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Vorsprechen mit Gitarre: Frédéric Brossier zu Gast im Thalia-Kino

Für den Intendanten Tobias Wellemeyer war es ein klarer Fall: Frédéric Brossier wird einer der drei Neuen am Hans Otto Theater (HOT). Die unglaubliche Strahlkraft und sein guter Blick für gesellschaftliche Themen überzeugte die Jury sofort.

Von Sarah Kugler

Für den Intendanten Tobias Wellemeyer war es ein klarer Fall: Frédéric Brossier wird einer der drei Neuen am Hans Otto Theater (HOT). Die unglaubliche Strahlkraft und sein guter Blick für gesellschaftliche Themen überzeugte die Jury sofort. Beim Vorsprechen im November vergangenen Jahres nahm Brossier seine Zuschauer so gefangen, dass Wellemeyer noch am Mittwochabend einen verklärten Blick bekam, als er davon erzählte.

Gemeinsam mit Wellemeyer, der Chefdramaturgin Ute Scharfenberg sowie den Darstellerinnen Denia Nironen und Leonie Rainer war Brossier gestern im Thalia-Kino zu Gast, um über die Ausbildung zum und die Arbeit als Schauspieler zu sprechen. Anlass war die Vorführung des Dokumentarfilms „Die Prüfung“ von Regisseur Till Harms, der vorab gezeigt wurde. Er erzählt vom Ablauf der Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) – einen Prozess, den alle drei anwesenden HOT-Schauspieler durchlaufen haben. „Für mich war das damals mein erstes Vorsprechen, das war alles sehr neu und aufregend“, erinnerte sich Brossier, der in dieser Spielzeit am HOT bereits in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ als Demetrius seinen Einstand gab. Dabei bewies er, dass er musikalisches Talent besitzt – eine Stärke, die ihm sowohl in Hannover als auch beim Vorsprechen am HOT zugutekam. „Auf einmal hat er seine Haare aufgemacht und angefangen Gitarre zu spielen und wir waren alle hin und weg“, schwärmte Wellemeyer lachend.

Im Potsdamer Theater, das mit Musical-Produktionen wie „La Cage aux Folles“ oder „My Fair Lady“ schon mehr als einmal die musikalische Seite seines Ensembles gezeigt hat, fühlt sich Brossier sehr wohl. Es habe sich bewusst für das HOT entschieden, obwohl er auch nach Celle oder Lüneburg hätte gehen können. „Ich finde es toll, dass das Theater nicht vor großen Stoffen wie Hamlet zurückschreckt, sich aber trotzdem auch modernen Stücken widmet“, so Brossier, der ursprünglich aus Rüsselsheim bei Frankfurt am Main kommt. Außerdem gebe es wenig feste Regisseure, was die Arbeit sehr abwechslungsreich und spannend mache. „Ich möchte im Moment so viel wie möglich ausprobieren und jede Erfahrung mitnehmen – wenn ich dabei auch mal in einem Musikstück mitwirken darf, umso besser“, sagte er. In der nächsten Spielzeit wird der 24-Jährige unter anderem in dem Stück „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ von Joël Pommerat zu sehen sein, in dem in 15 Szenen verschiedene Liebesbeziehungen thematisiert werden. Auch eine seiner bevorzugten Figuren durchlebt eine der ganz großen Romanzen der Theaterwelt: „Ich würde unglaublich gerne mal den Ferdinand aus Schillers ,Kabale und Liebe’ spielen“, so Brossier, der nicht nur in Potsdam spielt, sondern auch hier lebt. „Der hat emotional eine riesige Fallhöhe und Schiller hat sprachlich eh die schönsten Stücke geschrieben.“ Sarah Kugler

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