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Von Klaus Büstrin: Preußische Silberpracht

„Brüderlicher Tafelglanz“: Zwei Ausstellungen in den Schlössern Glienicke und Babelsberg

Zwei königliche Brüder, Prinz Carl von Preußen und Wilhelm von Prinzen. Sie liebten das Militärische, das Repräsentative und im Falle von Carl auch die Kunst. Die Baukunst und das Sammeln von Antiken waren sein Steckenpferd. Da war er ähnlich seinem anderen Bruder, dem König Friedrich Wilhelm IV. Schönes und Wertvolles um sich zu haben, danach stand vor allem Carl der Sinn. Die Frauen der beiden Prinzen (Wilhelm wurde später König von Preußen und erster deutscher Kaiser) waren Schwestern und kamen aus einem Umfeld, wo Kunst und Literatur sich die Hände reichten. Als Töchter des Erbgroßherzogs Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach und seiner Frau Maria Pawlowna hatten Augusta und Marie mit Goethe und mit anderen Berühmtheiten der Weimarer Klassik engen Kontakt. 1827 beziehungsweise 1829 heirateten die beiden preußischen Brüder Marie und Augusta. Aus diesem Anlass wurden für beide Hofhaltungen besondere Prunkstücke aus erlesenem Material angefertigt, die auch durch ihre Inszenierungen auf dem Tisch die Besucher für sich einnahmen: das Tafelsilber.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zeigt in dieser Saison zwei Silberausstellungen im Schloss Babelsberg und im Schloss Glienicke, dort also, wo die Prinzen ihre Sommerresidenzen hatten. Die Schätze waren bis vor kurzem in der Silberkammer des Schlosses Charlottenburg untergebracht, die jedoch wegen dringender Sanierungsarbeiten vorerst geschlossen bleibt.

Das Besondere an der Präsentation in Glienicke ist, dass es erstmals das bisher verschollen geglaubte Hochzeitssilber des Prinzen Carl und seiner Frau Marie auf einer für die Besucher arrangierten Tafel im Roten Saal zeigt. Neben runden und ovalen Tellern, Schüsseln, Salzgefäßen und Leuchtern prägt die Tafel vor allem die Warwick-Vase, deren Vorbild von einem  Gefäß aus der Antike stammt.

Keinen Geringeren als bei dem damals berühmten Berliner Goldschmied Johann George Hossauer gab man das Tafelsilber in Auftrag. Der Künstler hat das Hochzeitssilber für den Prinzen Carl nach englischem Vorbild, das durch eine gewisse Zurückhaltung in den Formen besticht, angefertigt. Die Engländer wiederum haben sich nach französischen Barockkünstlern gerichtet.

Im vergangenen Jahr tauchten 20 Teile des Silbers auf dem Kunstmarkt auf. Eine Händlerin aus Landsberg am Lech erwarb es von einer Familie im schweizerischen Lugano. Und dann „läuteten die Glocken“ in Potsdam. Dank der finanziellen Hilfe der Stiftung Deutsche Klassenlotterie, der Allianz-Stiftung und der Ernst-von-Siemens-Kulturstiftung konnte das Hochzeitssilber zurückgekauft werden. In die Schweiz kam es, so erzählte Kuratorin Silke Kiesant, als 1918 der Enkel des Prinzen Carl, Friedrich Leopold, Deutschland verlassen musste und Kunstschätze aus dem Nachlass seines Großvaters in Berlin und Glienicke mit in die Emigration nahm und es veräußerte.

Fast kann man vom Schloss Glienicke zum Schloss Babelsberg schauen. Aber wenn man Teile aus dem Hochzeitssilber für den Prinzen Wilhelm und seine Frau Augusta näher in Augenschein nehmen möchte, muss man sich auf den Weg machen, über den Böttcherberg, durch Klein Glienicke bis zum Schloss. Die Sommerresidenz der königlichen Herrschaften hat erstmals das ebenfalls von Hossauer angefertigte Silber aufgenommen, alles sehr prunkvoll, ob die Deckelterrinen oder die Wärmeglocken mit ihren mächtigen Adlern und mancherlei Kriegsgerät. Da stimmt man dann gern in den Lobgesang der Kuratorin Claudia Meckel auf das bescheidenere und handliche Reiserservice Augustas ein. Dies stammt von Hossauers Berliner Konkurrenten George Humbert.

Mit der Silberpracht, die in Babelsberg und Glienicke zu sehen ist, will man deutlich machen, welch hohe Handwerkskunst es in Preußen gab, aber auch welch eine überbordende Repräsentation man für eine prachtvolle Hofhaltung man beanspruchte.

Beide Ausstellungen sind bis zum 31. Oktober geöffnet , Schloss Glienicke und Schloss Babelsberg, Di bis So, 10-18 Uhr

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