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Kultur: Von Jerusalem an den Schwielowsee Elisabeth Roloff wird morgen in der Stülerkirche Caputh ein Orgelkonzert geben

Elisabeth Roloff lebt nun gut 24 Jahre lang in einer der ältesten Städte der Welt, in Jerusalem. Seit 5000 Jahren wohnen in ihr Menschen.

Elisabeth Roloff lebt nun gut 24 Jahre lang in einer der ältesten Städte der Welt, in Jerusalem. Seit 5000 Jahren wohnen in ihr Menschen. Drei Tage bevor die gewaltsame Eskalation zwischen den Hisbollahs und Israel begann, bestieg Elisabeth Roloff das Flugzeug in Jerusalem, um nach Deutschland zu fliegen. Es war keine Flucht vor den Gefahren, die in dieser Region sich schnell zu kriegerischen Auseinandersetzungen entwickeln. Elisabeth Roloff hat sich zu einer ihrer jährlichen Konzertreisen auf den Weg nach Europa gemacht. „Natürlich habe ich Angst vor den Ungewissheiten, bange um meine Freunde, die in Israel zurück blieben, und hoffe, dass die gewalttätigen Spannungen bald ein Ende nehmen.“ Am Telefon führten wir noch dieses Gespräch, doch heute wird Elisabeth Roloff in Potsdam eintreffen und weiter nach Caputh fahren, um ihrer Profession nachzugehen, Orgel zu spielen.

Die Organistin ist Kirchenmusikerin an der Erlöserkirche in Jerusalem. „ Das Gotteshaus steht im Herzen der Altstadt. Sie wurde im neoromanischem Stil erbaut und am Reformationstag 1898 durch den deutschen Kaiser Wilhelm II. eingeweiht“, erzählt Elisabeth Roloff. „Vom Turm hat man einen wunderbaren Rundblick auf die Jerusalemer Altstadt, wo die verschiedenen Religionen in ihren jeweiligen Vierteln wohnen, die jüdischen, muslimischen und christlichen.“ Die Erlöserkirche ist eine deutsche evangelische Kirche und untersteht der Deutschen Evangelischen Jerusalemstiftung mit Sitz in Hannover. „Es gibt von verschiedenen religiösen Seiten neben den verbalen Bekundungen für ein friedliches Zusammenleben auch Taten. So werden in der Erlöserkirche ökumenische Gottesdienste gefeiert. Das Schwierige ist aber, dass es innerhalb der Religionen manche Nuancierungen gibt, deren Vertreter oftmals auf ihre Überzeugung starr beharren“, so Elisabeth Roloff.

Die Erlöserkirche hat eine relativ kleine Orgel, die von der Berliner Orgelbaufirma Carl Schuke gebaut wurde. 21 Register und zwei Manuale befinden sich in ihr. „Man muss den Orgelklang in den akustisch nicht so ganz einfachen Raum mit einbeziehen. Die Nachhallzeiten betragen sechs Sekunden. Dadurch wirkt die Kirche auf den Hörer größer als sie wirklich ist. Aber wenn man sich mit den akustischen Besonderheiten angefreundet hat, dann ist das Gotteshaus für die Wiedergabe von Orgelmusik ganz wunderbar“, erzählt die Musikerin.

In den siebziger Jahren hat in der Erlöserkirche eine Organistin aus Japan eine Orgelmusikreihe ins Leben gerufen. Auch Elisabeth Roloff wurde eingeladen, an der Schuke-Orgel zu musizieren. Die in Westfalen Gebürtige studierte Kirchenmusik in Westberlin, Köln, und London. Dann nahm sie die Organistenstelle an der Deutschen Kirche in Paris an. In der französischen Hauptstadt lernte sie auch Marie-Claire Alain kennen, die Schwester des ebenso berühmten Jehan Alain, einem Komponisten, der den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Orgel legte. Bei Marie-Claire hat Elisabeth Roloff entscheidende Impulse in Sachen Interpretation vor allem von französischer Orgelmusik gemacht.

1982 folgte sie dem Ruf, nach Jerusalem zu kommen. An der Erlöserkirche ist sie für die liturgische Musik in Gottesdiensten verantwortlich und zugleich veranstaltet sie viele Konzerte im Gotteshaus. „Die Gemeinde ist klein, aber in friedlichen Zeiten bevölkern viele Touristen die Kirche. Auch Juden besuchen die Konzerte. Muslime eher nicht, denn ihre Kulturtradition ist eine andere“, berichtet die Kirchenmusikerin. An der Musikakademie in Jerusalem hat sie zugleich eine Dozentenstelle für Orgelmusik inne.

Auf ihrer gegenwärtigen Konzertreise durch deutsche Städte macht sie morgen in der Stüler-Kirche Caputh Station. Die Hüfken-Orgel hat sie schon 2005 gehört, als sie einen Ausflug von Potsdam an den Schwielowsee machte. In der Potsdamer Propsteikirche St. Peter und Paul gab sie nämlich ein Konzert. Und so konnte sie aus dem eigenen Klang-Erleben ein Programm erarbeiten, das sie unter dem Titel „Frühvollendet“ zusammenfasst. Werke von viel zu früh verstorbenen Komponisten werden erklingen, von Mozart, Mendelssohn, Reger und Alain. „Und wenn ich in einigen Wochen in Jerusalem eintreffe, hoffe ich, dass die Waffen wieder ruhen“, sagt Elisabeth Roloff am Telefon in Bielefeld. Ihr Muiszieren versteht sie als ein „bescheidenes“ Friedenszeugnis.

23. 7., 19 Uhr, Stülerkirche Caputh

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