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Metropolis

© Deutsche Kinemathek

Kultur: Vom Kassenflop zum Kultfilm

„Metropolis“ – fast vollständig im Filmlivekonzert

Als in einem kleinen Filmmuseum in Buenos Aires im Jahr 2008 ein paar Filmrollen mit dem Titel Metropolis entdeckt wurden, war das eine filmhistorische Sensation. Denn deren Gesamtlänge war fast 1000 Meter länger als die bislang in aller Welt existierenden. Keine der bekannten Filmkopien und der daraus entstandenen Rekonstruktionen ging über eine Spielzeit von 118 Minuten hinaus. Wie die fehlende halbe Stunde Film aussah, wussten nur die Besucher der Erst-Premiere. Der Nachwelt blieben bloß die vollständige Partitur der Original-Musik sowie das Drehbuch, Standfotos und Kommentare von Kritikern, die noch in den Zwanzigern die verschiedenen Versionen des Films gesehen hatten. Bereits vor der Berliner Premiere von Metropolis am 10. Januar 1927 im UFA-Palast, wurde Ende März 1926 in den Kinos von New York eine Version gezeigt, die um ein Viertel gekürzt war. Auch die ab August 1927 in Berlin gezeigte Fassung war erheblich kürzer als die erste.

Fritz Langs utopischer Stummfilm erstaunt, verwundert, begeistert und befremdet bis heute. Das in jeder Hinsicht überdimensionale Projekt verschlang das bis dato größte Budget von 6 Millionen Mark und verursachte ein Finanzdebakel bei der UFA. Metropolis erzählt einige der charakteristischen Geschichten des 20. Jahrhunderts, allerdings nicht frei von Klischees und Kitsch. Eine Millionenstadt wird von einem gigantischen Büroturm beherrscht, aus einer unterirdischen Maschinenhalle gesteuert und dirigiert von einem kalten Manager und einem fanatischen Wissenschaftler. Vor allem die expressionistischen Bildarrangements des Films haben die Zeit überdauert. Ornamentale Massenszenen, atemberaubende Hochhauskulissen und visionäre Maschinenutopien verschmelzen mittels virtuoser Montagen zu fantastischen Choreographien. Es wundert nicht, dass in den achtziger Jahren Rockstars wie Madonna, Mick Jagger und die Gruppe Queen die kühne Ästhetik von Metropolis für Video-Clips entdeckt haben. Mit den neu aufgetauchten Szenen, erhalte der Film „eine andere emotionale Qualität“, meinte Rainer Rother von der Stiftung Deutsche Kinemathek: „Das betrifft insbesondere eine sehr umfangreiche Nebenhandlung mit dem Arbeiter 11811, auch die Figur des „Schmalen“ wird erst jetzt voll verständlich. Eine ziemlich aufregende Verbesserung betrifft die Szenen, wenn am Ende die Wasserflut kommt. Und es gibt eine lange Autofahrt durch die Zukunftsstadt Metropolis. Und die gesamte Sequenz im Vergnügungsparadies „Yoshiwara“, die man nur aus dem Drehbuch und überlieferten Fotos kennt, die aber ganz herausgenommen worden war.“ Der Nikolaisaal zeigt die rekonstruierte Metropolis-Fassung von 2010 mit der Original-Filmmusik von Gottfried Huppertz (1927). Es spielen das Deutsche Filmorchester Babelsberg und das Sinfonieorchester des Kroatischen Rundfunks unter der Leitung von Helmut Imig. Babette Kaiserkern

4. November, 20 Uhr, Großer Saal, „Vom Kino zum Konzertsaal: Fritz Langs „Metropolis“

Babette Kaiserkern

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