenten Chorauftritt mit „Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage“ kann man sich die festliche Einstimmung für das Weihnachtsfest nicht vorstellen. Alle Jahre wieder kommen die von hellem Bläserglanz umstrahlten Chöre mit Arien und Chorälen des Weihnachtsoratoriums BWV 248 von Johann Sebastian Bach zur Aufführung.

In der Friedenskirche Sanssouci waren sie an zwei Abenden zu erleben, als der Oratorienchor Potsdam unter der Leitung von Kantor Johannes Lang gemeinsam mit den Solisten Angela Postweiler, Sopran, Anna Kunze, Alt, Steven van der Linden, Tenor, Marcel Raschke, Bass, und der Potsdamer Kammerakademie die Kantaten 1-3 musizierte. Wurde das erste Konzert am Mittwoch ganz im klassischem Format dargeboten, so wurden am gestrigen Abend die Zuhörer eingeladen, die Chöre und Choräle mitzusingen.

Der Bach’sche Vorwärtsdrang und das weitgehend detailgetreue Singen und Musizieren gehörten zu den musikalischen Tugenden des Oratorienchors. Es war vor allem ein Vergnügen, den hoch motivierten Sängern zu lauschen. Dank der erfolgreichen chorerzieherischen Arbeit und exzellenten Vorbereitung auf die Aufführungen von Johannes Lang, gestalteten sie das Oratorium mit musikalischer Sicherheit, lebendig, rhythmisch, spannkräftig und mit textbezogener Deklamation.

Mit besonderer Herzenswärme

Eine erstaunliche Fülle an Farben, verbunden mit einem würzigen und warmen Klang offerierte das Großensemble. Die Choräle wurden mit besonderer Herzenswärme gesungen. Schön auch, dass Lang vier Sängerinnen des Jugendchors der Friedenskirche einbezog, die im Dialog mit dem Bass-Solo den Choral „Er ist auf Erden kommen arm“ mit feiner Klarheit sangen.

Jung war auch das Ensemble der vier Gesangssolisten. Souverän, mit fabelhaft schlank geführtem Mezzosopran gab Anna Kunze die „Schlafe“-Arie für das Jesus-Kind, die in der Begleitung zärtlich-wiegend und so gar nicht zum Einschlafen geriet. Auch ihre erste Arie „Bereite dich, Zion“ gefiel durch klare Artikulation. Den Solo-Tenor sang Steven van der Linden aus den Niederlanden mit geradezu spielerisch unangestrengter Höhe. Dabei entwickelte er eine schöne lyrische Beredsamkeit, die aber mehr Sorgfalt in den Rezitativen hätte vertragen können.

Marcel Raschke machte Eindruck mit seiner fülligen Bass-Stimme, der man allerdings eine noch bessere Verankerung in den hohen Lagen wünscht. Angela Postweiler gefiel im Rahmen der vergleichsweise kleinen Sopranpartie mit ihrer wohlklingenden Stimme.

Die Kammerakademie war auf allen Posten gut besetzt. Was die Trompeten an strahlendem Glanz in den berüchtigten Stellen verbreiteten, war beeindruckend. Homogen phrasierten die mit wenig Vibrato spielenden Geigen. Celli und Bässe markierten exakt das metrische Gerüst. Eine wundervolle Ruhe stellten die Oboen und das Continuo im Evangelisten-Rezitativ „Nun wird mein liebster Bräutigam“ her. So gelang Johannes Lang in der vollbesetzten Friedenskirche eine sympathisch bewegende, stimmungsvolle Aufführung. Eine Wiedergabe, die in ihrer überzeugenden und mitteilsamen Christfestfreude sich abhob von so manch routiniert ablaufenden Aufführungen. Der Beifall für die Interpreten war groß und verdient.

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