zum Hauptinhalt

Von Klaus Büstrin: „Ich habe für das Konzert hart gearbeitet“

Stars international: Der unkonventionelle Stargeiger David Garretts gab Konzert im Nikolaisaal

Eine sehr gemischte Zuhörerschar wandelt im Foyer des Nikolaisaals. Neben den bekannten Gesichtern mittleren und älteren Semesters, die man bei Klassik-Konzerten im Nikolaisaal fast immer erlebt, haben sich diesmal viele junge Leute eingefunden. Es schien, dass sie hier das erste Mal sind. Sie haben für diesen Abend wohl ihre besten Klamotten aus dem Schrank geholt. Ganz im Gegensatz zu ihrem Idol David Garrett, der in Potsdams Konzerthaus musizieren will.

In einem ganz und gar unkonventionellen Outfit erscheint der jungenhaft-sympathische Stargeiger auf der Bühne: mit lässigen schwarzen Jeans. Auch das Hemd und die Jacke weichen von der sonstigen Konzertgarderobe seiner Kollegen ab. Das ist Teil seiner eigenen Vermarktung, denn auch damit will er jungen Leuten die Tür zur klassischen Musik öffnen. Und dies hat der gebürtige Aachener Sohn deutsch-amerikanischer Eltern, der als Wunderkind galt, in New York studierte und nach einem Tief jetzt wieder eine beispiellose Karriere macht, auch im Nikolaisaal vor. Nicht Pop, Metallica oder Gipsy-Dance wird er also – wie so oft – musizieren, sondern Werke, die für manchen seiner Zuhörer Neuland sind. Sie applaudieren heftig, kreischen so laut, dass man meint, man würde in einem Rockkonzert sein. David Garrett kennt solche emotionalen Bekundungen allzu gut. Das sich in Klassik auskennende Publikum wundert sich dann darüber, lächelt oder lacht lauthals. Ihr Beifall ist auf alle Fälle von anerkennender Herzlichkeit und schließlich von Begeisterung für die musikalischen Leistungen des 27jährigen Stargeigers erfüllt.

Kein leichtes Programm offerierte David Garrett gemeinsam mit seiner aus der Ukraine stammenden Partnerin am Klavier Milana Chernyavska. „Ich habe sogar ein paar Tage für dieses Konzert hart gearbeitet“, teilt er dem Publikum mit. Nun, wenn das so sein sollte, dann muss man ihm bescheinigen: Das Üben hat sich gelohnt, auch wenn ihm nicht alles gelang.

Werke der Romantik wählte der Geiger für das Konzert aus, von dem Franzosen César Franck, dem Norweger Edvard Grieg sowie dem Spanier Pablo de Sarasate. Bei der Wiedergabe der A-Dur-Sonate von Franck sowie der c-Moll-Sonate von Grieg kommt Garrett ohne Show-Elemente aus. Da ist er ganz bei der Musik und bei sich, schaut zwar hin und wieder in die Noten der Pianistin, doch ohne mit ihr zu kommunizieren. Vor allem in der Franck-Sonate bleibt der musikalische Dialog aus. Auf der Suche nach impressionistischen Klangfarben macht Milana Chernyavska bessere Figur als Garrett. Er betont mit seinem warmen Violinspiel allzu sehr das Weiche. Kontraste gibt es bei ihm kaum. Die Interpretation der Sonate von Edvard Grieg ist da schon eher von einem breitbandigen, dynamischen Klangbild bestimmt. Violine und Klavier verschmelzen zu einem Ganzen. Da wusste der Geiger die weit gespannten Melodiebögen mehr zum Tragen zu bringen. Von Temperament und Virtuosität sind die Stücke des bedeutenden Geigers des 19. Jahrhunderts, Pablo de Sarasate, bestimmt. Den halsbrecherischen Passagen und höchst einfallsreichen Arrangements der tänzerisch bewegten Stücke wurde Garrett bestens gerecht. Aber dabei offenbart er sich auch als Showmaster. Manchmal erinnert er darin an André Rieu, von dem er, wie er in einem Interview sagte, jedoch nichts hält.

Als Zugaben wählte Garrett ebenfalls Tänzerisches, unter anderen von Johannes Brahms. Das Lied „Mein Hut, der hat drei Ecken“ soll schließlich die Pianistin „aus dem Hut“ spielen. Dabei bringt er ihr erst die erforderlichen Harmonien bei. Das Publikum hat seinen Spaß daran. Doch Milana Chernyavska?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false