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Christine Anlauff.

©  Andreas Klaer

Kultur: Von Katzen, Morden und Potsdam-West

Die Potsdamer Schriftstellerin Christine Anlauff hat mit „Katzengold“ ihren ersten Kriminalroman geschrieben – heute Buchpremiere in Potsdam

Die Sache mit den Katzen war eine Idee des Verlags. Besser gesagt eine nett, aber bestimmt formulierte Forderung.

Christine Anlauff hatte das Manuskript ihres ersten Krimis wie vereinbart beim Berliner Aufbau Verlag abgegeben. Dann die ersten Reaktionen aus dem Lektorat: Alles ganz toll, alles wirklich super. Doch Christine Anlauff blieb skeptisch. Diese Äußerungen kannte sie schon von früheren Manuskripteinsendungen. Sie wartete auf das fast schon zwingende „Aber“; und es kam.

Aber etwas fehle in ihrer ansonsten sehr gelungenen Geschichte. Eine Kleinigkeit nur, aber eine entscheidende. Katzen! Sie solle doch Katzen in ihrem Krimi ermitteln lassen.

So, wie Christine Anlauff einen anschaut, während sie diese Geschichte von der ergänzenden Kleinigkeit erzählt, so entgeistert muss sie auch damals geschaut haben, als der Vorschlag vom Verlag kam. Als man dann zu ihr sagt, dass die Verbindung von Katzen und Krimis spätestens seit „Felidae“ nicht mehr zu den originellsten Ideen zu zählen ist, blickt Christine Anlauff einen fast dankbar an.

„Danke“, sagt sie.

Aber mal ganz ehrlich, entgegnet man. Ohne die Katzen, ohne den frisch kastrierten Serrano, ohne die schöne Aurelia und ohne den uralten Kater Bismarck, der seinen Namen wegen seiner Vorliebe für bestimmte Heringe trägt, wäre ihr Buch „Katzengold. Serrano ermittelt“ nur schwer vorstellbar.

Ja, sagt Christine Anlauff. Das hätten ihr auch schon andere gesagt, die „Katzengold“ gelesen haben. Doch von den Höhen und vor allem Tiefen der zweieinhalb Monate, die sie nach der Bitte des Verlages mit dem Umarbeiten ihres Manuskripts verbracht hat, will sie jetzt lieber nicht reden.

Sei es drum, Christine Anlauffs zweiter Roman, nach „Good morning. Lehnitz“ aus dem Jahr 2005, ist endlich erschienen. Am heutigen Mittwoch liest sie daraus im Potsdamer Literaturladen. Der Auftritt ist gleichzeitig die Buchpremiere von „Katzengold. Serrano ermittelt.“

Auch wenn Serrano, einer der tierischen Hauptakteure in diesem Buch, einen italienischen Schauplatz für die Verbrechen vermuten lässt, „Katzengold“ ist ein waschechter Potsdam-Roman. Oder genauer: Ein Potsdam-West-Roman.

Es ist der Stadtteil, in dem die 39-jährige Christine Anlauff, zusammen mit Mann und vier Kindern, seit über zehn Jahren lebt. Es ist ihr Stadtteil, den sie ganz genau beobachtet. Diese Mischung aus Lebenskünstlern und Leuten mit Geld. „Die sich aber untereinander verstehen“, sagt Christine Anlauff. Diesen Stadtteil wollte sie verewigen, eine Art Porträt schaffen. Aber warum ausgerechnet in einem Kriminalroman?

„Weil ich eine alte Krimitante bin“, sagt Christine Anlauff. Mit Agatha Christi angefangen, hat sie inzwischen Unmengen an Krimis verschlungen. Die französische Erfolgsautorin Fred Vargas zählt zu ihrem Vorbild. Deren Romane hat sie eingehend studiert und analysiert und schnell erkannt, dass das Schreiben von Kriminalromanen eine wahre Handwerkskunst ist. „Wenn ich wollte, könnte ich jetzt eine Dissertation über Fred Vargas schreiben“, sagt sie mit lakonischem Unterton.

Sie hat mit ihrer Geschichte um den Hauptkommissar Liebermann und Kater Serrano gerungen, die auf der Suche sind nach der verschwundenen Journalistin Charlotte Olbinghaus und der Katze Aurelia, die ebenfalls plötzlich weg von den Straßen in Potsdam-West ist. All die Tricks und Kniffe, die das Handwerk des Kriminalromans von ihr verlangt. Dabei hat sie den Vorsatz, ein Porträt über ihren Kiez zu schreiben, aus den Augen verloren. Aber gerade dadurch, so scheint es, ist ihr genau das gelungen: Ein Buch über Potsdam-West. Man liest „Katzengold“ und denkt: Wer in einem Buch über Potsdam erzählen will, der muss er es einfach so schreiben. Wie ein beiläufiges Schlendern durch Straßen, die man schon kennt oder gerade kennenlernt und so erst entdeckt oder neu entdecken kann.

„Unter Cosy Crime hat der Verlag mein Buch eingeordnet“, sagt Christine Anlauff.

Wie bitte?

„Cosy oder Soft Crime“, erklärt sie. Das seien Krimis mit maximal vier Leichen, viel Atmosphäre und weniger Psychologie. In „Katzengold“ gibt es zwei Leichen. Christine Anlauff zuckt mit den Schultern. Verlage halt. Sie lässt sich davon nicht mehr irritieren. Dirk Becker

Buchpremiere von „Katzengold“ heute, 20 Uhr, im Literaturladen, Dortustraße 17. Der Eintritt: 5, ermäßigt 3 Euro. „Katzengold. Serrano ermittelt“ ist im Aufbau Verlag erschienen und kostet 14,95 Euro

Dirk Becker

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