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Lebensprall. Heinz Böhms Akte.

© Klaer

Kultur: Von einem, der malen kann. Und wie!

Ein Intermezzo zum 111. Geburtstag Heinz Böhms

Die Hitze des Sommers legt sich bleiern über den Garten. Satte Farben statt flirrende Leichtigkeit. Das Paar sitzt untätig am runden Gartentisch, den Kopf erschöpft in die Hände gestützt. Die späten Blüten des Sommers stecken dichtgedrängt in der Vase. Man spürt die Schwüle, das langsame Vergehen. Heinz Böhm zog die Natur ganz dicht an sich heran, ging in ihr auf. Seine Bilder spiegeln die Jahreszeiten in heiterer Gelassenheit und herbstlicher Melancholie. Alles ist im Fluss, in sich auflösenden Konturen.

Ein kurzes Intermezzo zum 111. Geburtstag erinnert bis Sonntag im Museumshaus „Zum Güldenen Arm“ an den 1988 verstorbenen Potsdamer Maler, der ganz eigensinnig und doch stark geprägt durch die 30-er Jahre seinen künstlerischen Weg ging. Als Suchender in der Poesie des Alltags. Familie, Garten, Interieur, Stillleben: Das Einfache, das so schwer zu machen ist, versuchte er einzufangen. Atmosphärisch dicht, weit weg vom abgezirkelten Realismus. Er schlägt seine Kreise weiter. Böhm kann zeichnen. Und wie! Das bezeugen schon allein seine Selbstbildnisse. Fein und akribisch. Aber er kann auch zurücktreten, Licht, Luft und Wasser verschmelzen lassen. Im fließenden Strom.

Der geborene Rixdorfer hatte es nicht weit, als er 1924 zur HDK Berlin-Charlottenburg ging. Carl Hofer und Emil Orlik lehrten ihn bis 1932 das Malen und Zeichnen. Er wurde Meisterschüler bei Hofer.

Seit den vierziger Jahren arbeitete er zeitweise als Trickfilmzeichner. Sein freies künstlerisches Schaffen entfaltete sich nach 1963, als er in Potsdam-Nedlitz ein Haus bezog. Mit seinem Gartenrefugium, in der die Familie und Freunde den Wonnen der Natur frönten und beim Rotwein klönten. „Um Heinz Böhm versammeln sich die Potsdamer Künstler, darunter Kurt Robel, Hubert Globisch, Ronald Paris, Wolfgang Wegener, sein Nachbar, um über Kunst zu debattieren. Von Giotto bis zum ,sozialistischen Realismus’ bleibt nichts undiskutiert.“, erinnert sich Ute Samtleben, die in ihrer Galerie in der Brandenburger Straße oft das Werk Böhms zeigte.

Die Stadt Potsdam richtete ihm erst eine Personalausstellung aus, als er schon 65 Jahre alt war. Böhm machte es dem Betrachter auch nicht immer leicht: mit seinen auf besondere Art ausgeformten Figuren, mit ihrer mitunter fleckenhaften Plastizität und mit der eigenen, gar nicht naturalistischen Farbgebung. Unabhängig von ideologischen Erwartungen, die an die Künstler herangetragen wurden, gelang es ihm, sich mit seiner Kunst durchzusetzen. Seine „Badenden“ oder die Helden der Odyssee-Orgien stecken voll Lebenslust. Und natürlich auch sein weiblicher Akt, der im Gesamtwerk nicht wegzudenken ist. Vital und lebensprall. Heidi Jäger

Zu sehen bis 4. Februar im „Im Güldenen Arm“, Hermann-Elflein-Straße 3

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