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Von Astrid Priebs-Tröger: Laufsteg-Schönheiten

„Lieber schön als dumm“: Ergebnisse des Sommerkunstprojektes im KunstWerk

Das Thema Mode beschäftigt Produzenten und Verbraucher gleichermaßen. Die einen müssen sich am laufenden Band neue Kreationen ausdenken und die anderen sich ständig bemühen, kleidungstechnisch immer auf dem neuesten Stand zu sein. Gerade für Jugendliche ist das ein Spagat, der nicht leicht zu bewerkstelligen ist. Neben dem nötigen Kleingeld gehören auch eine Portion Formverständnis, Geschmack und nicht zuletzt eine ganze Menge Selbstbewusstsein dazu, sich eben gerade so oder so zu kleiden.

Unter dem Motto „Lieber schön als dumm!“ haben sich in diesem Jahr über 50 Kinder, Jugendliche und Erwachsene des Offenen Kunstvereins in ihrem traditionellen Sommerkunstprojekt in der „Klinkenmühle“ in Gottsdorf mit dem Thema Mode kreativ und humorvoll auseinandergesetzt. Ergebnis ist wie schon so oft eine vielfarbige und vielgestaltige Ausstellung, die im KunstWerk zu sehen ist.

Zur Vernissage luden Laufsteg-Schönheiten der besonderen Art die zahlreichen Besucher zur Kunstbetrachtung ein: Acht junge Männer hatten sich mit grellbunten Frauenkleidern und Perücken kostümiert und so einen ersten Akzent zur Auseinandersetzung mit gängigen Schönheitsidealen gesetzt.

Auch in den meisten der anderen ausgestellten Exponate geht es nicht darum, heutige massenkompatible Schönheitsideale zu bebildern. Auf der Gemeinschafts arbeit „Laufsteg“ sind Figuren zu bewundern, die von Märchen- oder Comicgestalten inspiriert sind: Drachengeflügelte neben Dschungelfrauen, ein Kraftprotz neben einem verdrucksten Lover in Herzhosen. Auch die Figuren in der beweglichen Installation „Kunstklau“ – die Köpfe und Leiber sind neu zusammensetzbar – bedienen sich aus vielen verschiedenen Quellen. Bei den über ein Dutzend ausgestellten Plastiken kommen dann noch ganz andere Faktoren ins Spiel: das Schönheitsempfinden anderer Völker und Kulturen lässt hier Figuren mit kunstvollen Gesichts- oder Körpertatoos, Feder- oder Perlenschmuck entstehen. Und jugendliche Kunstproduzenten mit schwarzem Humor verewigten dann schon mal einen abgeschnittenen Galgenbruder oder einen Verbrecher inklusive Messer in der offenen Brust in Pappmaché.

Aber auch die „wahre“ Schönheit hat ihren Platz in der sehenswerten Ausstellung gefunden. Gleich am Eingang gibt es paradiesisch anmutende Collagen von Janine zu sehen und im Obergeschoss haben Tabea und Veronika den ausgestellten witzigen einäugigen und zahnlosen Prinzessinnen ihre drei bildschönen Elfengestalten mit geschmackvollen Kleidern gegenübergestellt.

Summa summarum lässt sich auch hier wieder sagen, dass sich über Geschmack nicht streiten lässt und die Beschäftigung mit Mode und Moden eine äußerst fantasievolle und sinnliche Herausforderung gerade auch für Kinder und Jugendliche ist.

Bis 12. Oktober im KunstWerk, Mi bis So, 15 bis 19 und Do, 15 bis 22 Uhr

Astrid Priebs-Tröger

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