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Erica Oeckel mit ihrem Engel, den sie auch aus Chur mitbrachte.

© Andreas Klaer

Von Astrid Priebs-Tröger: Kreative Herumtreiberei

Erica Oeckel war zum Künstleraustausch in der Schweiz und zeigt ihre Bilder im Kunsthaus Puschkin

Als erstes fällt eine dynamische Figur ins Auge. Von fern erinnert sie an ein Känguru. Aber wenn man genauer hinschaut, stellt sich heraus, dass es die Silhouette einer Tänzerin ist. Durch Fotos in einer Zeitschrift wurde die Malerin Erica Oeckel dazu inspiriert. Denn sie hat viel gelesen und fast rund um die Uhr Musik gehört in den zwei Monaten, die sie auf Schloss Haldenstein in der Nähe von Chur verbrachte. Die 67-Jährige war Stipendiatin eines Künstleraustausches, der seit fünf Jahren regelmäßig zwischen der Stadt Potsdam und dem Kanton Graubünden stattfindet.

Als sie im September im gleichnamigen 1000-Seelenort Haldenstein ankam, musste sie sich erst einmal an die beschauliche Atmosphäre gewöhnen. Ihre erste großformatige Leinwand in der jetzigen Ausstellung im Künstlerhaus Puschkin zeugt davon, wie viel „Chaos“ sie noch hinter sich lassen musste, um richtig im über 500-jährigen Schloss anzukommen. Und im Atelier und im Ort. Doch schnell schloss die kontaktfreudige rothaarige Malerin Bekanntschaft mit einigen Dorfbewohnern. Eine Frau, die früher beim Roten Kreuz arbeitete, schenkte ihr mehrere langformatige Leinenbahnen.

Auf denen ist jetzt oft die vitale Tänzerin zu sehen. Zumeist in blauen und in lila Farbtönen. Letztere ist für Erica Oeckel die „Farbe der Verinnerlichung und Vertiefung“. Und die hat auch bei ihr selbst stattgefunden. Verbunden mit viel Leichtigkeit. Und das ist den ausgestellten, absichtlich ungerahmten Leinenbahnen auch anzusehen. Sie sind besonders licht in ihrer Farbigkeit. Und die Tänzerin „muss“ gar nichts. Sie ist einfach. Dieses Gefühl stellte sich auch nach und nach bei der energiegeladenen Malerin ein und ihre fast zwei Quadratmeter große querformatige Arbeit „Notenschlüssel“ ist die direkte Folge eines wunderbaren musikalischen nächtlichen Traumes. Auch andere der ausgestellten Arbeiten zeugen von den besonderen Energien, die sich bei der Malerin einstellten.

Erica Oeckel genoss ihre kreative Herumtreiberei so sehr, dass sie beschloss, so eine „Auszeit“ ab sofort jährlich einzuplanen. Auch wenn sie spürte, als sie wieder nach Potsdam zurück kam, dass einige Kollegen eher wenig mit ihrer Leichtigkeit anfangen konnten und ihr Objekt „Die Leere“ so gar nicht ertragen konnten. Doch ganz untätig war die agile Malerin dann in der Schweiz doch nicht: In Chur lernte sie eine Galeristin kennen, die eine Ausstellung mit ihren farbenfrohen Bildern für das kommende Jahr geplant hat.

Ausstellung im Künstlerhaus Puschkin bis 10. Januar, täglich von 14 bis 17 Uhr, Puschkinallee 16, Am Pfingstberg.

Astrid Priebs-Tröger

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