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Masken machen nackter. Der Schauspieler Steffen Findeisen.

©  Manfred Thomas

Von Astrid Priebs-Tröger: Die Kraft der Masken

Steffen Findeisen bietet einen Workshop zu Maskenarbeit im T-Werk an

Masken haben viele verschiedene Facetten. Steffen Findeisen machte seine erste Erfahrung damit als Kind. Die Nachbarin spielte bei ihnen zu Hause den Weihnachtsmann und setzte dazu eine Maske auf, an die sich der Potsdamer Schauspieler, Tänzer und Pantomime auch heute noch mit Widerwillen erinnert. „Die Augen waren klein und starr, sodass ich Angst bekam“, sagt Findeisen. Doch ein Grundthema des 47-Jährigen ist, wie er selber sagt, mit Neugierde hinter die eigene Angst zu steigen und so brachte er während seiner Pantomimenausbildung den Mut auf, sich auf die Masken einzulassen. Sie haben ihn seitdem nicht mehr losgelassen und seit November vergangenen Jahres bietet er einen Theaterworkshop Maskenspiel im T-Werk an.

Am nächsten Wochenende wird Steffen Findeisen hingegen selbst zum Lehrling. Er hat den bekannten niederländischen Maskenbauer Frans Krom eingeladen, der mit ihm gemeinsam in einem Workshop, orientiert an den sogenannten „Basler Larven“, Masken bauen wird. In fünf Tagen entwickelt jeder Teilnehmer in Auseinandersetzung mit den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft eine eigene Voll-Maske. Anfangs nähert man sich dem Thema sowie der Entscheidung über den möglichen eigenen Charakter über Bewegungsimprovisationen, dann wird gezeichnet, danach in einem ersten Schritt die Maske aus Ton geformt. Später wird eine Form aus Gips gegossen und da hinein wird dann die eigentliche Maske aus Papier geklebt werden.

Was jetzt vordergründig handwerklich klingt, entwickelt jedoch eine tiefer liegende Eigendynamik. „Mit Masken geht man in Prozesse rein“, weiß Steffen Findeisen aus seiner Spielwerkstatt und er vermutet, dass, wenn jemand nur kommt und sagt, er wolle mal eben eine Maske machen, wird es eher nicht funktionieren. Auf die geheime Kraft der Masken und jene, die sich darauf einlassen, freut er sich hingegen sehr.

Als Findeisen im November zu seinem Theaterworkshop alle, die sich für Masken interessieren, einlud, glaubte er, dass Kinder und Jugendliche kämen. Aber bisher haben sich vor allem Menschen über 30 und solche mit Theatererfahrung dafür interessiert. In seinem offenen Kurs ist jetzt ein spielerisches Laboratorium entstanden, in dem eine „sehr intensive und vor allem innere Arbeit stattfindet“, von der Steffen Findeisen teilweise selber überrascht ist. „Wie fühlst Du Dich hinter der Maske“, ist dabei eine der ersten Fragen und diesem Gefühl nachzuspüren ist für gar nicht Wenige erst einmal befremdlich. An Spielszenen ist am Anfang noch nicht zu denken. „Wie gucke, wie bewege ich mich jetzt“, müssen davor erspürt und probiert werden. Aber der jugendlich wirkende Lehrer bleibt gelassen.

Eine seiner Lieblingsübungen, die er die Schüler machen lässt, damit sie, wie er es nennt, in den „verrückten“ Zustand kommen, beginnt damit, dass sie sich mit geschlossenen Augen einem roten Tuch, das sich diagonal von ihnen in 10 bis 20 Metern Abstand befindet, nähern und es schließlich aufheben sollen. Dabei müssen sie die eigene Kontrolle loslassen und das ist es auch, was sie lernen müssen, wenn sie später die Maske aufsetzen. Sich von der Maske führen zu lassen, ist für alle eine sehr ungewohnte Erfahrung. „Probieren geht über Studieren“ findet Findeisen auch hier und erzählt, dass auch er anfangs durchaus Scheuerstellen davongetragen und ziemlich geschwitzt hat. Während seiner Ausbildung auf Bali hörte er: „Wenn Du nicht schwitzt, machst Du es nicht richtig.“

In seinem Kurs arbeitet Steffen Findeisen mit sehr reduzierten weißen Masken, die auch nicht schön sind, wie beispielsweise Venezianische Masken. Und er erzählt, dass einmal drei Gymnasiastinnen zum Schnuppern kamen, was nicht funktioniert habe. Sich hinter den Masken zu verstecken, gelingt nicht, denn auf einmal tritt die körperliche Bewegung in den Vordergrund; man selbst wird nackter. Und: eine seiner Masken, die fast ausschließlich aus einer riesigen Nase besteht, hat etwas Fundamentales, rührt, wie andere auch, an (eigene) dunkle Stellen. Die mit der Nase kann sehr bedrohlich sein, wirkt, wenn sie auf einen zurennt, fast wie ein Horn. Aber in einem Stück, das Findeisen mit ihr spielt, hat sie etwas Naives und wirkt eher luftig. Steffen Findeisen lässt sich viel Zeit, die ganz unterschiedlichen Wirkungen durch kleinste Bewegungen zu zeigen und zu erklären.

Die Teilnehmer des Maskenworkshops können mit ihren selbst erschaffenen Larven danach noch bis Ende Februar an Findeisens Spielkurs, der immer donnerstags von 19 bis 21 Uhr stattfindet, teilnehmen, und entdecken, was sie mit ihrer Maske alles machen können.

Maskenbau mit Frans Krom und Steffen Findeisen vom 28. Januar bis 1. Februar im T-Werk, Anmeldung unter www.t-werk.de oder Tel.: (0331) 71 91 39. Der Workshop findet in englischer und deutscher Sprache statt und kostet 80 Euro.

Astrid Priebs-Tröger

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