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Reflexion. K.T. Blumbergs Wasserbilder fangen die Poesie des Alltags ein.

© S. Gabsch

Kultur: Vom Schatz, der Menschen leben lässt

Die Doppelausstellung „Liquid flow“ im Rechenzentrum beleuchtet das Lebenselixier Wasser

Wasser hat magische Anziehungskraft. Ob Brunnen oder Meer, hier lassen sich die Menschen nieder – das Element wird mit dem Leben selbst verbunden. Dass es aber ein Luxus ist, von Wasser einfach nur in seiner Schönheit umgeben zu sein, wird in Zeiten, da die Nachrichten voller Naturkatastrophen sind, auch den Menschen offenbar, die noch nie mit seiner desaströsen Kraft zu kämpfen hatten.

Trocken waren etwa die Brunnen in Rom im Juli, das Wasser in der italienischen Hauptstadt wurde rationiert. In den USA haben die Menschen dagegen unter Überschwemmungen zu leiden, es gibt Tote, ganze Gebiete werden unbewohnbar. Der „liquid flow“ – der ruhige Flüssigkeitsstrom – ist hier aus dem Gleichgewicht geraten.

„Liquid flow“, so heißt die Ausstellung mit Malereien und Fotografien von Malkin Posorski und K. T. Blumberg, die noch bis zum 30. September im Rechenzentrum zu sehen ist. Mit zwei Zeitungsausschnitten zum Sturm „Harvey“ in Texas und zur Trockenheit in Italien führte der Künstler und Journalist Richard Rabensaat deshalb thematisch die rund 25 Gäste in die Bilderwelten der beiden Frauen ein. Immer schon sei Wasser ein großes Thema für die Menschheit gewesen. Weil es lebensnotwendig ist, aber auch lebensbedrohlich und unberechenbar sein kann.

Ist Wasser verfügbar, wird jede Regenpfütze und jeder sprudelnde Brunnen zur Selbstverständlichkeit – ein Umstand, der K. T. Blumberg, die in den 1970er-Jahren als Autodidaktin zur Fotografie kam, in ihren Arbeiten beschäftigt. In der Ausstellung ihrer Fotografien ist es das Wasser im urbanen Raum, das im Fokus steht. Ein Ort, den sie fotografierte, ist der Neptunbrunnen in Berlin. Das „mythische Spektakel“ aus Fontänen und Wasserspeiern, so Rabensaat in seiner Einführung, habe die Fotografin auf ihre ganz eigene Weise eingefangen. Nicht in gänzlicher Größe nämlich, sondern fragmentarisch, konzentriert auf das Wasserelement mit seinen vielen kleinen Tropfen und Spritzern.

Vom Brunnen nimmt sie im Detail die Metallarbeiten ins Visier, in denen sich Licht und Wasser brechen und spiegeln, oder nur Teile von Skulpturen ragen aus dem fließenden Nass hervor. Die Umgebung verschwimmt, wird selbst wässrig, und doch hat der Betrachter dabei die Chance, den Ort zu erkennen. „Es ging mir darum, die Schönheit zu zeigen, die in dieser Wahrnehmung liegt“, sagt sie, und meint etwa auch Momente direkt nach einem Regenguss, wenn Regentropfen von Fahrradspeichen perlen, etwas, woran ein Spaziergänger schnell vorbeigeht.

Geprägt vom Augenblick sind auch die Acrylmalereien und Zeichnungen mit Bleistift, Tusche oder Kohle von Malkin Posorski. Als sie vor zehn Jahren an den Schwielowsee zog, wurde das Wasser zu ihrem Thema. „Da hat es mich gepackt“, sagt sie, die bis dahin vor allem Landschaften gemalt hatte. Die ehemalige Dokumentarfilmerin ist fasziniert davon, dass sich Wasser durch seine Bewegungen jeglicher dauerhafter Form entzieht. Sie interessiert sich besonders dafür, wie Wasser alles, was es umgibt, verändert und vereinnahmt – menschliche Körper zum Beispiel, die in ihm schwimmen. Nach deren Formen sucht der Betrachter regelrecht, findet aber kaum heraus, wo sich nun Kopf oder Arm tatsächlich befinden. Ihre Zeichnungen, sehr reduziert auf großen Flächen vor allem in Schwarz und Grau dargestellt, deuten sehr viel nur an. Fragil wirken hier die Wellen, eingearbeitete Fotoschnipsel oder Papiere unterstreichen den zarten Eindruck.

Sehr unterschiedlich begegnen dem Betrachter am Ende also die Arbeiten der beiden Künstlerinnen, dennoch ergibt sich ein „liquid flow“, lässt er sich darauf ein. Wasser kommt eben nicht nur aus der Leitung, es ist überall. Und es reflektiert und lässt den Menschen reflektieren: Schätzt er, was ihn leben lässt? Andrea Lütkewitz

Andrea Lütkewitz

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