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Bestürzende Bilder in dem Film Patient Klima von Matthias Heeder und Milka Pavlicévic. Er wurde zur Eröffnung der Ökofilmtour im Filmmusueum gezeigt.

© Ökofilmtour

Von Astrid Priebs-Tröger: Wir müssen bezahlen!

Ökofilmtour 2009 mit zwei Filmen am Mittwochabend im Filmmuseum eröffnet

Der Kurzfilm gleich zu Beginn des Festivalprogramms der diesjährigen 4. Ökofilmtour im Land Brandenburg brachte es auf den Punkt. „Du kannst was ändern!“, war seine Botschaft, die witzig und originell verpackt daherkam: Das kleine Mädchen wird ab sofort den Nachtmonstern trotzen und tapfer im Dunkeln schlafen, weil dadurch viele Hundert Kilowattstunden Energie gespart werden können. Was hier ganz kinderleicht erscheint, ist im Weltmaßstab ein Riesenproblem. Denn obwohl den meisten Menschen inzwischen klar sein müsste, dass unser Klima ernsthaft krank ist, werden weltweit viel zu kleine und zu wenige Schritte getan, um daran grundlegend etwas zu ändern.

Der erste Wettbewerbsbeitrag „Patient Klima“ von Matthias Heeder und Milka Pavlicévic, der am Mittwoch zur Eröffnung im Filmmuseum gezeigt wurde, hatte bestürzende Bilder dafür. Und doch war seine Botschaft nicht so eindeutig wie die des ersten Beitrages.

Denn anstatt den Klimawandel durch millionenfache alltägliche Verhaltensänderungen zu stoppen, geht es sowohl in New York als auch in der Sahelzone (nur noch) darum, sich mit ganz unterschiedlichen „Mauern“ an die dramatisch veränderten Bedingungen anzupassen.

Barrieren und Konkurrenz bestimmen auch das Verhalten von Politikern auf den Klimagipfeln, auf denen ein Vertreter aus Papua-Neuguinea den USA, die nicht bereit sind, die Führungsrolle zu übernehmen, inzwischen öffentlich sagt, dass „sie bitte aus dem Weg gehen sollen!“

Solche Bilder verstören und erwecken Hoffnung zugleich. Genauso wie die anschließende kontrovers geführte Podiumsdiskussion mit dem brandenburgischen Umweltminister Dietmar Woidke und der Grünen-Politikerin Cornelia Behm, der Filmemacherin Inge Altemeier und dem Alternativen Nobelpreisträger Michael Succow. Er bezeichnete den zweiten Wettbewerbsbeitrag „Hier Bio, dort Tod – Vom Sterben des Orang Utans“ von Inge Altemeier als mutigen und starken Film. Der die Misere, in der die Menschheit steckt, eindringlich und ungeschönt zeigt. Der durch den Menschen verursachte Klimawandel ist aus seiner Sicht nicht mehr entscheidend aufzuhalten, selbst wenn es gelänge, die weltweite Zerstörung vor allem der speichernden Ökosysteme – wie der tropischen Regenwälder oder der europäischen Moore - einzuschränken oder gar rückgängig zu machen.

„Ich kann keine wirkliche Hoffnung geben“, sagte der engagierte Moorforscher und Umweltpionier, um dann doch nach „vorn“ zu diskutieren. Er fordert die umgehende Monetarisierung, also die In-Wert-Setzung der Leistungen der Ökosysteme und die volle Verantwortung der „ersten“ Welt dafür. „Wir müssen bezahlen!“, ist sein Credo. Nicht nur für die Zerstörung des indonesischen Regenwaldes durch Palmölplantagen zur angeblich nachhaltigen Energiegewinnung, sondern vor allem auch für unseren erreichten Lebensstandard. Indem wir „unser“ Geld beispielsweise in den Erhalt der weltweiten Primärvegetationsdecke stecken, was nicht primär Profit abwirft, aber das Überleben der Menschheit sichern hilft. Diese Botschaft ist selbst von Kindern zu verstehen. Die 4. Ökofilmtour, die bis 22. April mit vierzig Filmen durch das ganze Land Brandenburg tourt, hat sich mit ihrem diesjährigen Programm diese klar als Adressaten ausgesucht.

Fast die Hälfte der Wettbewerbsbeiträge, die sowohl von einer Jury als auch von den Zuschauern bewertet werden, richtet sich an Kinder und Jugendliche. Und verhandelt im Gewand von Dokumentar- und Spielfilmen nicht nur aufklärerisch und pädagogisch. Sie wollen auch humorvoll die ökologischen und damit zusammenhängenden sozialen und gesellschaftspolitischen Fragen aufwerfen.

Vielleicht kann die Filmtour auf diese Art und Weise punktuell zu kleinen Verhaltensänderungen wie „Licht aus in der Nacht!“ beitragen.

Programm unter www.oekofilmtour.de

Astrid Priebs-Tröger

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