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Kultur: Visionen bei der Tafelrunde

„60 Jahre Israel – wann kommt der Frieden?“ war das Thema der Tafelrunde Sanssouci, die in der Ovidgalerie der Neuen Kammern stattfand.

„60 Jahre Israel – wann kommt der Frieden?“ war das Thema der Tafelrunde Sanssouci, die in der Ovidgalerie der Neuen Kammern stattfand. Zwischen vergoldeten Reliefdarstellungen der Liebschaften antiker Götter, die der Dichter Ovid besungen hatte, und Spiegeln hatten rund 100 Besucher Platz genommen, um den Ausführungen des israelischen Publizisten und ehemaligen Botschafters in Deutschland, Avi Primor, sowie von Michael Wolffsohn, deutsch-jüdischer Historiker an der Bundeswehruniversität München, zu lauschen.

Doch bevor Moderator Klaus Rost die Talkrunde eröffnen konnte, begrüßte Kulturministerin Johanna Wanka die Gäste der vom Brandenburgischen Literaturbüro organisierten Veranstaltung. Die Ministerin gab in ihren Eröffnungsworten einen knappen Überblick über die aktuellen wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen dem Land Brandenburg und Israel und vergaß auch nicht zu erwähnen, „dass wir wenig über das Leben der Menschen dort wissen.“

In den kommenden 90 Minuten skizzierten beide Gesprächsteilnehmer dann sowohl die historische Entwicklung Israels als auch die rationalen und emotionalen Befindlichkeiten der dort lebenden Menschen. Darüber hinaus fand eine leidenschaftliche Diskussion über verschiedene Wege und Möglichkeiten zu Sicherheit und Stabilität in der Region statt, in deren Verlauf auch schon mal die Worte „Du hörst mir nicht zu“ von Prof. Wolffsohn an seinen Gesprächspartner Avi Primor gerichtet wurden. Wolffsohn bezeichnete die „Zwei-Staaten-Lösung“, die Bestandteil der meisten Friedenspläne ist, als „konzeptionelle Totgeburt“ und gab stattdessen einer Konförderation, sprich einem israelisch-palästinensischen Bundesstaat, der sich an die europäische Union annähern und von ihr unterstützt werden sollte, den Vorzug. Avi Primor hingegen, der die zweite Hälfte der zum Teil erregten Diskussion nahezu allein bestritt, lehnte diese Variante entschieden ab und schlug stattdessen vor, unter dem Schutz einer internationalen Friedenstruppe im Westjordanland eine funktionierende Verwaltung aufzubauen, die die Sicherheit Israels garantieren könnte. Für den „Außenstehenden“ wurde nicht nur in dieser Gesprächsrunde schnell klar, dass es eine „einfache“ Lösung für den Nahen Osten nicht geben kann und wird.

Aber eine ziemlich salomonische Antwort hatte Primor auf die rhetorisch gemeinte Frage, wann denn der Frieden komme, doch noch parat: Nach dem Krieg ab sechs. Frei nach dem braven Soldaten Schwejk. Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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