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Über die kostenlose Barberini-App können Potsdams französische Seiten erkundet werden.

© Andreas Klaer

Virtueller Stadtspaziergang: Bonjour, Potsdam!

Über die App des Barberini können Interessierte die französischen Seiten der Landeshauptstadt erkunden - auch vom Sofa aus.

Von Carsten Holm

Potsdam - Im Januar vor fünf Jahren eröffnete der Potsdamer Mäzen und Softwareunternehmer Hasso Plattner sein Museum Barberini – jetzt hat es allen Kunstinteressierten ein Geschenk zum Jubiläum gemacht: einen virtuellen Stadtspaziergang für die kostenfreie Museums-App zum Thema „Frankreich in Potsdam“. Am Freitag wurde die Audiotour, die vor allem Dorothee Entrup umgesetzt hat, Französischlehrern im Barberini vorgestellt.

Das Angenehme: Man kann sich, mit Kopfhörern im Ohr, bei einem wirklichen Spaziergang von ihr führen – oder sich, bequem vom heimischen Sofa aus, über interessante Bauwerke und die Geschichte der Stadt weiterbilden lassen.

Seit September 2020 zeigt das Museum dauerhaft die Sammlung impressionistischer Gemälde des Museumsgründers Plattner, darunter bedeutende Werke von Monet. Was lag näher, als nach dem von Günther Jauch gesprochenen und vor zwei Jahren vorgestellten Audioguide „Italien in Potsdam“ nun mit einem Stadtspaziergang „Frankreich in Potsdam“ auf den starken Einfluss des Nachbarlandes hinzuweisen.

Die Vereinigung der brandenburgischen Französisch-Lehrkräfte hatte, wie es ihre Vorsitzende Anja Legrand formuliert, in einem „Gedankenspiel“ mit dem Barberini die Installation einer App angeregt, die die „zahlreichen französischen Facetten“ Potsdams“ vor allem für Schülerinnen und Schüler sichtbar machen sollte. Die Vereinigung hofft nun „auf zahlreiche Ausflüge nach Potsdam mit der App im Ohr“. Die App unterstütze das Unterrichtsfach Französisch – gerade in einer Zeit, in der die gymnasiale Oberstufenverordnung des Landes seit 2019 eine verpflichtende Belegung der zweiten Fremdsprache nicht mehr vorsieht.

Stadtführung beginnt beim Barberini

Mit „Bonjour et Bienvenue“ beginnt die Stadtführung beim Barberini. Die Texte sind informativ: Seit dem 17. Jahrhundert, heißt es, seien französische Baumeister, Persönlichkeiten und Gruppen in Potsdam anzutreffen gewesen. Die wechselvolle Geschichte mit Kriegen zwischen den beiden Staaten wird nicht ausgelassen – und nicht die 2013 geschmiedete Städtepartnerschaft zwischen Potsdam und Versailles. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) kündigte bei der Präsentation des Guides an, vielleicht im Januar zum Antrittsbesuch in die Partnerstadt reisen zu wollen.

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Weiter geht es über das Potsdam Museum und das Stadtschloss zur Französischen Straße, dem Zentrum des französischen Viertels, in dem viele hugenottische Einwanderer residierten, nachdem die Preußen sie 1685 mit dem Edikt von Potsdam zu sich lockten. In ihrer Heimat Frankreich wurde der Protestantismus, dem sie anhingen, verboten, hierzulande durften sie sogar ihre Gottesdienste in französischer Sprache abhalten.

Auch der Bornstedter Friedhof ist Teil der Route

Nächste Stopps: Die französische Schule in der Gutenbergstraße 78, dann die Tabakfabrik Samuel Schock an der Hermann-Elflein-Straße 27, die erste Fabrik ihrer Art in Preußen. Dann weiter zur Garnisonkirche, wo Frankreichs Kaiser Napoleon Bonaparte 1806 die Gruft Friedrichs II. besuchte. Doch die Franzosen kamen nicht als Freunde, sondern als Eroberer – der preußische König Friedrich Wilhelm III. war zuvor ins Exil nach Königsberg geflüchtet. Drei Jahre lang okkupierten die Franzosen Potsdam – und das 60 000 Mann starke Heer mussten die Einheimischen mit 80 000 Portionen Brot, 300 000 Flaschen Wein und Futter für 15 000 Pferde versorgen.

Nicht fehlen durften im Stadtführer der Bornstedter Friedhof mit dem Grab Henri de Catts, des Vorlesers von Friedrich II., und den letzten Ruhestätten der großen Hofgärtner Lenné und Sello sowie die Maulbeerenallee, wo die Seidenproduktion für das Königshaus ihren Sitz hatte. Und dann die letzten der vielen Höhepunkte der Tour: das Schloss Babelsberg und ein Fassadenstück des zerstörten Pariser Palais des Tuileries – wenn auch kurz hinter der Stadtgrenze, auf Schwanenwerder. 

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